2 Die Rinucci Brüder: Mein zärtlicher Verrführer
natürlich.“ „Das ist nicht nötig, Sie sind doch über den Autoverleih versichert.“
„Ja, aber ich will es trotzdem lieber aus eigener Tasche bezahlen. Es braucht niemand zu erfahren, wie ungeschickt ich war.“ Wenn er es über die Versicherung abwickeln ließ, würde Olympia herausfinden, wer er wirklich war, und das wollte er vorerst noch vermeiden.
„Haben Sie Angst, ausgelacht zu werden?“
„So etwas in der Art“, antwortete er.
Der Kaffee schmeckte beinah so gut wie in Italien. Während er ihn trank, läutete es plötzlich an der Tür, und Olympia ließ einen jüngeren Mann herein.
„Das ist Dr. Kenton“, stellte sie ihn vor. „Ich habe ihn vorhin angerufen.“
Primo seufzte. „Ich habe Ihnen doch gesagt, dass es mir gut geht.“
„Ich möchte Sie trotzdem kurz untersuchen.“ Der Arzt betrachtete die Verletzungen nachdenklich, dann holte er ein Instrument hervor und blickte Primo damit in die Augen. „Es besteht der Verdacht auf eine leichte Gehirnerschütterung. Es ist nichts Dramatisches, aber Sie sollten sich hinlegen und schlafen.“
„Gut, ich fahre zum Hotel“, verkündete Primo und warf Olympia einen vorwurfsvollen Blick zu. „Haben Sie jemanden, der sich um Sie kümmert?“, erkundigte sich der Arzt.
„Nein, eigentlich nicht“, mischte Olympia sich ein. „Deshalb bleibt er hier.“
„Unsinn“, protestierte Primo.
„Das ist kein Problem, ich habe Platz genug“, fügte sie hinzu und ignorierte seinen Einwand. „Gut.“ Dr. Kenton sah die beiden der Reihe nach an. „Sind Sie …?“
„Wir sind Gegner“, klärte sie ihn unbekümmert auf. „Aber keine Angst, es wird ihm nichts geschehen. Ich gehe vorsichtig mit ihm um.“
Der Arzt lächelte und reichte ihr einige Tabletten. „Davon soll er zwei oder drei nehmen und sich anschließend hinlegen.“
Nachdem er sich verabschiedet hatte und gegangen war, sahen sich Olympia und Primo
sekundenlang an. „Was für eine verfahrene Situation“, stellte er schließlich fest.
„Stimmt. Aber machen Sie sich nichts daraus“, erwiderte sie belustigt. „Jetzt kann ich wenigstens Mitleid mit Ihnen haben.“
Er lachte auf. „Ja, es hebt die Stimmung, wenn der Gegner einem so deutlich unterlegen ist.“ „Wie Sie meinen. Ich kaufe rasch im Supermarkt ein, was Sie brauchen. Dann zeige ich Ihnen das Bett. Wagen Sie es nicht, sich während meiner Abwesenheit aus dem Staub zu machen.“ „Keine Angst, das würde ich gar nicht schaffen.“
Olympia kaufte Wasch- und Rasierzeug, Socken und Unterwäsche und hoffte, die Größen richtig geraten zu haben. Einen Schlafanzug wollte sie auch mitnehmen, doch die Auswahl war sehr begrenzt, und sie fand keinen, der ihr gefiel. Schließlich legte sie das, was sie zusätzlich an Lebensmitteln brauchte, in den Einkaufswagen, bezahlte an der Kasse und eilte nach Hause. Seinem Versprechen, nicht wegzugehen, traute sie nicht so ganz.
Aber er lag ausgestreckt auf dem Sofa, als sie hereinkam, und hatte die Augen geschlossen. Um ihn nicht zu stören, bewegte sie sich leise und vorsichtig. Da sie kein Gästezimmer hatte, würde er in ihrem Bett schlafen müssen. Während sie es frisch bezog, überlegte sie, wie sie in diese Situation geraten war, obwohl sie noch vor einer Stunde auf Rache gesonnen hatte.
Zurück im Wohnzimmer, stellte sie fest, dass er wach war. „Das Bett ist fertig“, verkündete sie.
„Leider habe ich nichts bei mir für die Nacht, kein Waschzeug und so.“
„Ich habe Ihnen alles, was Sie brauchen, besorgt und ins Schlafzimmer gelegt. Ich zeige es Ihnen.“ „Danke, sehr freundlich.“ Er hatte rasende Kopfschmerzen und war froh, dass die Nachttischlampe, die Olympia im Schlafzimmer angeknipst hatte, nur ein gedämpftes Licht verbreitete.
Nachdem sie den Raum verlassen hatte, zog er sich rasch aus und den Slip an, den sie gekauft hatte. Das neue Unterhemd wollte er auch noch anziehen, doch er schaffte es nicht mehr, sondern sank schwach und erschöpft auf das Bett. Erleichtert bettete er den Kopf auf das weiche Kissen und spürte, wie die Schmerzen langsam nachließen, ehe er vom Schlaf übermannt wurde.
Olympia schlief auf dem Sofa. In aller Frühe wurde sie wach, setzte sich auf und lauschte auf irgendwelche Geräusche. Doch alles war still, nur der Lichtschein unter der Schlafzimmertür verriet, dass die Lampe noch an war.
Stirnrunzelnd stand sie auf, durchquerte den Raum und öffnete leise die Tür. Was sie sah, verblüffte sie. Überall lagen Jacks Sachen
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