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1993 - Vorstoß in den Kessel

Titel: 1993 - Vorstoß in den Kessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Stäben befestigt und spendet angenehmen Schatten. Neben der Decke liegt ein Trinkschlauch, der mindestens zehn Liter fasst. Hastig greife ich danach, ziehe den Stopfen, lasse lauwarmes Nass in die Kehle rinnen - das Wunderbarste, was ich mir in dieser Situation vorstellen kann.
    Nach einigen Schlucken beherrsche ich mich, zwinge mich dazu, den Schlauch abzusetzen und wieder zu verschließen. Ich muss haushalten, darf nicht darauf hoffen, dass nochmals ein Wunder geschieht. Jemand hat mir ganz ohne Zweifel geholfen. Neben dem Wasser finde ich einen luftigen Burnus. Sogar einige Südfrüchte liegen neben der Decke; Orangen, Granatäpfel, getrocknete Feigen. Ich mache mich über sie her, entdecke eine Salbendose und reibe die Haut ein. Jemand ...
    Sind es wirklich die drei alten Freunde und Mitstreiter aus halb. vergessenen Tagen gewesen? Habe ich nur phantasiert? Ich weiß es nicht, will es im Grunde gar nicht wissen, sondern klammere mich an das, was ich glaube gesehen zu haben. Sie leben ... irgendwie, verändert, als Teil von ES ... hoffentlich! Nicht weiter darüber nachdenken, Alter! Es ist zu phantastisch! Ich räuspere mich, wische übers Gesicht. Ächzend stehe ich auf, trete unter dem Sonnensegel hervor und werde von der Wucht der Sonnenglut fast zu Boden geschleudert. Flüche steigen in rascher Reihenfolge in mir hoch; ich verzichte darauf, sie alle auszusprechen.
    Ich hebe die Hand an die Stirn, beschatte die Augen und starre zur SOL hinüber - nah und doch unendlich fern, weiterhin von Blitzen, Entladungen und der flackernden Lohe umgeben. Dorthin muss ich; der Befehl besteht immer noch. Ein 'Nachdenken darüber gibt es weiterhin nicht. Heftig pocht der Zellaktivator in meiner Schulter. Rasch ziehe ich den Burnus über, werfe den Trinkschlauch über die Schulter und baue das Segel ab. Keine zehn Minuten später bin ich wieder unterwegs, tappe durch knöcheltiefen Staub und Sand. umrunde eine riesige Sterndüne und erreiche ein ausgedehntes Feld einander abwechselnder Reihendünen, deren Rippel auf die SOL weisen.
    Ein fernes Dröhnen erklingt, sonderbar dumpf und unheimlich. Ich schrecke zusammen, erinnere mich dann aber an Berichte aus ferner Vergangenheit. Das Geräusch entsteht angeblich, wenn Sandmassen über den Grat einer Düne an deren Leeseite hinunterwehen. Ganz deutlich fühle ich das Beben des Bodens. Dem ersten Dröhnen folgt ein zweites, noch lauter, ein langgezogener Chor, der mehrere Minuten anhält, dann abrupt abbricht und gespenstischer Stille Platz macht. Stille, in die sich dann Hufstampfen mischt.. Schemenhaft glaube ich in der Ferne etwas Violettes vorbeiziehen zu sehen, höre durchdringendes Wiehern, gefolgt von bedrohlich klingenden, knisternden Blitzentladungen und einem unverständlichen Flüstern. „Weiter!" knurre ich und ignoriere das Knirschen der Sandkörner auf den Zähnen. Ich tappe voran, schiebe die Gier nach dem nächsten Schluck aus dem Beutel mit eisernem Willen hinaus, muss ihr schließlich doch nachgeben, bemerke verblüfft, wie schnell der Schlauch schlaffer, dünner und leichter wird, und fluche weiterhin in Gedanken. Wut und Ärger verleihen mir neue Kraft; ich werde es diesem Mega-Burschen zeigen! Zu häufig hat er seine absurden Späße mit mir getrieben, ich erinnere mich an jede Einzelheit - und dieser Höllentrip durch die Wüste ist der Gipfel! Plötzlich erscheinen Bilder, drängen sich aus dem Unbewussten vor, erinnern mich an den Anfang des Marsches, an das, was davor war. Trotz der Hitze muss ich frösteln, und ich beschleunige meine Schritte. Die SOL! Ich muss die SOL erreichen...
     
    6.
     
    Alaska Saedelaere: „Passagier"
     
    „Ausweitung des Ortungsbereichs!" befahl er und beendete abrupt das Hyperraummanöver. Die KYTOMA glitt in das Kesselbrodeln zurück. „Keine Ortung!" meldete PORANj18. „Empfindlichkeit weiter erhöhen!" Anstelle des Bordcomputers antwortete Vaiyatha: „Das Objekt ist so plötzlich verschwunden, wie es erschien. Ich sagte dir doch, dass du der Ortung nicht folgen solltest."
    „Ja." Alaska atmete tief ein und aus. Vor zwei Tagen hatte die KYTOMA das Objekt erstmals geortet, in einer Distanz von knapp 1000 Lichtjahren. So schnell wie möglich war Alaska hingeflogen, doch als das Virtuelle Schiff den Hyperraum verließ, war von dem UFO nichts mehr zu entdecken gewesen. Genau wie diesmal auch...
    Seit endlos scheinenden Wochen befanden sich die achtzehn Virtuellen Schiffe am Kessel von DaGlausch, und ihre Piloten warteten,

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