1995 - Der Tod auf Terra
Überladung zerstört. Das Nervenzentrum der Liga Freier Terraner war zu einem gewaltigen Grabmal geworden. Zum erstenmal entdeckte ich die Überreste zerstörter Roboter. Auch wenn die stählernen Leiber der TARA-V-UH nur unwesentliche Schäden aufwiesen, ihre Syntroniken waren Schrott.
Ein dumpfes, anschwellendes Grollen bewies, dass die Ruinen noch nicht zur Ruhe gekommen war. Der Boden bebte, Geröll löste sich aus der Decke. Dann kam ich endgültig nicht mehr weiter. Ausglühende Konverter hatten den Schutt zu einer undurchdringbaren Masse zusammengebacken und eine Region anhaltend hoher Temperaturen geschaffen. Ich aktivierte Moo, die kleine silberne Buddha-Figur meines Raumanzugs, die sich schon oft als hilfreich erwiesen hatte. Durch seine Augen überzeugte ich mich, dass es wirklich kein Weiterkommen gab. Ausgeglühter Stahl, zu Schlacke verbrannte Einrichtungen und Aggregate und über allem immer noch zähflüssig abtropfende Kunststoffe bestimmten das Bild. Erst allmählich erstarrende Glutseen markierten den Standort der Konverter.
Dazwischen Roboter. Viele zerstört, einige wenige noch funktionsfähig, aber fehlgeschaltet. Jedenfalls eröffneten sie das Feuer auf Moo. In mir verdichtete sich das Bild einer Waffe, die HQ-Hanse in den oberen Etagen zermalmt und teilweise pulverisiert, aber die gesamte und tief in die Erde reichende Anlage nicht sofort zerstört hatte. Vielmehr schien eine Art Streustrahlung oder was auch immer von Etage zur Etage weitergesprungen zu sein und hatte alle Technik in den Vernichtungsprozess einbezogen. Deshalb gab es keinen Funkkontakt, keine arbeitenden Transmitter, einfach nichts, was Rettungstrupps und eventuellen Überlebenden hätte helfen können.
Ein Knistern im Helmempfang. Ich glaubte, endlich wieder Margret Zhamants Stimme zu hören, die hastig Anweisungen erteilte, aber ich war mir keineswegs sicher. „Margret!" rief ich. Nichts. Nach wie vor gestörter Funkempfang. Dafür stieß ich auf einen engen Durchbruch, hinter dem eine der Botanikhallen lag, die als Freizeiteinrichtungen auf jeder Etage vorhanden gewesen waren. Herabgestürzte, ineinander verkeilte Deckensegmente hatten die gepflegten Grünanlagen zermalmt, aber zugleich die nachrutschenden Lasten abgefangen. Einen sonderlich vertrauenswürdigen Eindruck machte dieses bizarre Konglomerat dennoch nicht.
War da nicht eine flüchtige Bewegung weit im Hintergrund? Ich hatte den Eindruck, eine menschliche Gestalt zu sehen. „Bleib stehen!" rief ich. „Ich bin hier, um dir zu helfen." Nichts. Keine Antwort, kein erneuter Schatten. Lediglich ein Leuchtband begann flackernd zu arbeiten, als wolle es mich inmitten dieses Chaos festhalten. Augenblicke später sah ich sie wieder: eine menschliche Gestalt, hager, flink und furchtsam. „Wenn du hier raus willst, solltest du nicht dav0nlaufen." Die Gestalt verharrte hinter zwei bizarr verdrehten Stahlträgern. Ich konnte ihr Zögern förmlich spüren. „Du gehörst nicht zu den Angreifern?"
„Ich bin Perry Rhodan." Langsam kletterte ich weiter. Messerscharfe Kanten drohten meinen Anzug aufzuschlitzen, aber ich fand trotzdem immer noch Halt. „Warum bist du hier?"
„Stimmanalyse!" befahl ich dem Pikosyn. Das Ergebnis wurde in Sekundenschnelle eingespiegelt: männlich, nicht älter als 20, unsicher und erregt. „Um zu helfen", antwortete ich. „Eigentlich, um herauszufinden, was geschehen ist. Aber auch das stimmt nicht ganz. Ehrlich gesagt, ich liege mit mir selbst im Clinch, was richtig ist und was nicht."
„Du ... bist wirklich Rhodan? Der Bote von Thoregon?" Überraschung und ungläubiges Staunen schwangen in den Worten mit. „Was ist daran so eigenartig?" fragte ich zurück. Er stand immer noch in völliger Dunkelheit außerhalb meines Scheinwerferkegels, doch in der Restlichtaufhellung konnte ich ihn auf der Sichtscheibe meines Raumhelmes gut erkennen. Er war schlaksig, gut 1,90 Meter groß und sehr schmal. Sein Haar wirkte wirr zerzaust. Er trug die aktuelle Kleidung Jugendlicher: locker und luftig fallend, die Ärmel seines Pullovers hochgeschoben und die formlose Hose viel zu lang, sie schleifte auf dem Boden auf. „Alles ist eigenartig", antwortete er zögernd. „Rhodan ist irgendwo auf der Brücke in die Unendlichkeit oder so unterwegs. So heißt es doch." Er hatte die Augen zusammengekniffen und versuchte, mehr zu erkennen. Der Scheinwerfer blendete ihn. Trotzdem kam er jetzt zaghaft näher. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht, als ich
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