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1988 VX (SM)

1988 VX (SM)

Titel: 1988 VX (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Wort, eine zu rasche Geste, und der andere war gewarnt, zog sich sofort zurück. Zayma hatte nicht nur die Bewältigung physischer Anforderungen erlernt, sie war auch psychologisch geschult worden und besaß überdies einen untrüglichen Instinkt hinsichtlich der richtigen Wahl und Dosierung ihrer Mittel.
»Aber …, aber … wenn nun doch plötzlich jemand hier erscheint?«
»Das ist ausgeschlossen! Ich hab’ vorhin im Plan nachgesehen. Die nächsten sind Dr. Wegener und seine Frau, und die spielen erst um neun, werden also frühestens um Viertel vor neun hier sein.«
»Aber wir könnten doch auch … irgendwann mal … vielleicht in einem Hotel …«
»Das geht nicht. Man kennt mich hier.«
»Ich meine ja auch weiter weg.«
»Das ist dann schon wieder eine Zeitfrage. Außerdem möchte ich es jetzt. Bitte!«
Sie schickte einen hilflosen Blick zur Decke.
»Bitte!« sagte er noch einmal.
»Aber die Duschkabinen haben keine Türen, jedenfalls bei uns nicht. Es sind nur gekachelte Nischen, und bei euch wird es genauso sein.«
»Falls wirklich jemand kommt, versteckst du dich hinter meinem Rücken; der ist breit genug. Aber du kannst sicher sein: Es kommt keiner! Los!« Er ergriff ihre Hand, doch sie befreite sich, und dann sagte sie: »Okay. Geh schon vor! Stell auch schon die Dusche an, sonst ist es mir zu …, na ja, zu direkt.«
»Und wenn du dann nicht kommst und ich mir am ganzen Körper eine Waschhaut hole?«
Ist das die Klippe? überlegte sie. Was geht jetzt hinter seiner Stirn vor? Kommt ihm womöglich die Idee, das Ganze könnte eine Falle sein, von langer Hand vorbereitet? Schnell entschloß sie sich zu einer Geste, die sie eigentlich hatte vermeiden wollen. Sie griff an den unteren Rand ihres T-Shirts, zog es in die Höhe, erst langsam, dann mit einem Ruck bis hinauf zum Hals, ließ den ungeduldigen Mann ihre kleinen, festen Brüste sehen.
»Glaubst du mir jetzt, daß ich gleich komme?«
Er wollte mit beiden Händen zupacken, aber rasch schob sie das T-Shirt wieder herunter und wich zurück, ließ jedoch der optischen Frivolität die verbale folgen: »Ich bring’ dir die beiden gleich vorbei.«
Er lachte laut auf. »Wirklich alle beide?« fragte er.
»Wirklich.«
»Okay. Wie lange wird es dauern?«
»Nicht lange. Ich zieh’ mich nur schnell aus und komm’ dann im Bademantel. Dem sieht man, wenn er bei euch hängt, nicht an, ob er männlich oder weiblich ist.«
»Okay«, sagte er noch einmal und rieb sich sogar die Hände. »Bis gleich!«
»Bis gleich!«
Er verschwand. Sie lauschte durch die geschlossene Verbindungstür, wartete, bis sie den Wasserstrahl hörte. Dann ging sie in den Umkleideraum, wechselte die Kleidung, öffnete ihren Campingbeutel, nahm ein Frotteetuch heraus und legte es auf die Bank. Sie griff noch einmal in den Beutel und hielt gleich darauf das lindgrüne Kunststoffgehäuse eines Föns in der Hand. Aber es war, obwohl mit Schnur und Stecker versehen, kein Rohr für ein Heißluftgebläse, sondern eine Attrappe. Sie klappte sie auf, holte eine WALTHER PPK hervor, griff ein drittes Mal in den Beutel und fischte diesmal eine Regenschirmhülle heraus, entnahm ihr einen Schalldämpfer und setzte ihn auf den Lauf. Dann entsicherte sie die Waffe und wickelte sie in ihr Handtuch. Sie schob die Fön-Attrappe und das Regenschirmfutteral in den Beutel zurück und ging, in der Linken den Beutel, in der Rechten das Tuch mit der WALTHER, in den Vorraum. Dort setzte sie den Beutel ab, öffnete kurz die Flurtür, sah den Gang entlang, der zum Clubraum führte, entdeckte niemanden, schloß die Tür wieder.
Von nun an leistete sie sich keine Sekunde Verzögerung mehr, trat rasch ein in den Duschraum der Männer, hörte jetzt das Rauschen sehr laut, sah den Dampf, ging sofort auf die letzte der fünf Duschen zu und stellte sich vor den nackten Colonel . Der sagte: »Hallo!« Dann blieb ihm eine halbe Sekunde, um durch den Dampfschleier hindurch das schwarze, auf ihn gerichtete Rohr zu erkennen, und die reichte natürlich nicht zum Reagieren. Zweimal ertönte in rascher Folge das »Plop«. Braden griff sich an die Brust, sackte in sich zusammen. Zayma sah noch, wie sich das in den Abfluß laufende Rinnsal des Duschwassers rot färbte. Sie brauchte sich nicht davon zu überzeugen, daß der Mann tot war, denn auch das Schießen hatte sie gelernt, und diesmal hatte die Distanz weniger als einen Meter betragen.
Sie schob die Waffe in das gefaltete Handtuch und verließ den Duschbereich. Im Vorraum wollte sie

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