1986 Das Gift (SM)
Akkus und schließlich sechs DruckkammerLautsprecher, die nun seit einigen Stunden, geschützt durch das Nachtdunkel, auf steinernen Brüstungen einsatzbereit gehalten wurden. Sie waren auf Eckbalkons angebracht, und jeder hatte zwei Megaphone, eins zur See, eins zum Land hin ausgerichtet.
Wegen der für die Dioxinfässer vorgesehenen Sprengsätze hatte es einen Disput gegeben. Die TNT-Depots hatten ihr Funkzubehor bereits bekommen, und in der darauffolgenden Nacht waren die Dioxinfässer an der Reihe gewesen. Dabei hatten die Männer festgestellt, daß die Zeit knapp wurde, da Richard als der für den Einbau der Funkanlagen Verantwortliche den Gift-Depots jeweils zwei Empfänger geben wollte.
»Warum denn beim TNT nur einen und bei den Fässern zwei?« hatte Georg gefragt, und Richard hatte ihm und den anderen erklärt: »Beim Funkkontakt zwischen unserem Boot und den einzelnen Depots müssen wir auf dem Frequenzband bestimmte Kanäle benutzen. Es kann aber passieren, daß irgendein Amateurfunker, vielleicht auch einer der Skipper im Yachthafen, auf denselben Kanälen arbeitet. Wenn dadurch eine TNT-Ladung vorzeitig hochgeht, ist es nicht weiter tragisch. Aber stellt euch vor, wir haben, was weiß ich, im Bereich zwischen 410 und 430 Megahertz den Kanal 2 für eins der Fässer vorgesehen, und jemand benutzt in der kritischen Zeit genau diesen Kanal! Dann ist die Katastrophe für Acapulco eingetreten, ohne daß wir einen lausigen Dollar gesehen haben!«
»Nur wegen der Möglichkeit eines Zufalls, der mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht eintritt«, hatte Georg erwidert, »soll das ganze Unternehmen um vierundzwanzig Stunden verschoben werden? Da könntest du eher mit einem Erdbeben rechnen, das in einem einzigen Ruck nicht nur einen, sondern sämtliche Kontakte schließt. Dann wär’ auch Feierabend!«
Doch Richard war hart geblieben, hatte erklärt: »Wenn euch das Leben der Leute schon egal ist, dann sollten euch wenigstens die vielen Millionen Dollar nicht egal sein; und im übrigen wären bei einer solchen Panne ja auch wir selbst betroffen. Wenn ihr dann später nur noch Idioten zeugt oder nicht mal mehr das schafft, würde es mich nicht kratzen, aber ich …, ich will gesund bleiben, und darum kriegt Mister Di an jedes seiner fünf Fässer zwei Anlagen montiert!«
»Um wieviel wäre die Sicherheit erhöht?« hatte Leo gefragt.
»Um etliches. Ist doch klar. Ist so ähnlich wie bei ’ner SafeKombination. Je mehr Zahlen im Spiel sind, desto schwerer ist der Code zu knacken. Und eine einzige Zahl, die ja zufällig getroffen werden kann, ist mir als Absicherung zu wenig. Hab’ nicht viel übrig für russisches Roulette. Also, Leute, es wird gemacht, wie ich sage, oder ich nehme jetzt meine Badehose und gehe schwimmen.«
So hatte es sie eine weitere Nacht gekostet, aber selbst Leo hatte danach zu Richard gesagt: »Gut, daß du hart geblieben bist.«
Es war eine mondlose Nacht. Die FLECHA hatte das Kap Punta Grifo passiert und dann auf die Mitte zugehalten, fuhr mit vollem Licht. Auf der Seekarte hatte Felix zwischen Punta Grifo und Punta Guitarrón einen Standort ausgemacht, an dem die Bucht eine Tiefe von 20 brazas hatte. Dieser spanische Begriff war ihm, als er die Karte besorgte, unbekannt gewesen. Er hatte dann erfahren, daß eine braza einer Länge von 1,8 Metern entsprach. Sie würden also eine Tiefe von sechsunddreißig Metern unterm Kiel haben, und dafür reichte ihre Ankerkette aus.
Nach dem dramatischen Zwischenfall im cañón gehörte nun auch Raúl Vergara zum Team. Seine Hauptaufgabe war, Fernando bei den Durchsagen zur Seite zu stehen.
Richard schaltete den Motor aus. Die Ankerkette rasselte herunter. Danach trat Stille ein.
Die sechs Männer hatten Jeans, Polohemden und leichte Schuhe an. Und sie trugen die hauchdünnen Gummihandschuhe. Richard hatte sie sogar getragen, als es darum gegangen war, winzigste Bauteile zu montieren. Bei der Herrichtung der Depots zum Beispiel hatte es nicht ausgereicht, als Stromquelle einfach nur einen Akku mitzuvergraben. Die normalerweise für einen Sprechkontakt vorgesehene Anlage hatte umgerüstet einen Sprechkontakt vorgesehene Anlage hatte umgerüstet Volt-Reed-Relais in den Stromkreis einzubringen, damit das beim Empfänger ankommende Signal umgesetzt werden konnte in einen Zünd-Impuls, der aus Sicherheitsgründen aus einer separaten Stromquelle versorgt wurde. Die Handschuhe hatten das Hantieren an dem nur zweieinhalb Kubikzentimeter großen Relais und den
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