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1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

Titel: 1994 Jagdzeit in Deutschland (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Job als Nachtwächter suchen.«
Wie denn nun, nachdem er Anzeige erstattet habe, die Sache weitergehen werde, hatte er schließlich noch wissen wollen und sich daraufhin zunächst einen Vortrag über Zuständigkeiten, Ressortabgrenzungen und Fahndungsmethoden anhören müssen. »Wer«, das hatte der Beamte tatsächlich gesagt, »den Schwarzen Peter kriegt – diesmal bin leider ich es –, der leitet die Sache weiter, im vorliegenden Fall nach Berlin, denn für uns gilt das Prinzip der Tatortzuständigkeit, und das heißt, die Ermittlungen setzen da ein, wo die Sache passiert ist, und da geht auch die Fahndung raus, aber in welchem Umfang, kann ich nicht sagen. Berlin, norddeutscher Raum, bundesweit, europaweit, weltweit … , das hängt vom Kaliber der gesuchten Person ab. Vielleicht fahndet man mit Foto, wahrscheinlich eher ohne. Haben Sie ein Bild von dem Täter?«
Zu der Zeit hatte er noch keins gehabt.
Er hatte dann noch gefragt, welche Berliner Behörde sich mit seinem Fall befassen werde, und an wen er sich bei eventuellen Nachfragen zu wenden habe.
»Schwer zu sagen.«
»Na, Sie müssen den Vorgang doch an eine bestimmte Stelle weiterleiten.«
»Klar. Die Sache geht an die Berliner Staatsanwaltschaft, aber in welchem Ressort sie dann landet, weiß ich nicht. Eigentlich kommen nur zwei in Betracht, die Kapital-Abteilung, also die Stelle, die Tötungsdelikte bearbeitet, oder die Abteilung für politische Straftaten. Ihr Fall hat von beidem was, und so kann er hier wie dort landen. Aber wenn Sie sich unter Angabe der Nummer, die Sie von mir bekommen, an die Leute wenden, dirigiert man Sie weiter.«
Jetzt, dachte er, während er aufstand und seinen Schlafanzug aus der Reisetasche nahm, hat die Polizei ein Foto! Aber nach dem, was ich auf dem Revier erfahren habe, glaube ich nicht daran, daß man es für die Fahndung in Umlauf setzen wird.
Er zog den Schlafanzug an, ging ins Bett, sagte sich. Ich muß wohl damit rechnen, daß von den Behörden keine große Hilfe zu erwarten ist. Vielleicht sind’s einfach zu viele, nach denen gesucht wird. Also nehm’ ich es selbst in die Hand. Ab morgen früh gibt es für mich über eine längere Zeit hin keinen Beruf mehr und keinen Onkel, kein Haus am Stadtrand und keine Nachbarin. Ab morgen früh bin ich nur noch der Jäger.

19
    Er war erst seit drei Stunden auf der Olivenplantage LA ARBOLEDA, seinem neuen Standort, aber schon jetzt setzte die ländliche Abgeschiedenheit ihm zu. Die Hacienda mit den sie umgebenden Olivenhainen lag fast sechzig Kilometer von Malaga entfernt, nahe der alten, nach Granada führenden Römerstraße, doch auch bis zum einstigen Sitz der Kalifen war es eine gute Autostunde, und bis zur Küstenregion um Torrox und Nerja mußte man auf einer kurvenreichen Gebirgsstraße mindestens vierzig Kilometer bewältigen. Nach Norden hin sah es nicht besser aus. Zwar gab es dort, wie überall in dieser Gegend, malerische Dörfer, aber die nächste größere Stadt, nämlich Córdoba, lag sogar doppelt so weit weg wie Malaga.
    Es war fünf Uhr am Nachmittag. Um kurz nach zwölf war die IBERIA-Maschine auf dem Flughafen von Malaga gelandet, wo Bartolo Mendez, der die Hacienda bewirtschaftete, Lothar und ihn abgeholt hatte. Zum Glück sprach der Mann ein fast perfektes Deutsch.
    Nach der Ankunft auf LA ARBOLEDA hatten sie zu Mittag gegessen, dann das weitläufige Gebäude besichtigt und sich anschließend getrennt. Lothar war mit Ignacio, dem Maschinenmeister, zum Angeln gefahren, aber nicht an die Küste, sondern zum Río Frío, in dem es reiche Forellenbestände geben sollte.
    Er umrundete den im andalusischen Stil errichteten Bau, und so gern er Oliven aß, so wenig Freude empfand er, als er, talwärts blickend, Hunderte, nein, Tausende von knorrigen Olivenbäumen vor Augen hatte. Innerhalb dieser schier endlosen graugrünen Eintönigkeit sollte er fortan leben? Und das über einen noch überhaupt nicht absehbaren Zeitraum hin?
    Er kehrte, weil die Sonne auf ihn niederbrannte, in den Schatten des Arkadengangs zurück, und während er, an eine der weißen Säulen gelehnt, in den zwar blumengeschmückten, aber grabesstillen Patio sah, entstand in ihm der Plan, diesen ersten Tag als Zwischenstation aufzufassen und ihn unter Menschen zu verbringen. Er hatte viel gelesen über die spanischen Küstenstädte mit ihrem fröhlichen und vitalen Flair, und er spürte. Das war es, was er jetzt brauchte.
    Er ging ins Haus, duschte, zog sich einen leichten hellen Anzug an

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