1989 - Countdown für Chearth
Mission", sagte Dao-Lin-H'ay zu Aranda Norrand. Die Kartanin stand mit verschränkten Armen neben der Cameloterin in der Kommandozentrale und beobachtete die Vorgänge über das große Holorama. „Wir müssen uns zwischen den feindlichen Schiffen hindurchschlängeln und darauf hoffen, daß niemand angreift."
„Wir senden ständig die uns übermittelten Friedenssignale auf den algiotischen Frequenzen", entgegnete die Kommandantin.
„Sie wissen, in welcher Mission wir unterwegs sind."
„Die Historie, auch die terranische, beschreibt eine Fülle von Mißverständnissen bei solchen Missionen, die einen Krieg oft erst so richtig ausbrechen ließen", argumentierte die Kartanin. „Wir stehen hier nicht einem einzigen, sondern vielen Völkern gegenüber. Jedes von ihnen verfolgt andere Rituale. Während wir dem einen Volk die Hand zum Gruß reichen, kann das bei einem anderen eine tödliche Beleidigung sein. Die Tazolen halten ihre Verbündeten durch Zwang bei sich, aber sie konnten ihnen natürlich nicht das Verständnis ihrer ursprünglichen Kultur nehmen."
„Dann wollen wir hoffen, daß die Botschaft von uns korrekt wiedergegeben wird..."
„Da bin ich sicher. Doch es heißt nicht, daß sich alle daran gebunden fühlen. Ein Profilierungssüchtiger sucht vielleicht gerade die Konfrontation, um uns zu einer Reaktion zu verleiten. Daher dürfen wir uns unter gar keinen Umständen provozieren lassen, egal was sie tun. Wenn sie angreifen, fahren wir alle Schutzschirme hoch, aber keine Offensivwaffen. Wir werden ausweichen und versuchen, trotzdem auf Kurs zu bleiben. Wenn wir fliehen, bedeutet das nämlich ebenso das Scheitern unserer Mission."
„Wenigstens das sollten wir hinbekommen", murmelte Aranda. „Ich bin trotzdem zuversichtlich, immerhin werden kleinere Schiffe schon seit längerer Zeit nicht mehr angegriffen, sondern können die Gegend ungehindert verlassen."
Dennoch ergriff sie ein mulmiges Gefühl, als sie direkt in den Pulk der feindlichen Schiffe hineinflogen. Tausende Pfeilund Knotenschiffe sowie unzählige Beiboote und Ortungsbojen bildeten ein Netz im ganzen Lhanzoo-System, vor allem um die Schaltstation Thagarum auf dem gleichnamigen fünften Planeten.
Die DOLAMO und das Maahk-Beiboot mußten sich ihren Weg durch die feindlichen Linien hindurch suchen, ähnlich wie bei einem Meteoritenschwarm manövrieren, nur mit dem Unterschied, daß sich die meisten „Hindernisse" hier nicht bewegten. Der Kommandantin wurde allmählich klar, was Dao-Lin gemeint hatte. Sie durften nicht zu nahe an die Schiffe herankommen, um keine Unsicherheit hervorzurufen.
Ganz harmlos, als seien sie nichts weiter als Touristen auf einem Rundflug, mußten sie sich geben. Aranda war froh, daß sie durch die Kommandos für die Kursprogrammierung abgelenkt wurde. Sicher besaßen die Cameloter und Maahks Hochleistungs-Schutzschirme.
Aber wenn die vielen Schiffe um sie herum alle gleichzeitig und ohne Pause das Feuer auf sie eröffneten, war es recht schnell vorbei. Die Algioten hatten ihre Gegner gut beobachtet.
Die Tazolen wußten genau, daß eine Unsterbliche an Bord war. Die Gelegenheit für einen erfolgreichen Angriff wäre sehr günstig für sie. Zumindest könnten sie versuchen, Dao-Lin gefangenzunehmen und die Galaktiker noch mehr unter Druck zu setzen.
Keiner von ihnen hatte eine Garantie bekommen, daß dieses Treffen wirklich planmäßig stattfinden würde und nicht als Falle gedacht war. Die Tazolen hätten kein Problem damit, siebzehn Artgenossen zu opfern. Schließlich diente es einer höheren Sache...
„Das gefällt mir irgendwie nicht", murmelte der Erste Pilot.
Auf seiner Stirn standen viele Schweißperlen, aber nicht wegen des Fluges. Die Abstände zu den fremden Raumschiffen waren schließlich groß genug.
Aranda Norrand merkte selbst, daß sie schwitzte. „Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn du nicht mitgekommen wärst...", sagte sie zu der Kartanin.
„Es war nun einmal die Bedingung, und ich wäre ohnehin unter allen Umständen mitgekommen", erwiderte Dao-Lin. „Eine solche Angelegenheit will ich selbst überwachen, ich will nichts riskieren."
„Und genau darauf könnten es die Tazolen angelegt haben."
„Manchmal muß man eben ein Risiko eingehen."
„Da bewegt sich ein Knotenschiff!" rief Murak Tham, der Erste Pilot. „Es kommt direkt auf uns zu!"
*
Dao-Lin-H'ay befahl, sofort zu stoppen; die über Standleitung ständig in Verbindung gehaltenen Maahks hielten ebenfalls
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