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1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

Titel: 1994 Jagdzeit in Deutschland (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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er Fräulein Köster schlug und fesselte und die Tüte mit Ihrer Bestellung stahl. Allerdings hat er noch rund vierzig weitere Tüten an sich genommen.«
»Und woher wissen Sie dann, daß es meine war, um die es ihm ging?«
Granzow erzählte, machte es kurz, kam innerhalb von drei Minuten auf den Kernpunkt, nämlich auf das lange Verweilen des Mannes bei eben dieser Aufnahme. »Sicher«, fuhr er fort, »es ist nur ein Indiz und vielleicht für andere nicht einmal das. Aber mir reicht es aus, und daher hab’ ich nun ein paar Fragen an Sie. Wer ist der Mann auf dem Foto? Er ist Offizier, aber in welcher Armee? In welcher Beziehung stehen Sie zu ihm? Wann und bei welcher Gelegenheit wurde das Bild gemacht, und woher haben Sie es?«
Nun war Kämmerer an der Reihe. Er sah keinen Grund, dem Kommissar irgend etwas zu verschweigen, im Gegenteil, er hoffte sogar, der Vorfall werde seine auf der Revierwache nur unwillig entgegengenommene Anzeige kräftig untermauern. Zum dritten Mal an diesem Tag erzählte er also seine Geschichte.
Granzow machte sich Notizen und sagte, als der Report zu Ende war:
»Ich will Sie nicht beunruhigen, aber wenn ein völlig unbeteiligter Mensch nur um Ihres Fotos willen geschlagen und gefesselt wird, muß man vielleicht damit rechnen, daß der Täter die Absicht hat, Ihnen noch viel drastischer zu Leibe zu rücken. Im Moment kann ich mir auf das alles keinen Reim machen, aber fest steht ja wohl, daß man das Haus der Familie Dillinger observiert hat. Dort wurden Sie gesehen und dann verfolgt. Ich glaube, von diesem Zusammenhang dürfen wir ausgehen.«
»Ja, leider wird es so sein.«
»Jetzt ergibt sich die Frage, warum die Dillingers beobachtet wurden. Ich neige zu der Annahme, daß dabei der Tod des Herrn Fehrkamp eine Rolle spielt.«
»Mein Gott, Sie werden recht haben! Herr und Frau Dillinger gehen ja von Mord aus, genauer gesagt, von erzwungenem Selbstmord, was auf das gleiche hinausläuft.«
»Eben. Und nach allem, was Sie mir erzählt haben, vor allem über das hinterlegte Dossier und den Besuch des Notars, lag das Motiv für den an dem alten Mann verübten Anschlag wahrscheinlich in der Sorge gewisser Personen, er hätte ihnen gefährlich werden können. Spinnt man diesen Faden weiter und nimmt die jüngsten Ereignisse hinzu, dann landet man bei dem Schluß, daß diese Leute auch das Umfeld des Ermordeten für gefährlich halten. Ich werde auf jeden Fall meinen Kollegen, bei dem Sie Anzeige erstattet haben, über den gesamten Vorgang unterrichten, denn auch Ihr Frank Kopjella ist ja im Zusammenhang mit Fehrkamp zu sehen, weil die beiden dienstlich miteinander zu tun gehabt haben, zumindest im Fall Ihrer Republikflucht, aber wohl auch sonst, wie jedenfalls die Tochter Ihnen berichtet hat.«
»Und die Porno-Version? Halten Sie die für ausgeschlossen?«
»Das nicht, aber für unwahrscheinlich.«
»Warum?«
»Zum einen wegen des auffälligen Interesses an Ihrem Foto. Aber auch wegen der Methode. Ein gehörnter Ehemann reagiert anders. Diese Brutalität, dazu das Fesseln, das Herausreißen der Klingelleitung und des Telefonkabels, überhaupt der ganze verbale Umgang mit der jungen Frau, das alles wirkt sehr professionell.«
»Das stimmt. Und jetzt?«
»Wir werden weiter ermitteln. Haben Sie noch mehr Fotos von diesem Major Kopjella?«
»Noch drei. Es sind zwar Gruppenbilder, aber man kann ihn gut erkennen. Einen Moment bitte!«
Kämmerer ging ins Schlafzimmer, holte aus der Jacke die drei Aufnahmen, kehrte zurück und gab sie dem Kommissar, erklärte ihm auch, wer Kopjella und wer Fehrkamp war.
Granzow besah sich die Fotos, legte sie dann auf den Tisch und sagte: »Wer weiß, was für Sündenregister alle diese Männer haben! Ich kann mich nur wiederholen und Ihnen größte Vorsicht anraten.«
»Ja, die ist jetzt wirklich vonnöten, und das Ehepaar Dillinger müßte man wohl ebenfalls warnen. Soll ich das tun, oder machen Sie es?«
»Ich fahre gleich hin.«
»Würde es Ihre Strategie durchkreuzen, wenn ich da schon mal anrufe?«
»Telefonieren Sie von mir aus! Noch etwas! Könnten Sie mir eins der Fotos überlassen?«
»Natürlich.«
Granzow wählte das Viererbild aus und stand auf. »Bitte«, sagte er dann, »rufen Sie mich an, sobald es etwas Neues gibt!«
»Mach’ ich.«
Kämmerer ging mit bis zur Gartenpforte. Erst als das Auto um die Ecke gebogen war, kehrte er ins Haus zurück. Er war sehr besorgt, griff zum Telefonhörer, wählte, mußte lange warten.
»Dillinger«, hörte er

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