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1993 - Vorstoß in den Kessel

Titel: 1993 - Vorstoß in den Kessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Kraftfeld, das von Wanderer aus verstärkt wird; die Anlagen der Maschinenstadt dienen hierbei als Projektor." Über den Himmel Wanderers zuckten vielfältige Blitze und wuchsen zu einem wahren Gewitter heran. Die Kraftfeldblase war als engmaschiges Geflecht dargestellt - Feldlinien mit Dutzenden eingeblendeten Parametern, deren Ausgangspunkte die achtzehn Virtuellen Schiffe waren. Überschneidungen und Knoten waren besonders hervorgehoben, zusätzliche Detailausschnitte lieferten selbstähnliche Strukturen, die verdeutlichten, dass die Feldliniendichte einer fraktalen Dimensionierung unterworfen war: Jede noch so feine Ausschnittsvergrößerung zeigte ein ähnliches Bild, setzte sich fort. Kalups Rippenstoß riss Tautmo aus den Betrachtungen. „Gemeinplätze hätte ich nicht von Ihnen erwartet!" grollte der vor langer Zeit verstorbene Hyperphysiker aufgebracht. „Der Herr sollten mal wieder eine Nachschulung absolvieren!
    Himmel, hat man denn alles vergessen, was zu unserer Zeit bekannt und normal gewesen ist?" Das cholerisch gerötete Gesicht schwebte plötzlich dicht vor Tautmos Nase; er zuckte zusammen, stotterte Unzusammenhängendes und schaffte es unerwartet schnell, seine Ruhe zurückgewinnen. „Wir können gleich in die Detaildiskussion eintreten!" Er schob Kalups massigen Leib auf Armlänge zurück. „Ein gewisses Erstaunen über Ihr unverhofftes Auftauchen sei mir doch gestattet, oder?" Kalups Kopf wandte sich Waringer zu, die Wangen schwangen wie bei einer gereizten Bulldogge. „Dieser Bursche versucht sich in Ironie. Bemerkenswert." Waringer lachte leise. „Unterschätze ihn nicht. Wir sollten nicht die Fehler der Vergangenheit wiederholen. Auch mir hat man seinerzeit nichts zugetraut..."
    „Stümper und Fachidoten! Mehr an der Zuweisung möglichst hoher Forschungsgelder als an Inhalten interessiert, mein Lieber. Gut, gut, 1st ja alles Schnee von gestern. Herr Kollege, Sie wollten etwas sagen?" Der süffisante Unterton konnte Tautmo ebensowenig schrecken wie das polternde Gebaren. Hyperphysik war sein Metier, hier kannte er sich aus, hier brach sein zauderndes, mitunter ängstliches Wesen nicht durch. Er setzte sich an ein zweites Terminal, rief weitere Daten auf, führte Berechnungen durch und war kurz darauf in ein solch intensives Gespräch vertieft, dass er nicht einmal mitbekam, als Bully kurz hereinsah, mit offenem Mund die Szenerie beobachtete, sich an den Kopf griff und mit hängenden Schultern davonging.
    Später sagte Arno Kalup abschließend: „... sollten auf die Sekundärreaktionen des Carits achten, mein Lieber! Sie müssen mit Effekten rechnen, die vordringlich auf psychischer Ebene ablaufen; Interaktionen mit den Bewusstseinen!" Tautmo nickte und starrte auf die Displayanzeigen. Als er wieder aufsah, waren Kalup und Waringer verschwunden. Auf Waringers Sessel lagen nur noch seine Pfeife, aus der dünne Schwaden kräuselten, und ein kleiner Speicherkristall mit einem gelben Haftzettel. Der Hyperphysiker las die Aufschrift, pfiff erregt und schloss die Faust um den Kristall, augenblicklich wissend, welchen Schatz er in Händen hielt. Die handschriftliche Notiz lautete: waringerfile, update...
    Reginald Bull: Der lässig an der Korridorwand lehnende Mann war von seinem Äußeren her unverkennbar. So etwas vergaß man nicht. Er trug enge, fettverfleckte Lederhosen, wadenhohe Stiefel mit großen Metallrad-Sporen hinter den Absätzen und über dem schweißverklebten Hemd eine ärmellose Lederweste.
    Brandrote Haare quollen unter dem Hemdkragen hervor. Der Stoppelbart war von gleicher Farbe. Das Gesicht lag im Schatten des breitrandigen, staubgepuderten Stetson. Der Kerl spuckte seinen Priem aus und grinste; schwärzliche Zahnstummel wurden sichtbar. Daumen wurden hinter die Patronengurte gehakt, Holster baumelten rechts und links. „Mann, das ist wirklich ein lausiges Spiel!" knurrte der Kerl, wischte mit dem Handrücken über den Mund und spie erneut zielgenau auf den Boden. „Ständig stehen mir diese Figuren gegenüber! Und ich weiß nicht, ob ich lebe oder tot bin. Was ist mit dir, Figur? Lebst du, oder hat dich der Boss auch aus der Hölle gerissen? Was hat er dir versprochen?" Bully seufzte; seit er Waringer und Kalup bei Aagenfelt gesehen hatte, war er auf alles gefasst. Die ersten zehn Hyperraum-Manöver waren absolviert - zwar mit sehr geringem ÜL-Faktor, aber immerhin. Das Leistungsvermögen der VIRTUAS erwies sich als den äußeren Kräften gewachsen; schließlich handelte

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