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1986 Das Gift (SM)

1986 Das Gift (SM)

Titel: 1986 Das Gift (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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»Ich rufe jetzt Fernando zu uns, und du gehst rauf, sagst, du sollst ihn ablösen.«
»Gut. Ich knipse den Indio aus, und ihr erledigt Fernando.«
»Alle einverstanden?« fragte Leo. Die drei nickten.
»Aber wie?« fragte Felix. »Wir sollten hier nicht herumballern. Das würde man vielleicht am Ufer hören.«
Leo öffnete die Schublade, zog ein Kabel heraus, einen flachen, dreifaserigen Draht. Er durchschnitt ihn mit seinem Taschenmesser und gab erst Georg, dann Felix ein Stück.
Georg setzte den Fuß auf die Treppe, aber Leo sagte:
»Warte noch! Wichtig ist, daß wir nicht viel Federlesens machen. Also keine langen Diskussionen vorweg!«
»Klar.« Georg stieg hinauf. Schon wenige Sekunden später erschien Fernando auf der Treppe.
»Mach die Tür hinter dir zu!« sagte Leo.
Fernando ging die zwei Stufen wieder hinauf, schloß die Tür, kam herunter.
»Wir müssen noch mal ganz ruhig über alles reden. Setz dich!«
Fernando setzte sich, nahm eine Zigarette aus der Schachtel, die Leo ihm hinhielt. Richard gab beiden Feuer, und dann beugte Leo sich über den Tisch. »Wir sind zu dem Schluß gekommen, daß …«
Felix war leise hinter den Spanier getreten, hatte ihm in einer raschen Bewegung die Schlinge um den Hals gelegt und zog nun zu.
Fernando wollte schreien, doch es wurde nur ein Röcheln. Sein Gesicht lief dunkelrot an. Er ließ die Zigarette fallen, griff mit beiden Händen nach dem Kabel, aber es hatte sich schon zu tief ins Fleisch gegraben. Er sprang auf, schlug um sich, strampelte mit den Beinen, warf sich hin und her. Nach wenigen Sekunden erschlaffte der schmächtige Körper, fiel zurück in den Stuhl. Der Kopf schlug auf dem Tisch auf. Felix ließ noch immer nicht los. Auch sein Gesicht war rot angelaufen, und das Kabel hatte ihm die dünnen Handschuhe zerrissen. Immer noch zog er. Bei dem Gerangel war die Hängelampe ins Pendeln geraten. Leo packte sie, brachte sie zum Stillstand. Dann sagte er: »Zwei Minuten! Das dürfte genügen.«
»Lieber eine mehr«, antwortete Felix. Drei-, viermal noch zog er mit ruckartigen Bewegungen das Kabel zusammen, ließ dann von seinem Opfer ab, rieb sich die schmerzenden Hände. Fernando blieb liegen. Unten hielt ihn der Stuhl, oben der Tisch.
Richard trat die auf den Fußboden gefallene Zigarette aus, beugte sich über den reglosen Körper, griff in das schwarze Haar, zog daran, sah die heraushängende Zunge, ließ den Kopf auf den Tisch zurückfallen.
»Und wohin nun mit den beiden?« fragte Felix.
Leo öffnete den Schrank. Dort standen, ordentlich aufgereiht, zwölf Ersatzakkus von je zwei Kilo Gewicht. »Die brauchen wir nicht mehr«, sagte er. »Jeder kriegt fünf um den Hals, dann haben wir immer noch zwei in Reserve. Und dann runter mit ihnen in die bahía !«
Er nahm einen der orangefarbenen Energiespeicher in die Hand, wog ihn wie einen Mauerstein. »Zehn Kilo für jeden; damit bleiben sie auf alle Zeit unten.«
»Los«, sagte Felix, »fangen wir gleich an! Ich kann mir das nicht lange ansehen.« Aber Leo sagte: »Warten wir noch einen Moment!« und zeigte mit dem Daumen nach oben.
»Wir wissen nicht, ob die Sache da auch schon gelaufen ist.«
Sie lauschten. Hörten nichts. Leo schaltete das Gerät ein. Aus der Membrane kam nur Meeresrauschen. Es klang friedlich. Zu friedlich. Leo sprang auf, lief die Treppe hinauf, wollte die Tür öffnen. Aber sie sperrte. Er schob fester, legte schließlich die Schulter gegen das Blatt, und damit schaffte er es. Aber nur einen Spaltbreit. Er steckte den Kopf hinaus. Dann rief er nach unten: »Was für Schuhe trägt dieser Raúl?«
»Braune Sandalen«, antwortete Felix.
»Und Georg? Hat der weiße Turnschuhe an?«
»Ja.«
»Verflucht!«

11.
    Sie hatten sich durch den engen Türspalt gedrängt, erst Leo, dann Felix und zum Schluß Richard. Nun bückten sie sich und zogen Georgs massigen Körper nach hinten, legten ihn auf die Gräting.
    Felix nahm die Taschenlampe, die im Innern des Brückengehäuses hing, vom Haken, leuchtete den Toten ab. Den Männern bot sich ein grauenvolles Bild. Es gab, jedenfalls vorn, keine weiße Stelle mehr an Georgs Hemd; bis in die letzte Faser hinein hatte sich das leichte Baumwollgewebe rot verfärbt. Leo ging in die Hocke, schob den blutdurchtränkten Stoff bis zum Hals hinauf. Drei Messerstiche waren es, die ihren Komplicen erledigt hatten. Einer davon mußte die Aorta getroffen haben.
    Nun war der nächste Rückschlag da, denn daß sie den falschen Mann tot aufgefunden hatten, hieß ja wohl:

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