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1986 Das Gift (SM)

1986 Das Gift (SM)

Titel: 1986 Das Gift (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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nach einer Gesichtsoperation, wieder frei bewegen können.
Er sah ein Geschäft mit Sportartikeln, merkte sich das Haus für den Rückweg, fuhr weiter auf der kurvenreichen und steilansteigenden Straße.
Nach zehn Minuten ging es wieder abwärts, und dann stieß er auch schon, kurz hinter einer Biegung, auf die Kontrolle. Links und rechts neben der Fahrbahn standen je zwei Fahrzeuge, eins vom Militär, eins von der Polizei. Am Strand war niemand, aber das kleine Stück bis zum Wasser ließ sich mühelos von der Straße aus überblicken, und so war es wohl unnötig, Posten in den Sand zu stellen. Auch landeinwärts sah er nichts von einem Sperrgürtel. Aber es gibt ihn trotzdem! dachte er. Natürlich ist er nicht so adrett um die Stadt geschlungen wie der Ledergürtel um meinen Bauch; die Kerle hocken in Erdlöchern und verlassenen Hütten, haben Ferngläser und Hunde und Sprechfunkgeräte. Wahrscheinlich hat Leo recht: Selbst wenn sie heute nacht das Wasser mit Froschmännern und Booten kontrollieren, wird man da eher durchkommen als an Land! Er fuhr an die Kontrollposten heran. Sein Auto wurde durchsucht, sein Paß überprüft. Fünf Minuten dauerte das Ganze, und dann durfte er weiterfahren.
Nach etwa achthundert Metern hielt er, sah zum Ufer, sah auf Strand und Felsen und hörte das Dröhnen der Brandungswellen. Hier war die Küste menschenleer.
Er wollte nicht auffallen durch eine zu schnelle Rückkehr,fuhr daher noch ein Stück weiter. Am Ufer der Lagune Coyuca  fand er einen Obststand. Er kaufte eine Kiste Melonen, stellte sie auf den Beifahrersitz. Dann kehrte er um. Diesmal dauerte die Kontrolle nur etwa drei Minuten. Der Soldat nahm die sechs Melonen aus dem Kasten, legte sie wieder zurück, prüfte den Paß, sah in den Kofferraum, gab dann das Zeichen zur Weiterfahrt.
Es war kurz vor elf, als er, nach halbstündigem Suchen, eine geeignete Einstiegsstelle gefunden hatte. Sie lag an einer acht bis zehn Meter hohen Felswand mit nicht zu steilem Böschungswinkel. Auf halber Höhe saßen ein paar Angler. Die sind, sagte er sich, nachts bestimmt nicht da. Er blickte sich um, suchte nach Lampen, deren Licht möglicherweise den Kletterpfad erreichen könnte. Zu seiner Beruhigung gab es keine. Er kehrte zum Wagen zurück, fuhr zu dem Sportgeschäft. In dem Laden traf er, verführt durch die ihm überraschend gebotene gute Gelegenheit, eine Entscheidung, die den Freunden die Flucht erleichtern sollte. Schon sein erster Blick auf das Warenangebot hatte ihm gezeigt, daß es in diesem Geschäft alles gab, was ein Taucher nur brauchte: Schnorchel, Lampen, Schwimmflossen, Anzüge, Beinmesser, Brillen, Uhren und vieles mehr. Doch was gleich darauf sein ganzes Interesse wachgerufen hatte, waren vier im Hintergrund stehende Scooter unterschiedlicher Größe. An dem längsten der hier als Diver-Propulsion-Vehicles bezeichneten Unterwasserschlitten hing eine Beschreibung. Er nahm sie in die Hand, überflog den in englischer Sprache abgefaßten Text, las dann einzelne Sätze: »Need a lift? Take a DPV to more underwater fun and excitement …«
»So you can decide between a higher speed or a longer run …«
»It’s the most powerful DPV in the world – able to pull two divers at approximately 3 MPH …«
Diese letzte Angabe vor allem, daß das Gerät zwei Taucher mit einer Geschwindigkeit von drei Meilen pro Stunde befördern konnte, beschäftigte ihn, und er sagte sich: So ein Ding brauchen sie! Selbst wenn’s nur eine Strecke von zwei oder drei Kilometern ist, ohne Scooter schaffen sie die nicht. Ich hab’ doch die Brandung gesehen! Und wenn sie dann noch gegen die Strömung schwimmen müssen, angewiesen nur auf ihre Körperkraft, kommen sie vielleicht überhaupt nicht von der Stelle oder treiben sogar raus. Wirklich, sie brauchen so ein Ding!
Er hängte die Gebrauchsanweisung wieder an den Griff, sah sich das Gerät an, las auf dem metallenen Mantel den Markennamen FARALLON, dachte einen Moment lang an den Farallón del Obispo und daran, daß, als sie das TNT in der Spitze des Felsens versteckten, ihre Lage besser gewesen war als jetzt. Er ließ sich den Preis nennen, fand ihn akzeptabel. Der Verkäufer sagte ihm, gegen Vorlage des Passes und Hinterlegung einer bestimmten Summe könne er das Gerät auch leihen, aber er erwiderte: »Nein danke, ich fahre übermorgen nach San Diego zurück und möchte es mitnehmen. Haben Sie auch einen gefüllten Akku?«
Der Mann griff hinter einen

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