1986 Das Gift (SM)
ein, »denn bei so einer Ladung muß man langsam fahren. Außerdem geht’s über zwei Gebirgsketten. Die POSEIDON ist übermorgen in Veracruz. Da kann übrigens schon die erste Verzögerung eintreten, und wenn’s ganz dick kommt, wird es eine von mehreren Tagen. Im Golf von México gibt es ein paarmal im Jahr den gefürchteten norte . Das ist so eine Art Hurrikan. Wenn der weht, läuft kein Schiff in Veracruz ein. Mit Coatzacoalcos und Tampico ist es das gleiche. Die Häfen sind dann dicht, und draußen liegt ne ganze Armada rum.«
»Wie teuer wird es beim Zoll?« fragte Leo.
»Billiger als wir dachten. Für’n schlappen Tausender kriegen wir die Sachen raus.«
»Dollar?« fragte Richard.
»Nein, D-Mark.«
»Vielleicht«, sagte Fernando, »sollten wir uns umstellen und nur noch in Pesos rechnen.«
»Ach, du grüne Neune!« Georg schlug sich an den Kopf. »Das wird ja der reinste Zahlenrausch. In Pesos geht die Beute in die Milliarden.«
»Ich bin mehr für Dollar«, sagte Leo.
Felix nickte. »Ich auch. Jedes internationale Geschäft wird hier in Dollar abgewickelt.«
»Weiter!« drängte Leo. »Die Hotels! Was haben deine Recherchen erbracht?«
Wieder griff Felix in seine Papiere. Er fischte eine schmale Akte heraus.
»Das war wohl gar nicht so einfach«, meinte Georg.
»Doch, es war von allem das einfachste, einfacher noch als die Beschaffung der Seekarte, die ich einem besoffenen Skipper im Yacht-Club abgeluchst habe. Also: Hier ist eine Liste mit dreihundertfünfundachtzig Hotels. Sie reicht von den ganz großen wie ACAPULCO PRINCESS, REINA DEL PACIFICO, CONTINENTAL, EL PRESIDENTE, MARIOTT und PIERRE MARQUÉS, die alle fünf Sterne haben, bis hin zu den kleinen Häusern mit nur einem Stern. Ich hab’ hier die Bilanzen von jeder einzelnen Kategorie. Es wäre unsinnig, euch jetzt mit Namen und Zahlen zu füttern; uns interessiert ja nur der Gesamtumsatz. Das Diagramm über die … wartet mal, wie heißt das noch gleich, ach ja, hier, also über die economía general weist für das vergangene Jahr 1,3 Milliarden Dollar aus. Wenn wir von diesem Betrag ausgehen, kommen wir mit den fünf Prozent, die wir fordern wollen, auf fünfundsechzig Millionen Dollar. Die Frage ist, wollen wir die verlangen oder bei den ursprünglich angesetzten fünfzig Millionen bleiben?«
»Ich wäre für fünfundsechzig«, sagte Georg. »Wenn sie dann anfangen zu handeln, landen wir vielleicht bei den fünfzig, die wir haben wollten. Fangen wir bei fünfzig an, geht’s womöglich runter auf vierzig oder noch tiefer.«
»Sind diese Zahlen zuverlässig? Und woher hast du sie?« fragte Leo.
»Sie stimmen. Ich hab’ sie von einem Anwalt aus dem Amt für Touristik.«
»Wie bist du an den rangekommen?« fragte Fernando.
»Mit dem gefälschten Presse-Ausweis. Hab’ gesagt, ich schriebe einen Artikel über Acapulco. Da hat er sofort angebissen. Aber so eine Jahresbilanz ist kein Geheimnis. Die kann jeder in die Hand kriegen.«
»Trotzdem war es gut, da als Pressemann aufzutreten«, sagte Leo. »Privates Schnüffeln macht immer argwöhnisch. Um auf die Höhe unserer Forderung zurückzukommen: Ich finde auch, wir halten an den fünf Prozent fest, verlangen also fünfundsechzig Millionen.«
Die anderen waren einverstanden, und Leo fuhr fort:
»Fassen wir zusammen: Laster, Zoll und Hotels sind erledigt. Fehlen noch die Yacht, das Anheuern der Leute und die Stationierung der Fässer, Sprengladungen und Lautsprecher. Wie weit bist du damit gekommen?«
Felix lehnte sich zurück und bettete seinen Hinterkopf in die gefalteten Hände. »Okay, bleiben wir bei dieser Reihenfolge! Mit der Yacht ist alles klar. Wir holen sie in den nächsten Tagen und fangen dann gleich mit den Umbauten an. Es ist ein BERTRAM-Kabinenkreuzer mit zwei 150-PS-Motoren. Ich habe es vorgezogen, ihn nicht hier in Acapulco, sondern in Zihuatanejo zu mieten; das ist ein kleiner Hafen etwa zweihundertvierzig Kilometer nordwestlich von hier. Auf dem Schiff haben sechs Leute bequem Platz. Bei mehr Personen wird’s ein bißchen eng, aber unterbringen könnte man sie schon. Wir sind fünf, und nun kommt es eben darauf an, ob wir unser mexikanisches Fußvolk mit an Bord nehmen müssen oder ob es nur an Land gebraucht wird.«
»Nur an Land!« sagte Leo. »Was sollen die Leute auf dem Schiff?«
»Vielleicht«, fuhr Felix fort, »steht uns der Camión Fahrer, wenn wir ihn gut bezahlen, ja auch für die Phase drei zur Verfügung, mitsamt seinem Laster. Nur müßte er dafür wirklich ’ne
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