2 Heaven
los mit dir? Warum ist Charly nach Hause gefahren?"
Cris stellte sich dumm. „Wieso? Es ist doch schon spät!"
„Cris! Du weißt genau, was ich meine. - Warum bleibt sie nicht? Warum gehst du nicht mit ihr ins Bett?" Cris schnitt eine Grimasse und überlegte, wie er am geschicktesten das Thema wechseln konnte. Dass Dämon immer so direkt sein musste! Dabei war er noch nicht so weit, mit ihm darüber zu reden. Er wusste ja selbst nicht einmal, was mit ihm los war.
„Ich ... glaube nicht, dass ich mit Charly schlafen will."
„Was?"
„Ich möchte nicht mit ihr schlafen", erklärte Cris mit Nachdruck. „Ich mag sie, wir unterhalten uns super und verstehen uns auch gut, zumindest, nachdem wir alles geklärt haben. Ich schätze sie sehr. Aber ich werde nicht mit ihr ins Bett gehen!"
„Du bist verrückt!" Dämon sah seinen Bruder ungläubig an. „Was ist los? Sie wartet nur darauf, und sie geht richtig ab in der Beziehung. Also, was ist los mit dir?"
Cris fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar; dieses Gespräch brachte ihn offensichtlich in Verlegenheit. „Weißt du das nicht, Dee? Du weißt doch sonst alles!", blaffte er seinen Bruder an.
Dämon setzte sich verblüfft. „Nein, das weiß ich nicht. Sag's mir."
Als Cris schwieg, vermutete er: „Du willst sie nicht mehr, weil ich mit ihr im Bett war?!"
Cris zögerte noch immer. „Ich bin nicht verliebt in Charly", sagte er schließlich.
Sein Bruder zog die Augenbrauen hoch, aber er bemerkte Cris' Ausflucht nicht. „Ja, und?!"
„Deswegen will ich nicht mit ihr ins Bett."
„Ich weiß jetzt, wo ich ihn finde."
Cris runzelte nachdenklich die Stirn. „Meinst du, die Idee ist so gut? Ich weiß nicht... vielleicht ist er auch nicht gut auf unsere Familie zu sprechen?"
Dämon grinste humorlos. „Nein, das ist er sicher nicht. Wäre ich wohl auch nicht an seiner Stelle. Aber vielleicht ist er auch nur verrückt?!" Er zog sich den Mantel an. „Aber das muss ich eben herausfinden."
„Willson hat damals heftige Vorwürfe gegen Dad erhoben", wandte Crispin ein.
„In der Tat. Und ob vielleicht alles stimmte, was er damals gesagt hat, das muss ich wissen."
„Mein Gott, ich hoffe wirklich, dass nichts davon stimmt", murmelte Crispin.
Dämon hatte ein mulmiges Gefühl, als er aus dem Wagen stieg und das Gelände der Klinik betrat. Der Tag war ohnehin kalt und grau, und das Gebäude vermittelte einen ähnlich trostlosen Eindruck.
An einem kleinen Pförtnerhäuschen meldete er seinen Besuch an. Der Pförtner, ein rundlicher Mann um die fünfzig, war so übertrieben freundlich, als sei Dämon selbst ein Patient, der irgendwie beschwichtigt werden müsste.
Er musste noch ein Stück durch einen kleinen Park, der sicher recht hübsch im Frühling war - jetzt war er völlig kahl. Im Klinikgebäude musste er sich noch einmal anmelden. Die Sicherheitsvorkehrungen übertrafen fast die in seiner eigenen Firma, dachte er sarkastisch.
Die mollige Frau an der Anmeldung sah ihn skeptisch an.
„Mr Heaven, ja?" Er nickte.
„Und Sie sind sicher, dass Sie zu Mr Willson möchten?" Dämon wurde langsam ungeduldig. „Ja, da bin ich mir ganz sicher."
„Zimmer 105. - Sollte es Schwierigkeiten geben, wenden Sie sich bitte umgehend an das Stationspersonal." Mit dem Aufzug fuhr er in die erste Etage; alles war seltsam still. Er hatte den Eindruck, dass alle Patienten auf dieser Etage medikamentös ruhig gestellt wurden. Den Gang hinunter, sein Mund war trocken. Als hätte er selbst Psychopharmaka eingenommen. Er fühlte sich unwohl - aber er musste das jetzt hinter sich bringen.
Zimmer 105. Er klopfte energisch, doch niemand sagte „Herein"; also betrat er das Zimmer ohne Aufforderung.
Es befand sich nur ein Bett in dem kleinen Raum, ein grüner Plastikstuhl und ein kleines Metalltischchen. Die Wände waren in einem geschmacklosen Gelb-Beige gestrichen. Im Bett lag eine ausgemergelte männliche Person. Schwarze Augen, die ihn fixierten.
„Mr Willson?"
Der Angesprochene nickte.
„Ich bin ..."
„Ich weiß, wer Sie sind!", wurde er heftig unterbrochen. „Was wollen Sie hier, Heaven?"
Dämon stutzte. „Woher kennen Sie mich? Ich habe damals noch gar nichts mit der Firma ..."
Wieder wurde er unterbrochen: „Ich habe Sie alle lange beobachtet, Beweise gesammelt ..." Seine Stimme war dumpf, tonlos und schleppend. „Darf ich mich setzen?"
„Sagen Sie mir, was Sie wollen?"
„Informationen." Er setzte sich; Willson konnte ihn schwerlich daran hindern.
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