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1994 - Der letzte General

Titel: 1994 - Der letzte General Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Tel. „Ihr habt kein Recht, die Presse zu behindern", wehrte sie sich.
    Die beiden Sicherheitsbeamten gingen nicht auf ihren Protest ein. Sie schleppten sie durch die Gänge und beförderten sie auf einem Gleiterparkdeck nach draußen. „Verschwinde, du Ratte!" befahl einer von ihnen. „Und lass dich hier nie wieder blicken. Das HQ-Hanse ist ab sofort für dich gesperrt." Er gab der Journalistin einen derben Stoß in den Rücken, so dass sie nach vorn stolpernd um ihr Gleichgewicht kämpfte. Der andere stellte ihr ein Bein. Sie schlug der Länge nach auf den Keramikboden.
     
    *
     
    Gehorsam
     
    Gehorsam schöpft seine Kraft aus der Überzeugung, denn man folgt nur dem, der gut leitet. Nur ein Zyniker kann behaupten, der unbedingte Gehorsam sei ausschließlich bei dem absolut Unwissenden zu erreichen. Glücklicherweise wollen die meisten gar nicht widersprechen und den Gehorsam verweigern, sie sind froh, geführt und von eigenen geistigen Anstrengungen befreit zu werden. Allerdings muss man eine leichte Hand haben, um Menschen über eine lange Zeit hinweg führen zu können und sich ihren Gehorsam zu bewahren. Man sollte sie ihre Abhängigkeit sowenig wie möglich fühlen lassen.
    Zorn Jynthasso in seinen „Militärischen Reflexionen aus dem Jahr 1288 NGZ"
     
    Die letzten Vorbereitungen waren abgeschlossen. Jetzt fehlte nur noch der entscheidende Befehl Zorn Jynthassos. Auf den Ortungsschirmen war die Kosmische Fabrik in den Mittelpunkt gerückt. Alle einlaufenden Daten bezogen sich nur auf sie. Mit WAVE bewegten sich mehr als 11.000 Kampfschiffe der solaren Wachflotte mit gleicher Geschwindigkeit und mit gleichbleibendem Abstand zur Kosmischen Fabrik auf die Erde zu.
    Kommandantin Arma Llieken wandte sich an den Stellvertretenden LFT-Kommissar. „Wir haben eine Anfrage von einer Journalistin von der Erde", sagte sie. „Die dir durchaus bekannte Katie Joanne von Sol Tel möchte an Bord kommen, um von hier aus zu berichten. Sie ist bereits mit einer Space-Jet unterwegs und kann in wenigen Minuten da sein. Ich wollte sie nicht zurückschicken, ohne dich informiert zu haben. Immerhin ist sie bekannt und in allen Medien präsent." Einige der Männer und Frauen in der Kommandozentrale wechselten flüstern ein paar Worte miteinander.
    Zorn Jynthasso blickte unwillig auf. Die Anfrage in einer solchen Situation schien vollkommen unpassend zu sein. Er wollte sie bereits zurückweisen, als ihm ein verlockender Gedanke kam. '„Es kann nicht verkehrt sein, wenn ein Profi wie Katie Joanne den Kampf gegen WAVE dokumentiert", sagte er. „Wir zeichnen alles auf, aber wenn jemand wie sie das Material aufarbeitet, ist das Resultat mit Sicherheit besser, als wenn wir es allein machen. Hinterher finden wir bestimmt Mittel und Wege, ihre Arbeit entsprechend zu ... nun, zu kontrollieren. Sie soll an Bord kommen."
    Die Kommandantin zögerte. Sie glaubte, sich verhört zu haben. In wenigen Sekunden würde der Kampf losbrechen, und ausgerechnet in dieser Situation sollte sie einen Zivilisten in die MARTINUS aufnehmen? Sie wollte Bedenken anmelden, doch dann sah sie, wie das Gesicht des letzten Generals maskenhaft starr wurde. Sie erkannte, dass Zorn Jynthasso zu jener Konzentration zurückgekehrt war, die sie kurz zuvor unterbrochen hatte.
    Sie verzichtete auf einen Einspruch und gab den Befehl weiter. Sekunden später beobachtete sie, wie eine kleine Space-Jet durch eine Strukturlücke in den Schutzschirmen und danach in einen der Hangars glitt. „Angriff in zehn Sekunden!" befahl Zorn Jynthasso.
    Die letzten Gespräche erstarben, und es wurde still in der Kommandozentrale. Nur noch ein leises Ticken von der Ortungsleitzentrale war zu hören.
    Jetzt musste sich zeigen, ob der letzte General die richtige Taktik gewählt hatte. Reichte das ihm zur Verfügung stehende Waffenarsenal aus, um einen so mächtigen Feind wie WAVE besiegen zu können? „Fünf Sekunden!" Yhin Jahangs Hände hatten bis zu .diesem Augenblick ruhig und entspannt auf der Lehne seines Sessels gelegen. Nun verkrampften sie, und die Fingerspitzen drückten sich tief in das weiche Polster.
    Der Erste Pilot der MARTINUS war zur Untätigkeit verdammt. Er konnte nichts tun. Der Bordsyntron hielt das Raumschiff in einer stabilen Umlaufbahn um die Erde. Erst wenn Zorn Jynthasso einen raschen Positionswechsel befehlen sollte, konnte er aktiv werden. Bis dahin musste er warten und konnte nur beobachten, was geschah. Seine Blicke waren auf den Stellvertreter des

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