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1986 Das Gift (SM)

1986 Das Gift (SM)

Titel: 1986 Das Gift (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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zwischen euch und uns. Denkt dran: Wenn es sie nicht mehr gibt, erfahrt ihr womöglich gar nicht, daß das Gift längst durch eure Straßen kriecht!« Ja, Fernando macht es sehr bedrohlich. Schon sein Tonfall ist eine dunkle Botschaft. Dabei würde ich, wenn mir jemand sagte, einer der vier sei nicht genügend belastbar, sofort auf ihn tippen. Er war der erste, der nach meiner Beschreibung der Monsterbabys das Flattern kriegte. Und dann, im Harz, sein naiver Vorschlag, die einzelnen Aktionen genauso durchzuführen, wie geplant, also das Deponieren der Fässer, die nächtliche Einfahrt in die Bucht, die Forderung des Lösegeldes, die Schausprengungen, die Tauchaktion und zum Schluß die Finte mit dem Bananenlaster, wirklich alles wie besprochen, nur mit dem einen Unterschied, daß die Fässer nicht mit TCDD gefüllt sein sollten, sondern mit Kohlengrus oder Blumenerde! Er ist also nicht hart, ist beileibe nicht so drohend, wie er artikulieren kann. Er ist der Ganove mit der Spielzeugpistole. Ich glaube, wir anderen haben eine geschlagene halbe Stunde gebraucht, um ihm klarzumachen, daß wir nicht nach Acapulco fahren, weil wir dort ein Spielchen machen wollen, und daß, sollten alle verfügbaren Polizisten, Feuerwehrleute und Soldaten und dazu noch tausend Freiwillige das gesamte Stadtgebiet durchkämmen und tatsächlich eins der fünf Fässer finden und dann die wunderschöne, frische, humusdurchsetzte Blumenerde entdecken, es für uns nicht mehr die geringste Chance gäbe, selbst dann nicht, wenn wir außer dieser einen Attrappe hundert Fässer mit Plutonium vergraben hätten. Mein Gott, Blumenerde! Nach dem ersten chemischen Test würden sie nicht weitersuchen, sondern längsseits kommen oder uns gleich mit einer einzigen Geschützsalve vom Tablett pusten!
    Er ging zum Haus zurück, trat in die Küche und machte sich ein Frühstück. Während der Kaffee durch die Maschine lief, ging er hinauf in sein Zimmer, duschte kalt, zog den Bademantel an, öffnete das Zahlenschloß an seinem Bordcase und holte ein Notizbuch hervor. Damit ging er wieder in die Küche. Er setzte sich an den Tisch. Beim Essen las er noch einmal die Texte durch, die Fernando zu sprechen hatte, las die deutsche Fassung. Vor allem überprüfte er die ersten Sätze. Sie waren die wichtigsten, mußten sie doch sofort das ganze Ausmaß der Gefahr verdeutlichen und gleichzeitig die Bedrohten davon abhalten, unbedacht zu reagieren, zum Beispiel die Lautsprecher zu zertrümmern oder den nächsten Helikopter zu besteigen, um das in ihrer bahía liegende Boot anzugreifen. Er las: »Bürger von Acapulco, ihr seid bedroht, aber ihr habt eine Chance …«

10.
    »Mich stört dieses Indioweib!« Leo zeigte nach drüben in den Nachbargarten. Die vier anderen traten zu ihm auf den Balkon. 
    »Die tut uns nichts«, sagte Felix.
    »Kennst du sie näher?« fragte Richard.
Felix hörte den anzüglichen Tonfall heraus, aber er antwortete nur: »Wir reden manchmal ein paar Takte.«
    Sie kehrten ins Zimmer zurück, schlossen die Balkontür. »Hast du was mit ihr?« fragte Leo.
»Nur ’ne Bettgeschichte.«
»Hier oder drüben?«
»Hier.«
»Ab heute in diesem Haus nicht mehr!«
»Ist mir klar.«
Leo wandte sich an alle: »Damit hier keiner was in den falschen Hals kriegt: Felix darf das, denn er ist seit acht Wochen hier und läuft als einziger von uns getarnt herum. Die hat …«, er wies mit dem Daumen in Richtung auf das benachbarte Haus, »später die Erinnerung an eine schwarze Mähne und einen schwarzen Bart, und das kann uns nur recht sein.« Er sah Fernando an: »Aber dein Flirt im Flugzeug gefiel mir ganz und gar nicht! Ich konnte dich von meinem Platz aus genau beobachten.«
    Fernando reagierte heftig: »Verdammt noch mal, ich saß doch direkt neben der Puppe! Hätte ich etwa total die Klappe halten und auf mysteriös machen sollen? Grad damit wäre ich aufgefallen!«
    »Okay, reg dich nicht auf!« Leo klopfte ihm auf die Schulter. »Aber von jetzt an gelten die Klosterregeln. Keine Kontakte nach draußen, von Felix abgesehen, und morgen früh fängt das Fitneß-Programm an. Unterschätzt die Tauch-Aktion nicht! Ich hoffe, nach dem Treffen im Sporthotel habt ihr weitertrainiert. Ich kann’s nur wiederholen: Jeder ist für seine Kondition verantwortlich. Ihr beide«, er sah Georg und Fernando an, »fangt später an, denn morgen fahrt ihr nach Veracruz.«
    »Keine Sorge«, antwortete Fernando, »wir sind fit.« Und dann fragte er: »Wohin sollen wir den

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