1996 - Wenn Tazolen meutern
Seine Befehle waren kaum mehr nachvollziehbar, seine Ziele überhaupt nicht.
Das schlimmste war, dass Corr die Unzufriedenheit der Hilfsvölker verstehen konnte. Auch ihm wäre es lieber gewesen, Gaintanus Befreiung mit geballter Kraft voranzutreiben.
Vor allem brauchten sie endlich einen durchschlagenden Erfolg, nachdem sie sich diese üble Schlappe geholt hatten: Es existierten noch fünf Schaltstationen - Thagarum, Rhaukon, Kauhriom, Vhakkal und Cassoth -, die inzwischen alle von diesen riesigen schwarzen Giganten, den Halutern, kontrolliert wurden. Die Übernahme von Thagarum und Kauhriom durch die Haluter schmerzte am meisten; sie waren die Hauptschaltstation und die Station mit dem Pulsgeber gewesen. Diesen Kampf hatten die Tazolen unwürdig verloren, und ebensowenig hatten die übrigen Bemühungen etwas gefruchtet. Anstatt dass Dro ga Dremm sich nun mit aller Macht darum bemühte, Gaintanu endlich zu befreien, verzettelte er sich noch mehr in den offenen Krieg gegen die Chearther und die sie unterstützenden Galaktiker.
Wenn ich an der Macht gewesen wäre, hätte es dieses Opfer der 10.000 Schiffe nicht gegeben. Aber darüber würde der Scoctore keinesfalls mit seinen Untergebenen diskutieren. „Es ist der Wille der Götter, den wir befolgen", schmetterte er den Admiral ab. „Haben euch die Worte der Ungläubigen vergiftet, dass ihr zu zweifeln beginnt?"
„Wir glauben nur, dass wir den Göttern, vor allem Gaintanu, direkt am Sonnentresor oder in einer Schlacht wie im Eleprysi-System besser dienen könnten", rechtfertigte sich Guranek. „Du bist zu Höherem bestimmt, Ehrwürden, als zu diesen bedeutungslosen Scharmützeln!"
„Nur die Zusammenfügung aller kleinen Teile ergeben ein Ganzes", erwiderte Corr re Venth. „Für euch mag es im Augenblick so erscheinen, als würden wir wertvolle Zeit verschwenden, aber dem ist nicht so. Der Herrscher Algions hat einen genauen Plan, wie wir den Sieg gegen die Chearther und die Galaktiker endlich erringen können. Dazu gehören Ablenkungsmanöver wie diese."
„Mit Elitesoldaten?"
„Du hast deine Befehle, Guranek, und ich erwarte, dass du sie ausführst. Nicht umsonst bin ich ein Scoctore; ich habe den besseren Überblick und weiß genau, was zu tun ist. Ich werde es nicht dulden, dass ihr anfangt, meine Befehle anzuzweifeln. Ch'k-Kyck bekommt eine strenge Ermahnung. Der nächste Kommandant, der sich bei dir beschwert, wird meine Silengis-Peitsche zu spüren bekommen. Und ein Befehl, der offenkundig nicht befolgt. wird, wird sofort mit öffentlicher Auspeitschung bis zum Tode bestraft. Ist das jetzt klar?"
„Jawohl, Ehrwürden." Die Schuppen des Voranesen wechselten zu bleichem Rosa. Corr re Venth unterbrach die Verbindung. Randorus, der sich die ganze Zeit still im Hintergrund gehalten hatte, kam langsam näher. „Soll ich dir jetzt das Bad einlassen, Herr?"
„J a, Randorus." Vorsichtig legte der Scoctore eine schimmernde kleine Phiole auf dem Tisch ab und öffnete seine Gewänder. „Nun rück schon heraus mit der Sprache, ich sehe es dir doch an, dass du jeden Moment platzt!" knarrte er rau. „Das alles trägt nicht dazu bei, meine Sorgen zu verringern", murmelte Randorus. „Denkst du, ich muss mir auch Sorgen machen? Weißt du mehr über deine Verbindungen?"
„Nichts Konkretes, Herr. Aber es herrscht eine gewisse Unruhe, vor allem unter den Saggarern. Sie sind aufsässig."
„Das sind sie immer. Ich werde sie schon zu beschäftigen wissen. Glaubst du, dass sie gegen mich vorgehen werden?"
„Gegen dich persönlich? Niemals, Ehrwürden. Aber es wäre nicht schlecht, wenn man ihnen einmal etwas bietet ... etwas Handfestes. Ich weiß, dass es nicht nur in unserer Flotte so ist."
„Das habe ich jetzt nicht gehört, Randorus, das grenzt an Ketzerei", unterbrach Corr streng. „Der Glaube ist unser Ziel, und er ist alle Opfer wert."
„Dann fliegen wir zum Sonnentresor?" Das klang hoffnungsvoll. Es war eine Schmach, dort nicht mehr zu intervenieren; so empfanden es zumindest die Angehörigen der Fünften Flotte. Und womöglich noch andere Krieger; Randorus mit seinen Verbindungen wusste bestimmt viel mehr, als er preiszugeben wagte. Und Corr konnte ihnen nur Recht geben. Aber natürlich nicht offen. „Gib mir Bescheid, wenn wir Chempall erreicht haben!" sagte er kurz angebunden. „Und nun will ich endlich baden." Seltsamerweise befürchtete er tatsächlich nicht, dass der Unmut sich eines Tages über ihm entladen könnte. Er konnte es riechen,
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