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1994 - Der letzte General

Titel: 1994 - Der letzte General Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wusste, wohin sie sich zuerst wenden sollte. Zorn Jynthasso saß unbewegt in seinem Sessel und leitete die Schlacht, als sei nichts geschehen. Mit neuen taktischen Finessen versuchte er, dem Kampf die alles entscheidende Wende zu geben. Doch selbst für die Journalistin, die militärisch nicht geschult war und mit den laufend eingeblendeten Zahlen in den Holos nicht soviel anzufangen wusste wie etwa Yhin Jahang oder Arma Llieken, wurde deutlich, dass die Verluste der terranischen Wachflotte dramatisch anstiegen. „Was haben die Symbole in den Holos zu bedeuten?" Die Journalistin deutete auf Zahlenkolonnen mit rasch ansteigenden Werten. „Sie bezeichnen die verschiedenen Waffensysteme", antwortete Yhin Jahang, nachdem sie die Frage zweimal wiederholt hatte. Er sah bleich und erschöpft aus. Schweiß bedeckte seine Stirn. „Sie geben die ursprünglichen Bestände an und zeigen an, wie viele ausgefallen sind."
    „Dann sind von ursprünglich 18.000 Transformforts nur noch 2800 übrig", erkannte Katie Joanne und schluckte trocken. „Wir ziehen alle Kräfte zusammen!" rief der Stellvertreter Cistolo Khans. Schnell und präzise erteilte er eine Reihe von Befehlen, die von der Bordsyntronik weitergeleitet werden sollten.
    Doch dann trat Yhin Jahang an das Gerät heran und legte seine Hand auf eine rote Taste. Er sperrte den Befehl. „Nein!" sagte er. Der letzte General drehte sich betont langsam um. „Wie bitte?"
    „Ich sagte nein", wiederholte der Erste Pilot der MARTINUS. „Es ist vorbei."„Wir müssen kapitulieren", fügte Arma Llieken entschlossen hinzu. „Die Verluste sind zu hoch", argumentierte Yhin Jahang. Seine Augen wirkten wie schwarze Kohlen in seinem .bleichen Gesicht. Katie Joanne bemerkte, dass seine Oberlippe leicht zitterte. „Wir haben den Kampf verloren. WAVE nähert sich der Erde mit unverminderter Geschwindigkeit, und es sind nicht die geringsten Anzeichen von Zerstörungen an der Kosmischen Fabrik zu erkennen."
    „Unsere Verluste aber sind wahnsinnig hoch und werden immer größer", fügte die Kommandantin hinzu. „Jetzt muss Schluss sein."
    „Ach, und das könnt ihr beurteilen?" Zorn Jynthasso stand auf. Hoch aufgerichtet blieb er vor seinem Sessel stehen, eine nach wie vor beherrschende Persönlichkeit, die das in dieser Situation angebrachte Wort Meuterei vermied. Er legte seine Hand an den Gürtel, an dem ein kleiner Energiestrahler hing. Doch Yhin Jahang kam ihm zuvor. Er hielt plötzlich eine Waffe in der Hand, die er auf ihn richtete. „Nein", sagte er. „Ich werde jetzt den Befehl zum Rückzug in deinem Namen an die Flotte geben, und du wirst mich nicht daran hindern. Solltest du es versuchen, sehe ich mich gezwungen, dich zu erschießen." Der letzte General ließ seine Hand sinken. Er griff nicht zur Waffe. Mit maskenhaft starrem Gesicht verfolgte er, wie der Erste Pilot der MARTINUS seine Drohung wahr machte und damit das Signal zur Auflösung der Schlachtordnung gab.
    Unmittelbar darauf begann die Flucht der Raumschiffe der terranischen Wachflotte. Die Flotte machte endgültig den Weg frei für die Kosmische Fabrik. Das Angriffsfeuer erlosch, und WAVE tauchte aus dem Feuerball der Explosionen auf, der sich nun rasch verflüchtigte. Immer wieder aber zuckten Energiestrahlen aus der Kosmischen Fabrik heraus und setzten ihr Zerstörungswerk fort. „Wir verschwinden ebenfalls", rief Arma Llieken. Sie übernahm es, den letzten General zu überwachen, während Yhin Jahang zum Sitz des Piloten eilte, um die MARTINUS aus der Position herauszuführen, in der sie nun weitaus mehr gefährdet war als alle anderen Raumschiffe Terras: Sie befand sich exakt auf der Flugbahn zwischen WAVE und der Erde. „Nein!" brüllte Zorn Jynthasso, der nun zum erstenmal laut wurde. „Wir greifen noch einmal an. Gerade jetzt! Ramihyn wähnt sich sicher, er glaubt gewonnen zu haben, und genau das ist unsere Chance. Wir überraschen ihn."
    „Tut mir leid, Zorn", widersprach die Kommandantin ausgesprochen ruhig. „Das tun wir nicht."
    Während die MARTINUS ihre Position verließ und mit Höchstwerten beschleunigte, wandte sie sich direkt an Ramihyn. Sie erklärte die Kapitulation der Erde und forderte ihn auf, das Feuer' nunmehr einzustellen, weil keine Kampfhandlunge- mehr stattfinden würden. :Katie Joanne konnte anhand der Monitoren sehen, wie sich die MARTINUS von der Erde entfernte und in Richtung Sonne flog. Am Ausgangsschott der Zentrale blieb die Journalistin noch einmal stehen und blickte

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