1989 - Countdown für Chearth
bedrohlich schnell auf die Chearther und die Galaktiker zu.
Und es kamen weitere Schiffe an. Kein Stern war mehr zu sehen, die riesige Armada schien den ganzen Raumsektor auszufüllen, ohne eine freie Stelle zu lassen für einen Blick dahinter.
Das mußten einst auf der Erde die Bauern erlebt haben, wenn Millionen Heuschreckenschwärme über ihre Ernte herfielen, dachte Tek. Der Himmel hatte sich verdunkelt, die Sonne erlosch, und riesige schwarze Wolken stürzten von oben herab, vernichteten in wenigen Sekunden den gesamten Besitz der Bauern, stürzten sie in Hungersnöte und in Armut, zumeist für den Rest ihres Lebens. Unaufhaltbar, unvernichtbar.
„Große Galaxis, wie viele sind das nur?" fragte Dao-Lin neben ihm.
Tolot schaute auf die Kontrollen. „Dreißigtausend bis jetzt", antwortete er.
„Und noch kein Ende abzusehen...", knurrte Ganzetta im tiefsten Baß. Seine Augen glühten.
Atlan sprang auf. „Alle sofort auf die Gefechtsstationen! Aranda, gib Gefechtsalarm an alle Schiffe, Schutzschirme hoch und die Waffensysteme aktivieren! Ich gehe sofort zur PYXIS."
Die Schrecksekunde war vergangen. Auf einmal hatten es alle sehr eilig. Jeder wollte zu seinem Schiff, um alles für die notwendige Verteidigung vorzubereiten. Lediglich Myles Kantor blieb bei Icho Tolot auf der SHE' HUAN; sie wollten gleichzeitig die weitere Vorgehensweise gegen Skoghal planen.
8.
Die Schlacht
„Du hast wieder einmal recht behalten", sagte Dao-Lin zu ihrem Lebensgefährten, als sie auf der DOLAMO eintrafen. „Dro ga Dremm hat keine Sekunde verloren. Ist er denn völlig verrückt geworden? Was verspricht er sich davon außer hohen Verlusten?"
„Ich kenne Typen wie den", brummte Tek. „Die sind überall gleich, egal von welcher Galaxis. Es ist ihm völlig egal, ob er nur ein Schiff oder alle verliert. Das Leben anderer bedeutet ihm nichts, ihm geht es nur um die Demonstration seiner Macht.
Möglicherweise sind von den anderen Scoctoren einige unzufrieden über seinen Führungsstil. Also bietet er ihnen eine Schlacht, in der sie alles geben müssen, und dann wird er schon weitersehen. Ein Teil von ihnen ist dann vielleicht umgekommen, der andere Teil muß ihm unwillkürlich die Stange halten, wenn er nicht auch noch draufgehen will. Und nicht zuletzt - der Kerl will uns zeigen, daß es niemals einen Kompromiß geben wird und daß wir gefälligst zu verschwinden haben."
Das Holorama in der Zentrale des Kreuzers war nicht so groß und beeindruckend wie auf der SHE'HUAN.
Trotzdem reichte es für einen Überblick. Immer noch kamen Knoten- und Pfeilschiffe an und schwärmten wie die Motten aus, folgten dem gigantischen Pulk der anderen. Die Phalanx verbreiterte sich noch weiter, die Zahl der Reihen wuchs beständig.
Die ersten Schiffe waren inzwischen in Reichweite und begannen sofort, ohne irgendwelche Vorwarnung, aus allen Rohren zu feuern. Das gesamte All schien in einem imposanten Feuerwerk zu explodieren, eine Feuerglut aus Zigtausenden Strahlenkanonen loderte auf. Alles wurde völlig unübersichtlich, als auch die nachfolgenden Reihen das Feuer eröffneten.
Vermutlich war es die größte Schlacht, die Chearth je erlebt hatte.
„Jetzt sind es gut sechzigtausend Schiffe", meldete Aranda Norrand. „Dreimal so viele wie wir! Allerdings sieht es endlich so aus, als ob keine neuen mehr nachkommen."
„Die ballern wie die Wilden, wissen sie denn überhaupt, wohin?" rief der Erste Pilot.
„Sie wollen sich einen psychologischen Vorteil verschaffen", erwiderte Dao-Lin.
Ihre goldtopasfarbenen Augen waren weit geöffnet, die senkrechten Pupillenschlitze stark verengt. Ihr rechtes Ohr zuckte heftig.
Die Verbündeten schliefen allerdings auch nicht. Ihre Schutzschirme waren längst hochgefahren, und sie schwärmten ebenfalls auseinander.
Die Algioten gaben Dauerfeuer. Ein völlig unübersichtliches, chaotisches Durcheinander entstand, als die ersten Chearther zwischen ihre Reihen gerieten und das Gegenfeuer eröffneten. Die Algioten gaben weiterhin keine Zielschüsse ab, sondern feuerten einfach drauflos, während sie manövrierten. Ihre ursprünglichen Kampfformationen waren bereits zersprengt, und sie kümmerten sich auch nicht um Strategien.
„Es ist inzwischen völlig unmöglich für diese Wahnsinnigen, zwischen Freund und Feind zu unterscheiden!" rief Aranda Norrand.
„Das Überraschungsmoment ist doch längst vorbei, was machen die nur?"
„Sich trotzdem einen Vorteil verschaffen", brummte Tek.
Weitere Kostenlose Bücher