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2 Die Rinucci Brüder: Mein zärtlicher Verrführer

2 Die Rinucci Brüder: Mein zärtlicher Verrführer

Titel: 2 Die Rinucci Brüder: Mein zärtlicher Verrführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Gordon
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verstreut, als hätte er es vor lauter Schwäche kaum geschafft, sich auszuziehen. Er lag auf dem Rücken, hielt in der einen Hand noch das Unterhemd und hatte den Kopf etwas zur Seite gedreht.
    War die Gehirnerschütterung etwa schlimmer, als es zunächst den Anschein gehabt hatte? Doch dann merkte sie, wie ruhig und regelmäßig er atmete und wie entspannt er wirkte. Das konnte nur bedeuten, dass es ihm besser ging.
    Eigentlich hat er Glück, dass ich so viel Anstand besitze, die Situation nicht auszunutzen und seinen muskulösen Körper in aller Ruhe ausgiebig zu betrachten, dachte sie. Behutsam ging sie um das Bett herum und machte die Nachttischlampe aus.
    Aber die plötzliche Dunkelheit schien ihn zu irritieren, denn er redete undeutlich vor sich hin, drehte sich um und streckte dabei den Arm so weit aus, dass seine Hand auf Olympias Oberschenkel zu liegen kam.
    Wie erstarrt stand sie da und wünschte, er würde nicht aufwachen und sie entdecken. Mit angehaltenem Atem nahm sie vorsichtig seine Hand, hob sie etwas hoch und schlüpfte daran vorbei. Prompt sah sie sich mit dem nächsten Problem konfrontiert: Jack hielt ihre Hand fest. Olympia kniete sich neben das Bett und versuchte, sich zu befreien. Als sie in dem schwachen Licht der
    Straßenbeleuchtung, das durch das Fenster hereinfiel, sein Gesicht betrachtete, fiel ihr auf, wie anders er im Schlaf aussah. Er wirkte viel weicher und nicht mehr so streng und selbstbewusst wie zuvor. Die Lippen hatte er wie zu einem Lächeln verzogen.
    Sie atmete tief ein, richtete sich auf, entzog ihm vorsichtig die Hand und verließ geradezu fluchtartig den Raum.
    Als Primo aufwachte, stellte er erleichtert fest, dass er keine Kopfschmerzen mehr hatte und sich so wohl und ausgeruht fühlte wie schon lange nicht mehr. Das musste etwas mit dieser
    außergewöhnlichen Frau zu tun haben, die am Tag zuvor in sein Leben getreten war und ihn dazu gebracht hatte, sich wie ein ganz anderer Mensch zu verhalten.
    Ironisch fragte er sich, ob er sich überhaupt selbst wiedererkennen würde. Wenn nicht, wäre es ihm auch egal. Er hatte sowieso viele Jahre lang nicht genau gewusst, wer er wirklich war.
    An seine Mutter Elsa Rinucci, die wenige Tage nach seiner Geburt gestorben war, konnte er sich natürlich nicht erinnern. Aber er wusste noch, dass sein Vater vier Jahre später Hope geheiratet hatte, die damals neunzehn gewesen war. Primo hatte sich von Anfang an zu ihr hingezogen gefühlt, und sie war für ihn die einzige Mutter, die er gekannt hatte. Bei ihr hatte er sich geborgen gefühlt. Zwei Jahre später adoptierten seine Eltern einen Jungen namens Luke, der ein Jahr jünger war als Primo.
    „Primo braucht einen Spielgefährten“, hieß es.
    Auf ihre Art wurden sie auch gute Spielgefährten. Wenn sie sich nicht stritten und gegenseitig ärgerten, verbündeten sie sich gegen den Rest der Welt.
    Als Primo neun war, ließen seine Eltern sich scheiden, und Hope brach ihm das Herz, denn sie nahm Luke mit, ihn jedoch nicht. Erst viel später begriff er, dass sie gar keine andere Wahl gehabt hatte, weil er nicht ihr leiblicher Sohn, sondern Jacks Kind war. Für Luke erhielt sie das Sorgerecht, aber

Primo musste bei seinem Vater bleiben, der zwei Jahre nach der Scheidung starb. Anschließend lebte Primo in Neapel bei den Rinuccis, den Großeltern und Verwandten seiner leiblichen Mutter. Zu seiner großen Freude besuchte ihn Hope eines Tages, und sie lernte bei der Gelegenheit seinen Onkel Toni kennen. Die beiden heirateten, und Primo war glücklich darüber, bei ihnen leben zu dürfen. Auf eigenen Wunsch hatte er den Familiennamen seiner italienischen Verwandten angenommen. Es war erst sieben Uhr, und draußen war es noch dunkel. Primo stand auf, zog die Hose an, ging zur Tür und öffnete sie leise. Olympia stand am Fenster und blickte hinaus. Das lange schwarze Haar fiel ihr offen über die Schultern und reichte ihr beinah bis zur Taille. In dem blassgrauen Licht, das von draußen hereinfiel, wirkte sie geheimnisvoll und gar nicht mehr so streng wie am Tag zuvor. Sie kam ihm vor wie eine hinreißend schöne Verführerin, die ihr Opfer umgarnte und geschickt dazu brachte, ihr dahin zu folgen, wo nichts mehr unmöglich war. In den italienischen Legenden gab es genug Beispiele für solche Geschöpfe, die beunruhigend schön waren und denen kein Mann widerstehen konnte. Ein ganz besonderer Zauber ging von ihr aus, dem er sich kaum entziehen konnte. Ihr zu folgen wäre überaus reizvoll,

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