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1986 Das Gift (SM)

1986 Das Gift (SM)

Titel: 1986 Das Gift (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Costera und dann nach rechts in Richtung Innenstadt. An der Mole der Sportfischer parkten sie. Fünf, sechs junge Burschen schössen auf sie zu und boten ihre Fahrzeuge an, aber Paul Wieland ging unbeirrt auf ein kleines offenes Motorboot zu, das den Namen DELFINO trug und in dem ein etwa vierzehnjähriger Junge saß.
» Hola , Paco!«
» Buenas tardes , don Pablo!«
Paul Wieland drückte dem Jungen einen Geldschein in die Hand; dann half er Petra ins Boot und setzte sich ans Steuerrad. Der Junge sprang auf die Mole, winkte noch einmal. Die beiden winkten zurück. Paul Wieland warf den Motor an, und los ging die Fahrt.
Sie saßen dicht beieinander. »Ich möchte«, sagte er, »mit dir die ganze Bucht abfahren, von Punta Grifo bis Punta Guitarrón ; das sind sozusagen die beiden Türpfosten am Eingang zur bahía .«
Und so machten sie es, setzten zunächst über zum äußersten Punkt des westlichen Zangenarmes und gingen dann auf Gegenkurs, passierten den Elefantenfelsen und die Ziegeninsel und fuhren den Küstensaum ab, zuerst den der Halbinsel De las Playas .
Paul Wieland zeigte auf das steil ansteigende Ufer, sagte:
»Da oben haben sich berühmte Leute niedergelassen, die Astronauten Collins, Armstrong und Aldrin. Überhaupt, Acapulco beherbergt viel Prominenz: Frank Sinatra, Jacqueline Onassis, die Schah-Schwester und viele andere. Liz Taylor hat ihr Haus ein Stück die Küste hinauf, in Puerto Vallarta.«
Sie sahen den Yachthafen.
»Ein schöner Anblick«, sagte Petra, »aber man fragt sich, wieviel Schmutz all die Boote verursachen. Und nicht nur die Boote, auch die großen Schiffe, die Hotels, die Touristen, die ganze Stadt. Ich hab’ gehört, daß der Unrat tonnenweise von den Hügeln in die Bucht gespült wird, wenn es regnet. Stimmt das?«
»Früher war es so, aber inzwischen hat man die Menschen, die da oben hausten, umquartiert. Man hat ihnen eine neue Siedlung gebaut.«
»Passiert es eigentlich oft, daß die Leute sich beim Baden etwas wegholen?«
»Ich schwimme nun schon siebzehn Jahre in dieser Bucht und bin immer gesund geblieben. Natürlich, eine Garantie gibt es nicht, aber die gibt es auch nicht in Nord- und Ostsee und im Mittelmeer schon gar nicht.«
Sie erreichten den Hafen. Am Kai machte gerade der englische Passagierdampfer PACIFIC PRINCESS fest. Über seine Aufbauten hinweg konnten sie, weit im Hintergrund, die Mauern und Geschütze des Forts San Diego sehen, der Stadtfestung aus der Seeräuberzeit. Paul Wieland zeigte hinauf und sagte: »Früher hat man die englischen Schiffe von da oben aus beschossen, und heute heißt man sie, wie alle anderen auch, mit einem Dutzend Flaggen willkommen.«
Sie glitten am Ufer entlang, vorbei an den Stränden Playa Dominguillo , Playa Tamarinda und Playa Hornos . Sie sahen Schwimmer und Wasserski-Sportler und ein paar Unerschrockene, die sich, hoch oben am Fallschirm hängend, von einem Motorboot über die Bucht ziehen ließen. Und sie hörten Musik. Ganz gedämpft klang sie vom Ufer herüber. Der Farallón del Obispo kam in Sicht, der Bischofsfelsen.
»Warum heißt er eigentlich so?« fragte Petra.
»Von diesem Felsen aus«, antwortete er, »soll vor dreieinhalb Jahrhunderten ein spanischer Priester durch sein Gebet ein Unwetter abgewendet haben.« Er drehte den Motor auf, um einen Ausflugsdampfer zu überholen, und so waren sie wenige Augenblicke später auf der Höhe der Base Naval . Bald darauf umfuhren sie das kleine Kap Punta Guitarrón . Dann folgte ein Stück Küste mit nur wenigen Häusern. Eins von ihnen war weiß und hatte Säulen und am Ufer einen dunkelbraunen Bootsschuppen. Ganz dicht fuhren sie daran vorbei. Petra sagte: »Hier hättest du dein Hotel auch bauen können. Es ist eine ganz ruhige Gegend, scheint mir, und du hättest den Zugang zum Meer gehabt.«
»Wenn hier wirklich mal ein Grundstück zum Verkauf kommt, ist es nicht zu bezahlen.« Er wies hinaus aufs Meer und sagte: »Jetzt sind wir von Türpfosten zu Türpfosten gefahren, und eigentlich wollte ich noch ein Stück weiter, wollte dir auch die Nachbarbucht von Pichilingue zeigen, aber es wird bald dunkel. Wir holen das nach, ja? Ich finde, wir sollten erst mal was essen, und darum geht’s nun zurück.«
Eine Stunde später saßen sie sich an einem rohen Holztisch gegenüber, nicht in einem Restaurant am Meer, sondern in einem patio unter Bäumen. Er las ihr aus der Speisekarte vor, übersetzte, wenn es nötig war, und gab auch Erläuterungen.
» Ceviche ; das ist rohe Makrele, in

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