2 Heaven
mehr fahren kann. Macht es dir was aus, etwa in einer Stunde fertig zu sein? Ich hole dich dann ab."
Sein Vorschlag klang - wie üblich - wie eine Anweisung. Aber Charlotte fand Arthur nicht unsympathisch; auch seine autoritäre Seite nicht. Und außerdem war er ihr Chef. „Das ist gar kein Problem. Ich bin in einer Stunde fertig." Vor ihrem inneren Auge sah sie Arthurs zufriedenen Gesichtsausdruck. „Freut mich. Bis gleich dann." Seufzend legte sie auf. Das war es dann wohl mit einem gemütlichen Abend ...
Crispin tippte mit den Fingerkuppen auf seine Schreibtischplatte. Er hatte ihre Nummer bereits im Kopf. Dämon hatte sie ihm oft genug gesagt. Er hatte ihn richtig gehend genervt damit. Schließlich gab er sich einen Ruck. Das Wählen bereitete ihm keine Schwierigkeiten, die einzelnen Tasten waren mit verschiedenen Tönen unterlegt.
„Charlotte Dowell, Wallady Consulting - was kann ich für Sie tun?"
Ihre Stimme klang energisch und weiblich am Telefon. Sie rief Erinnerungen in ihm wach, die er lieber vergessen wollte. Er musste einmal tief durchatmen, ehe er sich meldete. „Crispin Heaven."
„Oh", sagte Charlotte kühl. „Was verschafft mir die Ehre?" „Ich ... ich wollte mich eigentlich nur entschuldigen." Es fiel ihm schwer, das auszusprechen. Er war niemand, der sich gern entschuldigte.
Erstaunt zog Charlotte die Augenbrauen hoch. Woher kam nun dieser Sinneswandel?
„Ich habe mich neulich nicht besonders gut benommen. Vielleicht geben Sie mir noch eine Chance?" Charlotte räusperte sich. Sie war völlig durcheinander. „Wollen Sie die Stute jetzt doch verkaufen?"
„Nein!" Die Antwort kam heftig, aber Crispin hatte sich sofort wieder unter Kontrolle. „Aber vielleicht ..." Er überlegte kurz. Er wollte auf keinen Fall, dass es wie eine Einladung zu einem Date klang, „ ... kann ich Ihnen mit irgendetwas eine Freude machen. - Mögen Sie Pferde? Und können Sie reiten?" „Ja", sagte Charlotte erstaunt.
„Haben Sie Lust, eines meiner Pferde zu reiten? - Wir könnten uns mal treffen, wenn es Ihnen passt."
Charlotte zögerte. Das Angebot war verlockend, aber ihre innere Stimme warnte sie. „Sind Sie noch dran?"
„Ja, ja natürlich. - Ich nehme Ihr Angebot an. Es ist bestimmt schon ein oder zwei Jahre her, dass ich auf einem Pferd gesessen habe. Also - erwarten Sie keine Meisterleistungen von mir."
Crispin lächelte. „Keine Angst. - Was halten Sie von morgen Nachmittag?"
„Ja, gegen vier Uhr könnte ich da sein." Charlotte versuchte, ihre Begeisterung zurückzuhalten. Er musste nicht wissen, wie sehr sie sich über seine Einladung freute.
Als sie aufgelegt hatte, atmete Cris tief durch. Auf was hatte er sich da bloß eingelassen? War es wirklich klug gewesen, auf Dämons Drängen zu reagieren? Wollte er Charlotte treffen? Und - konnte er das wirklich?
Auch Charlotte atmete tief durch. Crispin Heaven hatte tatsächlich angerufen, um sich zu entschuldigen. Sie hatte nicht damit gerechnet, noch einmal von ihm zu hören. Und er hatte sie eingeladen!
Sie lehnte sich gedankenverloren in ihrem Schreibtischsessel zurück. Vielleicht würde sie auch Dämon sehen. Die Aussicht, die Heaven Brüder wieder zu treffen, erfüllte sie mit einer seltsamen Vorfreude.
Plötzlich öffnete sich ihre Bürotür, und Arthur Wallady marschierte herein. Da er nicht angeklopft hatte, erschrak Charlotte heftig, als er vor ihr stand.
„Arthur - du hast mich vielleicht erschreckt", stammelte sie und versuchte, sich wieder zu sammeln.
Arthur Wallady lächelte entschuldigend, doch sein Lächeln wirkte eher, als fletsche er die Zähne.
„Das tut mir Leid, meine liebe Charlotte. Wo warst du bloß wieder mit deinen Gedanken?"
„Bei der Arbeit natürlich", sagte sie und wandte sich wieder ihren Unterlagen zu. Sie wusste, dass er sie nur aufzog. Wallady trat näher. Er war so groß und massig, dass er mühelos ihr Büro ausfüllte.
„Ich habe mich gefragt, ob du morgen Nachmittag vielleicht Lust hättest, mit mir in den Golfclub zu kommen." Charlotte spürte wie ihr Herz einen Aussetzer hatte. Ausgerechnet morgen! Sie schenkte Wallady ein strahlendes Lächeln. „Lust schon - nur leider keine Zeit. Ich habe bereits einen anderen Termin."
Walladys Miene verdüsterte sich kaum merklich. „Und dieser Termin kann nicht verschoben werden?"
Charlottes Herz raste. „Nein, leider nicht. Es tut mir wirklich Leid."
Aus irgendeinem Grund wollte sie ihm nicht sagen, mit wem sie sich verabredet hatte. Und sie
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