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1995 - Der Tod auf Terra

Titel: 1995 - Der Tod auf Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den Lichtkegel zu Boden richtete und meinen Helm öffnete. In dem Moment kam ich mir skurril vor. Da war der Junge, schutzlos, nur in Straßenkleidung, und ich trug ein High-Tech-Erzeugnis bester Güte, das mich selbst im absoluten Vakuum tagelang am Leben erhalten würde. Seine dunklen Augen musterten mich und blieben, wie konnte es anders sein, schließlich auf Moo hängen. „Und?" wollte ich wissen. Der Junge biss sich auf die Unterlippe und wirkte dabei verlegen, wie es wohl viele in seinem Alter gewesen wären. Die hohe Stirn und der schmallippige Mund verstärkten den Eindruck noch. Endlich nickte er und streckte mir seine Hand entgegen. „Ich bin Startac", sagte er. „Schroeder ist mein Familienname." Er hatte einen laschen Händedruck. „Wie alt bist du?"
    „Siebzehn", sagte er. „Du warst hier unten, als ... als es passierte?" So recht daran glauben wollte ich nicht. Startac machte auf mich nicht den Eindruck, als würde er seit Tagen in den Ruinen von HQ-Hanse herumirren. Mit beiden Händen fuhr er sich durchs Haar und schüttelte den Kopf. Immer wieder war er im Begriff, mich anzustarren wie eines der Idole, die jede Generation auf die eine oder andere Weise hat. Von solchem Personenkult hatte ich allerdings nie viel gehalten. „Ich war oben", sagte er schwach, „in Happytown. Aber meine Eltern ..." Er fröstelte, wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Mehrmals schluckte er schwer, dann platzte er heraus: „Meine Mutter ist - nein, sie war - Mitglied der Regierung. Sie haben sie bereits tot geborgen." Er war den Tränen nahe, kämpfte jedoch mit aller Kraft dagegen. an. Wahrscheinlich wollte er sich in meiner Gegenwart keine Schwäche anmerken lassen. „Dein Vater ..." Er schüttelte den Kopf. „Ich suche ihn noch, aber ich habe die Hoffnung aufgegeben. Vater war Regierungsangestellter, er muss hier irgendwo in diesem Bereich gearbeitet haben. Wenn er auch... gestorben ist, dann bin ich eine Waise - dabei gib- es noch so vieles, was ich ... was ich meinen Eltern sagen müsste." Tief holte er Luft. „Endlich wird alles besser. Du ... du wirst uns beschützen."
    „Ich kann keine Wunder vollbringen."
    „0 doch, doch, bestimmt." Seine Stimme klang wieder fester. „Ich war fünfzehn, als der Heliote im Sonnensystem erschien. Die Worte damals in meinem Kopf, werde ich nie vergessen. Und ich kenne viele in meinem Alter, die genauso fühlen - die Botschaft des Helioten war der Beginn eines neuen Zeitalters. Eines besseren, hoffe ich", fügte er hinzu. „Man hat euch Unsterblichen unrecht getan, ihr seid immer auf seiten der Menschheit gestanden."
    Seltsam, das ausgerechnet aus dem Mund eines Siebzehnjährigen zu hören, noch dazu in einer Umgebung, in der der Tod regierte. Startac hatte keine solchen Vorbehalte. „Jedes Wort der Thoregon-Agenda kenne ich auswendig", platzte er heraus. „Thoregon schützt Leben und Kultur seiner Mitglieder. Der einzelne ist soviel wert wie das Kollektiv. Thoregon streitet für den Frieden. - Ich glaube ...", er schaute mich eindringlich an, „... es lohnt sich, nach diesen Regeln zu leben. Ich werde nie vergessen, dass ich heute den Sechsten Boten von Thoregon getroffen habe."
    „Und genau dieser Sechste Bote wird dich jetzt nach oben begleiten", sagte ich. „Ich verstehe ohnehin nicht, wer so verantwortungslos sein konnte, dich allein und schutzlos in die Ruinen zu lassen."
    „Es waren die Leute, die meine Mutter geborgen haben", sagte Startac schwer. „Knapp zwei Kilometer entfernt haben sie einen Zugang freigelegt."
    Ich glaubte ihm nicht. Wahrscheinlich hatte er sich an den Rettungstrupps vorbeigeschmuggelt. Auf jeden Fall fühlte ich mich verantwortlich für ihn. „Wo ist der Zugang?" fragte ich. Startac setzte zu einer Erwiderung an und erstarrte. Seine Miene verhärtete sich. Gleichzeitig spürte ich ein unerklärliches Herzrasen. Mein Blutdruck schien von einem Augenblick zum anderen auf einen Wahnsinnswert anzuschwellen. Trotz Aktivator.
    Das Gefühl, in einer anlaufenden Zentrifuge gefangen zu sein, ließ Übelkeit in mir aufsteigen. Alles um mich herum begann sich zu drehen. Startac schrie auf. Aus den Augenwinkeln heraus sah ich, dass er sich herumwarf und in heller Panik wegrannte. Er verschwand in einer angrenzenden Halle.
    Dann wirbelte endgültig alles vor meinen Augen; rechts und links, oben und unten verloren jede Bedeutung. Kein Zweifel, ich spürte den Tod, der durch Terras Städte wandelte. Ramihyn? Er hatte mich gefunden,

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