Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1986 Das Gift (SM)

1986 Das Gift (SM)

Titel: 1986 Das Gift (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
Vom Netzwerk:
minimal. Er würde ja überall auf die Plakate stoßen. Trotzdem lassen wir einen Polizisten in seinem Zimmer und verteilen auch einige über das Hotelgelände.«
»Was willst du jetzt machen?«
»Ich muß ins LAS HAMACAS. Kommst du mit?«
»Ja.«
Sie fuhren in Wielands Auto. Der Weg war nicht weit. Es ging auf der Costera stadteinwärts. Das Hotel LAS HAMACAS, das für seine Gäste mehr bereithielt als sein Name, »Die Hängematten«, besagte, lag auf der dem Strand abgekehrten Seite der Uferstraße.
In der Rezeption fand sogleich eine Lagebesprechung statt. Die Polizisten, die die Befragung durchgeführt hatten, gaben Bericht. Sie führten dem Polizeichef zwei Zeugen vor, ein Zimmermädchen und einen Kellner. Diese beiden hatten am häufigsten mit dem Gesuchten zu tun gehabt. Sie schilderten Richard Wobeser, den sie allerdings nur unter dem Namen señor Engel kannten, als einen freundlichen und ruhigen Gast, der gute Trinkgelder gab.
»Hatte er Besuch in seinem Zimmer?«
»Nein, ich glaube nicht«, antwortete der Kellner, und das Zimmermädchen sagte: »Er war immer allein, soweit wir das mitbekommen haben.«
Jerónimo wandte sich an den Geschäftsführer:
»Kann man feststellen, ob er hier im Hotel Dollars eingewechselt hat?«
Sie gingen zum Kassierer, der sich auf diese Frage schon vorbereitet hatte. »Keine Dollars«, sagte er, »aber zweimal hat er deutsches Geld gewechselt.«
»Schecks?«
»Nein, in bar.«
»Wieviel?«
Der Mann legte die Unterlagen auf den Tresen. »Einmal vierhundert und einmal dreihundert Mark.«
Jerónimo sah sich die Belege an. »Die Paßnummer ist natürlich falsch«, sagte er.
»Aber ich habe sie richtig abgeschrieben.«
»Klar. Der ganze Paß ist falsch, denn wir wissen ja, daß der Mann nicht Engel, sondern Wobeser heißt.«
Paul Wieland übersetzte das Wort Engel ins Spanische, und daraufhin sagte der Geschäftsführer:
» Señor diábolo hätte besser gepaßt.«
Jerónimo wollte sich noch das Zimmer ansehen. Paul Wieland ging nicht mit, sondern machte sich auf den Weg ins Restaurant. Er liebte diese Speisestätte, die unter freiem Himmel angelegt und von alten Bäumen überschattet war.
Er ging durch bis zur Küche, begrüßte den Koch, den er gut kannte, ging weiter, und plötzlich, im Anblick des Tisches, auf dem die Bestellzettel gestapelt waren, kam ihm eine Idee. Er trat an die junge Mexikanerin heran, die gerade eine telefonische Bestellung entgegennahm und mitschrieb. Er wartete das Gespräch ab und sagte dann:
»Ich gehöre zu den Leuten des Polizeichefs. Sie wissen sicher, daß wir hier ermitteln. Könnten Sie mir bitte alle Aufträge von Herrn Engel heraussuchen? Es ist für uns sehr wichtig, sie einzusehen.«
Die junge Frau antwortete mit einem freundlichen »Sí, sí, señor!« und machte sich, nachdem sie die soeben aufgenommene Bestellung weitergeleitet hatte, an die Arbeit.
»Wie viele Tage?« fragte sie.
»Fünf. Nein, sechs.«
»Das geht ja noch. Außerdem waren wir in dieser Zeit nicht gut besucht.«
Sie hatte die Coupons schnell beisammen und gab sie ihm. Es waren acht. Er las sie im Stehen. Drei waren Frühstücksaufträge, und bei drei weiteren handelte es sich um Getränkebestellungen, jedesmal eindeutig nur für eine Person. Aus dem siebten Beleg ging hervor, daß Wobeser ein komplettes Menü aufs Zimmer bestellt hatte, und zwar am Tag nach seinem Einzug. Erst der letzte Zettel machte ihn stutzig. Er unterschied sich auf Anhieb von den anderen, denn in der Rubrik für die georderten Portionen stand zweimal die Drei. Wobeser hatte um ein Uhr in der Nacht drei Portionen langostinos a la parilla verlangt, dazu drei Flaschen Bier. Datum und Uhrzeit wiesen aus, daß es sich um seine erste Mahlzeit im LAS HAMACAS handelte. Es war derselbe Zeitpunkt, zu dem Schweikert im HYATT CONTINENTAL abgestiegen war.
»Darf ich den Zettel mitnehmen?«
»Natürlich. Bekomme ich ihn wieder?«
»Aber ja. Ich gebe ihn an der Rezeption ab.«
»Danke.«
Wieland kehrte in die Lobby zurück, traf Jerónimo schon dort an. Er berichtete ihm. »Sieht ganz so aus, als hätte da eine kleine Feier zu dritt stattgefunden!« sagte er dann.
Jerónimo besah sich den Coupon und fragte am Tresen, ob der Kellner, der in der fraglichen Nacht Dienst hatte, zu sprechen sei. Der Geschäftsführer schlug ein Register auf, blätterte darin. Dann antwortete er: »Es war Alejandro. Jetzt schläft er, weil er wieder Nachtdienst hatte. Aber er wohnt im Hause. Soll ich ihn holen lassen?«
»Das wäre

Weitere Kostenlose Bücher