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1993 - Vorstoß in den Kessel

Titel: 1993 - Vorstoß in den Kessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Illusion und Wirklichkeit, passieren können.
    Es gibt kein warmes Licht, keine frohen Farben, keine erheiternde Musik in diesem Panoptikum. Nur dieses dumpfe Zwielicht und entsetzlich lautlos torkelnde Bestien: archaische Bedrohung, atavistische Ängste, aus dem Unbewussten empor geschwemmte Bestandteile, die die Ego-Grenzen hinwegzuwischen vermögen. Der Eindruck kalten Grauens...
    ... und er spürte, dass ein Teil seines Körpers weiterhin von der Haut umgeben war. Auf den ersten Blick glich sein Helfer einem beutelartigen Parasiten, mit dem er sich seit Monaten herumplagte. In Wahrheit jedoch war die Haut intelligent. Sie hatte sich ihm unterworfen und befolgte innerhalb gewisser Grenzen seine Befehle. Ohne ihn war die Haut nicht lebensfähig. Sie ernährte sich von seinem Körper, konnte nicht länger als zehn Minuten von ihm getrennt existieren.
    Alaska Saedelaere war der Träger der Haut. Sie diente ihm als Gesprächspartner, wenn auch auf einem nicht allzu hohen Niveau, und sie brachte einige Fähigkeiten in ihre unfreiwillige Allianz. Die Parzelle bildete eine Hohlkugel. Das Leuchten, das durch den Boden drang, weckte Assoziationen in Alaska. Er hatte den Eindruck, dass die Lichtintensität schwankte. Das Flackern erinnerte ihn an etwas. Die Parzelle schien sich im Hyperraum zu befinden, ebenso wie vorher Goeddas Raum... ... und über ihm schwebte das fremde Schiff wie ein künstlicher Himmel. Ein feines Lächeln überzog sein Gesicht, während er den Worten der TLD-Chefin nachlauschte. „Es ist ein Virtuelles Schiff, Gia" ,sagte er. „Und es kommt offenbar von weit her, um mich zu holen."
    „Zu holen?" Sie schüttelte verständnislos den Kopf. „Ich verstehe gar nichts. Was ist ein Virtuelles Schiff? Wieso sollte es ausgerechnet dich holen wollen? Was sollst du an Bord tun?"
    „Ich soll dieses Schiff fliegen", verkündete er. „Das Virtuelle Schiff will mich als Piloten." Aus der Unterseite des Schiffs schob sich etwas hervor, das an den Stachel eines Insekts erinnerte. Es senkte sich tiefer, bis sein Ende nur noch zwanzig Meter über dem Boden war. Eine Öffnung entstand, unter der die Luft grünlich flimmerte. Der ehemalige Maskenträger ging hinüber. Das grüne Licht zog ihn langsam nach oben, bis er in dem stachelförmigen Ausleger verschwunden war. Dann wurde das Gebilde vom Schiff wieder eingezogen. Es war der 28. Februar 1290 NGZ.
    Alaska blickte durch die transparente Wand hinaus auf Alashan, ohne diesen Stadtteil Terranias wirklich zu sehen. Er stand in der geschlossenen Schleuse, der Pforte - von außen hatte sie massiv und kompakt gewirkt, von innen war sie transparent und wirkte, als bestünde sie aus zerbrechlichem Glas... ...und dann erklang das durchdringende Wispern, das den Mann aus seinem Alptraum riss; es war die Haut, die sprach: Ich habe Hunger!
     
    11.
     
    Reginald Bull: „psychische Überhitzung"
    23. April 1291 NGZ
     
    Fee Kellind sah mich mit verzweifeltem Blick an; nasse Strähnen klebten an ihrem Kopf, das Gesicht war wie bei allen anderen gerötet, der Feuchtigkeitsfilm glänzte. „Uns bleibt keine Wahl!" sagte ich bedrückt. „SENECA: Alarmstufe Eins! Sämtliche Besatzungsmitglieder haben die SOL sofort zu verlassen. Die Evakuierung lässt sich nicht mehr länger aufschieben! Ich wiederhole: Wir evakuieren gemäß den vorbereiteten Planungen."
    „Verstanden." Sirenen begannen zu schrillen, Lautsprecherdurchsagen informierten die 6500 Menschen, Holopiktogramme erschienen und markierten die Fluchtwege. Ich wischte mir über das Gesicht und ignorierte die an meinem Hals hinabrinnenden Tropfen. Die Situation war unhaltbar geworden. Wir mussten raus, ob wir wollten oder nicht. Mit jedem weiteren Teleport-Phänomen hatten die Effekte zugenommen und sich intensiviert.
    Inzwischen schwebte die SOL ziemlich exakt im Scheibenzentrum Wanderers mitten in einer scheußlichen Wüste, die ganz eindeutig der Sahara entsprach. Ich erkannte die Landmarken wieder. Zehn Kilometer entfernt, grob gerechnet, befand sich eine Oase. Genau wie damals...
    Abenteuerurlaub der besonderen Art; alles schien schief zugehen - es musste eine Ewigkeit hersein. Schon die Schaltung des Personentransmitters nach Kairo hatte Probleme bereitet und konnte erst mit einer halben Stunde Verspätung aktiviert werden. Das Hotelzimmer war grauenhaft, die Pyramiden von Giseh wurden restauriert und waren für Touristen geschlossen, und mitten in der Wüste fiel dann noch der Gleiter aus - im wahrsten Sinne des

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