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1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

1994 Jagdzeit in Deutschland (SM)

Titel: 1994 Jagdzeit in Deutschland (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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komme.«
»Das wird es nicht!« hörte er daraufhin, und wenn in den Worten seines jungen Freundes zwar nicht gerade Unmut mitklang, so war doch eine gewisse Sorge spürbar. Dann ging es auch schon weiter, und es zerstörte im Nu alle schönen Pläne für diese Nacht:
»Du mußt sofort herkommen. Wo steckst du denn überhaupt?«
»In Malaga. Du wolltest Forellen fangen. Ich etwas anderes.«
»Daraus wird nichts. Kornmesser ist gekommen, und er hat alarmierende Nachrichten mitgebracht. Es wird nach dir gesucht.«
»Nach mir? Gezielt nach mir?«
»Gezielt, ja. Was genau da los ist, will er dir selbst sagen. Mußt dich also sofort in Marsch setzen.«
»Weißt du wirklich nichts Näheres? Hängt es mit Fehrkamp zusammen?«
»Ich weiß nichts. Er hat nur gesagt, was dich betrifft, ist es ziemlich heiß geworden.«
»Okay, ich starte, brauche aber anderthalb Stunden.«
»Und ich versuche, ihn bei Laune zu halten. Wird nicht ganz leicht werden.«
»Also bis dann!«
Er verließ das Lokal, ging zum Parkplatz, stieg in den Seat, fuhr los. Auf der Autobahn herrschte jetzt, in der Dunkelheit, weniger Verkehr, und so schaffte er bis Colmenar einen guten Schnitt. Aber nachdem er auf die Gebirgsstraße übergewechselt war, mußte er wegen der vielen Kurven langsamer fahren.
Wie, zum Teufel, kann es passiert sein, daß sie mich in der Fahndung haben, fragte er sich zum wiederholten Mal und fand auch diesmal keine Antwort.
    Nach anderthalb Stunden erreichte er die Hacienda, und wenig später saßen sie zu dritt in Kornmessers Zimmer. Obwohl Bartolo, der als einziger ihr Gespräch hätte verfolgen können, schon schlafen gegangen war, redeten sie gedämpft.
    »Eine böse Sache«, sagte der Oberst.
»Es ist ausgeschlossen«, antwortete Kopjella, »daß man mich beim Betreten oder beim Verlassen von Fehrkamps Wohnung gesehen hat.«
»Das glaube ich dir. Es geht auch nicht um Fehrkamp direkt, aber durch eine ganz verrückte Konstellation ist sein Name ins Spiel geraten, und da wiegt es natürlich schwer, daß im Zusammenhang mit seinem Tod der Verdacht auf Fremdeinwirkung aufgekommen ist.«
»Durch was für eine Konstellation?« fragte Kopjella. »Euer Fall Kämmerer spielt mit hinein.«
»Kämmerer?« Lothar Schmidtbauers Erstaunen war nicht zu überhören. »Das ist vier, fünf Jahre her!«
Darauf hatte der Oberst eine nur allzu plausible Antwort:
»Fünfundneunzig Prozent der Fälle, die uns heute das Leben schwermachen, liegen so lange oder noch länger zurück, einige sogar schon Jahrzehnte. Also, Paul Kämmerer, dem damals die Republikflucht gelang und dessen Sohn wir erwischt haben, hat in einem Hamburger Fotogeschäft die Vergrößerung einer Aufnahme in Auftrag gegeben. Das Bild«, er sah Kopjella an, »zeigt dich, während du die Rede zu Fehrkamps sechzigstem Geburtstag hältst.«
»Was? Mich?«
»Ja.«
Kornmesser berichtete von der Observierung der Familie Dillinger, von Kämmerers Auftauchen an deren Haustür, von seiner Verfolgung und den Ereignissen im Fotoladen. »Ich glaube nicht«, fuhr er dann fort, »daß man dich des Mordes an Fehrkamp verdächtigt, aber wir müssen davon ausgehen, daß der Vater von Tilmann Kämmerer – ich hab’ mir heute morgen in Lübeck die Akte noch einmal vorgenommen – auf der Suche nach dir ist, vermutlich mit polizeilicher Hilfe.«
»Wie ist der denn bloß auf die Dillingers gekommen?« fragte Schmidtbauer.
»Mein Gott, Lothar«, der Oberst hob beide Hände, ließ sie aber gleich wieder fallen, »wie kommen heute die sogenannten Opfer an ihre Informationen? Indem sie bei der Gauck-Behörde anklopfen, Zeugen befragen, Anzeige erstatten und dadurch Fahndungen auslösen, die zum Erfolg führen. Du scheinst vergessen zu haben, daß alle politischen Täter, die wir hinter Schloß und Riegel hatten, heute frei herumlaufen und jedem, der sie hören will, ihre Schauergeschichten erzählen. Ganz sicher hat dieser Kämmerer sich an irgendwelche Mithäftlinge seines Sohnes gewandt, hat dabei die Namen Kopjella und Fehrkamp gehört, daraufhin mit der Suche angefangen, ersteren nicht, wohl aber den zweiten gefunden, weil der bedauerlicherweise sein Nest verlassen hatte. Allerdings ist er nicht auf den lebenden, sondern auf den toten Fehrkamp gestoßen, genauer gesagt, auf dessen Familie, und die hat ihm das Foto gegeben.«
»Verdammt!« Kopjella zischte das Wort durch die Zähne.
»Und was nun?«
»Da gibt es nur eins.«
Beklommen sahen die beiden anderen Kornmesser an, bis Schmidtbauer zu der

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