2 Die Connor Boys: Lieb mich hier und jetzt
wollte und zurückweisen würde, verursachte ihr Schmerzen.
Aber jetzt ging es um Seth. Er brauchte sie.
Ein silbernes Licht erregte in diesem Moment ihre Aufmerksamkeit, und sie hob erstaunt den Kopf. Schon von Anfang an hatte das Schlafzimmer mit seinen roten, schweren Samtvorhängen und dem Himmelbett sie an ein Boudoir erinnert, aber erst jetzt fiel ihr der lange Spiegel an der Wand am Fußende des Bettes auf. Der Spiegel zeigte ihr ihre zögernden, ungeschickten Bewegungen, als sie sich vorsichtig auf Seth setzte. Es kam ihr vor, als ob der Spiegel ein aufmerksamer Zuschauer wäre, der alles genau registrierte, was sie falsch machte.
Und dann vergaß sie einfach den Spiegel. Seth stieß in einem heiseren Flüstern ihren Namen hervor und streckte die Arme nach ihr aus. Irgend etwas musste sie doch richtig gemacht haben, denn er schien nicht mehr sehr viel Selbstbeherrschung aufbringen zu können. Er zog sie zu sich herab, drehte sich mit ihr herum, so dass sie unter ihm lag, und begrub sie beinah mit seinem Gewicht. Eine heiße Welle des Verlangens stieg in ihr auf und raubte ihr den Atem. Seth ließ es nicht zu, dass sie an seiner Liebe zu ihr zweifelte.
Er liebte sie. Sie war sich absolut sicher, dass er ebenso fühlte wie sie. Und ganz bestimmt wusste er auch, dass sie beide zusammenge hörten.
Seth musste die Sache endlich in Angriff nehmen. Er konnte es nicht länger hinausschieben. Bisher war er nie ein Feigling gewesen und hatte sich noch nie vor einem Problem gedrückt, also wür de er ausgerechnet nicht jetzt damit anfangen.
„Okay", sagte Samantha unternehmungslustig, „wie wollen wir vorgehen?"
„Du kannst das ,wir' vergessen, Liebling. Das hier ist reine Männerarbeit." Die Händen in die Hüften gestützt, besah sich Seth die Wand im blauen Schlafzimmer. Es war Zeit, dass sie eingerissen wurde.
Er hatte es so lange wie möglich hinausgezögert, aber alles andere im Haus war inzwischen repariert und restauriert. Die Holzfußböden waren alle abgeschliffen und neu versiegelt worden. Die Küchenmöbel hatten wieder ihr ursprüngliches Aussehen. Dann hatte Seth die Täfelung im Erdgeschoß repariert, die alten Scharniere an Türen und Fenstern ausgewechselt und überall verschwenderisch Farbe angebracht. Außerdem war er jetzt seit fast einem Monat in Maine, und sein Unternehmen in Atlanta konnte nicht ewig ohne Chef auskommen. Wenn die verflixte Wand verschwinden sollte, dann musste das noch heute geschehen, und am besten sofort.
„Dann lass mich wenigstens zugucken", bettelte Samantha.
Er warf ihr einen strengen Blick zu. Er kannte diesen quengelnden Ton bei ihr und fiel darauf bestimmt nicht mehr herein. Sie hatte sich bereits ihre Arbeitskleidung angezogen eine khakifarbene Hose, Tennisschuhe und an den Händen übergroße Gummihandschuhe. Jezebel saß auf dem Fußboden und hielt einen Schraubenschlüssel im Maul. Seths „Gehilfen" waren bereit, sich sofort ins Gefecht zu stürzen. „Hat eigentlich keiner von euch beiden etwas anderes zu tun?"
„Nein."
„Ihr könntet einen schöne n langen Spaziergang am Strand machen."
„Werden wir auch. Nur ein wenig später", versicherte Samantha ihm frech und rollte sich schon die Ärmel hoch. Er erinnerte sich vage daran, dass er gleich gewusst hatte, dass Samantha Ärger bedeutete. Mit ihr habe ich mir ganz schön was aufgehalst, dachte er mit einem liebevollen Blick auf sie. Ihre Wangen waren noch gerötet von ihrer letzten Liebesnacht. Und er wusste, dass auch ihre Brüste von seinen Bartstoppeln lauter kleine rote Stellen hatten. Diese Augen, dieser Mund konnten einen Mann schon dazu bringen, die
verrücktesten Dinge zu tun - und das jetzt schon seit zwei Wochen.
„Du mischst dich nicht in meine Arbeit ein", warnte er sie.
„Man darf doch mal fragen, oder? Dann sag mir wenigstens, wie du das machst."
Seth atmete tief durch. „Okay. Also, zuerst werde ich die Wand einreißen. Anschließend werde ich den Bauschutt wegräumen. Dann die entstandenen Risse und Löcher verputzen und schließlich den Boden mit einem Teppich auslegen."
„Klingt nach viel Spaß."
„Nichts daran macht Spaß. Es ist schmutzige und anstrengende Arbeit. Ich meine es ernst, Samantha, ich lasse dich noch nicht einmal in die Nähe, und damit hat es sich."
„Schon gut. Aber..."
„Aber was?"
„Aber bist du sicher, dass du es tun solltest? Ich mei ne, was ist denn mit Jock?"
„Jock? Dein Geist? Ach komm, Sam."
„Ich weiß, dass du nicht gern darüber
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