2 Heaven
Mahlzeit gereichte Baguette Charlotte eher an das Essen in Frankreich erinnerte, denn an England. Aber sie genoss es, denn es rief Bilder des Auslandssemesters in ihr wach, das sie in Frankreich absolviert hatte. „Miss Dowell - warum sind Sie noch einmal gekommen?", fragte Crispin schließlich langsam, als das Dessert aufgetragen wurde. Bisher hatte Charlotte sich ausschließlich mit Dämon Heaven unterhalten. Crispin hatte schweigend daneben gesessen. Und so erschrak sie förmlich, als er sie ansprach. Sie räusperte sich. „Ich bin noch einmal wegen der Schimmelstute gekommen, die Mr Wallady so beeindruckt hat. Er ..."
„Sind Sie seine - Stallmeisterin?" unterbrach er sie amüsiert.
Charlotte errötete leicht. „Nein, das bin ich nicht."
„Warum sind Sie hier?" Crispin griff nach dem schlanken Weinkelch. Er hatte offensichtlich keine Schwierigkeiten, sich in seiner nächsten Umwelt zu orientieren. Wütend runzelte Charlotte die Stirn. „Ich habe den Auftrag bekommen, Mr Heaven." Sie versuchte ihre Stimme ruhig und sachlich klingen zu lassen. „Für wie viel würden Sie die Stute verkaufen?"
Crispin lachte auf. „Glauben Sie, ich würde ein Pferd an einen Menschen verkaufen, dem ich nicht vertraue?"
„Was wollen Sie damit andeuten?", fragte Charlotte ärgerlich.
Crispin Heaven brachte sie langsam zur Weißglut.
Dämon versuchte die Situation etwas zu beruhigen. „Ich sagte Ihnen doch schon, mein Bruder liebt seine Pferde, Miss Dowell."
Doch Charlotte ging nicht auf ihn ein. „Ich kann Ihnen versichern, dass die Pferde von Mr Wallady bestens versorgt sind. Sie haben helle Boxen und Bewegung." Crispin stützte sich mit den Ellenbogen auf die Tischplatte und drehte den Kopf in ihre Richtung. Für einen Moment hatte sie den Eindruck, er starre sie an - was natürlich nicht sein konnte. „Das heißt überhaupt nichts", sagte er schlicht. „Es kommt doch darauf an, was jemand für eine innere Einstellung hat. Ich glaube, Arthur Wallady will lediglich besitzen. Geld, Macht, schöne Pferde ... schöne Frauen. Er ist kein Geschäftspartner für mich."
Charlotte schnappte nach Luft. „Sie täuschen sich, Mr Heaven." Ein spöttisches Grinsen umspielte seinen fein geschnittenen Mund. „Mag sein, Miss Dowell. Ihre Erfahrung mit Wallady habe ich sicher nicht."
Wütend starrte Charlotte ihn an. Sie war sprachlos, ob dieser unverschämten Andeutung. Mit blitzenden Augen sah sie zu Dämon hinüber, der nur hilflos mit den Schultern zuckte. Was war dieser Crispin Heaven für ein ungehobelter Klotz! Soviel Arroganz hatte sie ihm nicht zugetraut. Und obwohl ihre psychologische Seite ihr riet, sich wieder zu beruhigen und herauszufinden, warum Crispin Heaven derartig unverschämt auftrat, bekam sie ihre Gefühle nicht wieder in den Griff. Ruckartig stand sie vom Tisch auf. „Ich glaube, ich werde mich jetzt verabschieden." Ihre Stimme klang heftiger, als sie geplant hatte. Doch auch das schien jetzt egal. Dämon sprang nun ebenfalls von seinem Stuhl auf und begleitete sie nach draußen.
„Wollen Sie es sich nicht noch einmal überlegen?" Seine Stimme war so verführerisch, dass Charlotte fast schwach geworden wäre. Lange sah sie in sein hübsches Gesicht, sah den vertrauenswürdigen Ausdruck in seinen Augen - doch sie schüttelte energisch den Kopf.
„Ich danke Ihnen für Ihre freundliche Einladung. Doch mein Auftrag ist mit der Ablehnung Ihres Bruders beendet." „Ich muss mich wirklich entschuldigen, Miss Dowell. Gestatten Sie mir, Sie vielleicht noch einmal privat einzuladen? Ich werde mich bestimmt nicht so unhöflich verhalten - ich verspreche es." Dämon grinste sie an wie ein Schuljunge, und schließlich konnte Charlotte nicht mehr ablehnen. Er hatte sie völlig in seinen Bann gezogen.
„Okay, Mr Heaven. Ich überlege es mir. Sie können mich unter dieser Nummer im Büro erreichen." Sie zog ein kleines Kärtchen aus ihrer Manteltasche.
Dämon nahm es ihr aus der Hand. Er begleitete sie bis zu ihrem Wagen.
„Kommen Sie gut nach Hause, Miss Dowell."
Sie nickte irritiert. Hatte sich das Lächeln in Dämon Heavens Gesicht verändert?
Dämon kehrte ins Haus zurück, als er Charlottes Wagen nicht mehr sehen konnte. Er baute sich dicht vor Crispin auf und starrte ihn an. Dieser sog seinen Geruch in sich auf.
„Du riechst anders als ich", stellte Crispin fest.
Dämon lachte leise. „Noch ein Unterschied." Seit ihrer Kindheit hatten er und Crispin es als Spiel betrachtet, ihre Unterschiede
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