2 Die Connor Boys: Lieb mich hier und jetzt
nicht mehr einreißen?"
„Ich wollte dich nur nicht unterbrechen, wo ich doch sehen konnte, wie gut du dich unterhältst. Aber dann ist mir eingefallen, dass der Käufer des Hauses ja vielleicht einen ganzen Haufen Kinder hat und jedes Zimmer gebrauchen kann. Also lasse ich das blaue Schlafzimmer, wie es ist." Er sagte ni cht, dass er sich ungern weiter mit einem Geist einlassen
wollte.
„Dann", sagte sie leise, „sind wir also fertig."
„Fertig?"
Sie rollte die Ärmel herab. „Das blaue Schlafzimmer war doch deine letzte Arbeit am Haus, oder? Alles andere ist getan. Und ich hörte, wie du diese Woche ziemlich oft geschäftlich telefoniert hast. Du wirst es eilig haben, nach Hause zu kommen."
„Stimmt genau", gab er zögernd zu. „Ich kann meine Geschäfte nicht in alle Ewigkeit per Telefon regeln."
„Verstehe", sagte sie ruhig. „Mir geht es ja genauso. Auch für mich wird es höchste Zeit, dass ich nach Hause komme."
Seth verspürte auf einmal einen Stich in der Brust. Der Schmerz war so heftig, dass er kaum atmen, geschweige denn sprechen konnte. Sie hatte schon vorher gesagt, dass sie gehen würde. Schon oft. Und irgendwann war natürlich einmal Schluss, und sie mussten sich trennen. Aber es kam so plötzlich, dass er auf diesen Moment gar nicht vorbereitet gewesen war. Und dann klang Samantha zum ersten Mal auch so kühl und so vernünftig, beinahe emotionslos.
„Wirst du mit deiner... Geistersuche weitermachen?" fragte er, als er wieder durchatmen konnte.
Ein schwaches Lächeln umspielte ihre Lippen und war auch schon gleich darauf wieder verschwunden. „Nein. Es hat mir riesigen Spaß gemacht, ehrlich, aber das muss jetzt aufhören. Ich werde nach Hause gehen. Vielleicht werde ich sogar ein ganz stinklangweiliges normales Leben anfangen. Irgendwo in einem Büro mit Achtstundentag und Bezahlung nach Tarif. Ich hasse es, das zuzugeben, aber ich bin jetzt soweit."
Sie erhob sich aus dem Schneidersitz und beugte sich zu Seth herunter. Ihre Lippen streiften seinen Mund, sanft und zärtlich, aber ihre Stimme klang fest und ernst, als sie sagte: „Du hast mein Leben verändert, Seth. Zum ersten Mal habe ich einen Mann ge troffen, dem ich vertrauen konnte. Ich brauchte jemanden wie dich. Und wenn du irgend etwas eines Tages bereuen solltest von dem, was wir getan haben, schwöre ich dir, dass ich dich als Geist heimsuchen werde. Und das ist keine leere Drohung."
„Samantha..."
Aber sie hörte ihn nicht mehr, so eilig hatte sie es, aus dem Zimmer zu kommen. Zurück blieb nur eine selbst gebastelte Trommel, ein widerlich stinkender Topf mit verbrannten Bohnen und ein ganz leichter Hauch von einem exotischen Parfüm. Seths Kehle war wie zugeschnürt, und er musste schlucken.
Es gab Augenblicke, da musste auch eine Frau hart sein. In viel leicht fünfzig Jahren würde Samantha stolz darauf sein, so gehandelt zu haben und nicht anders.
Ihre Koffer waren gepackt. Seine Koffer ebenfalls. Ihr Wagen war voll getankt, mit frischem Öl versehen und gewaschen. Sein Lieferwagen auch. Die letzte gemeinsame Wäsche war aus der Waschmaschine genommen und sorgfältig getrennt worden. Samantha vermisste zwar einen ihrer besten Slips, aber sie hatte aufgehört, danach zu suchen. In der zweiten Etage ging sie jetzt von Zimmer zu Zimmer, schloss alle Fenster und Türen und vergewisserte sich, dass alle Lichter gelöscht waren. Und während der gan zen Zeit wich Jezebel keine Sekunde von ihrer Seite und kam ihr, wo immer möglich, in die lauere.
„Alles in Ordnung oben", sagte sie, als sie wieder nach unten kam. „Kann ich noch was tun?"
Seth war in der Küche und wusch das Fr ühstücksgeschirr ab. Es hatte Pfannkuchen gegeben. Kr halte mindestens hundert davon gemacht, und Samantha hatte kaum einen hinuntergekriegt. „Der Kühlschrank muss noch ausgeräumt werden, damit er ab tauen kann. Und dann muss der Mülleimer noch raus. Mehr nicht."
„Ich kümmere mich um den Kühlschrank." Sie öffnete ihn.
Ihre Stimme klang munter und fröhlich und verriet nicht, wie sie sich fühlte. Sie trug heute
ein T-Shirt, das etwas hochgeschlossen war und den Knutsch fleck verbarg, den Seth ihr gestern Nacht ge macht hatte. Beide waren in ihrer letzten gemeinsamen Nacht wild und ungestüm gewesen. Wie zwei nach Liebe Ausgehungerte hatten sie sich gebärdet. Und später, in den ersten Morgenstunden, fanden sie sich wieder, aber diesmal langsam, sanft, voller Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung.
Samantha zumindest hatte
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