2 Heaven
den Rappen abzutrensen und abzusatteln.
„Spooky?", fragte Charlotte und starrte fasziniert auf den großen Hund mit dem dichten, kohlrabenschwarzen Fell.
„Es hört sich merkwürdig an, wie Sie das sagen", stellte Crispin stirnrunzelnd fest. „Haben Sie Angst vor Hunden?
Sie zögerte. „Nicht direkt. Aber vor Ihrem Hund ist schon. Respekt einflößend", gab sie zu. „Der Name passt wirklich sehr gut zu ihm."
„Ich wusste nicht, dass er auf andere Menschen so einen Eindruck macht. Ich habe ihn nie gesehen." Crispin lächelte wieder, es wirkte allerdings nicht besonders freundlich. „Sein Name ..." Er nickte nachdenklich. „Seine Ausbilder erzählten mir, dass sie von seiner Lernfähigkeit so überrascht waren, dass sie es geradezu unheimlich fanden. Kurzerhand tauften sie ihn um. Und - er reagierte sofort auf seinen neuen Namen." Charlotte runzelte die Stirn. „Ein außergewöhnlicher Mann braucht auch einen außergewöhnlichen Hund", sagte sie schließlich.
Crispin wandte sich ihr zu. „Finden Sie mich außergewöhnlich ... oder - unheimlich?"
Sie sah ihn überrascht an und räusperte sich. „Außergewöhnlich - Sie scheinen recht schwierig zu sein. Oder launisch? - Das hängt vielleicht mit ihrer Behinderung zusammen ..." Sie wusste in dem Moment, dass sie sich zu weit vorgewagt hatte. Als sie sah, wie Crispins Gesichtszüge versteinerten, biss sie sich wütend auf die Lippe. Wie ungeschickt von ihr!
„Hören Sie, Charlotte, ich weiß, dass Sie Psychologin sind. Aber ich habe kein Interesse an einer Analyse oder einer Therapie." Seine Stimme war eisig.
„Es tut mir Leid, wirklich. Das war ungeschickt."
Aber sie hatte ihre Chance verspielt. Sie hätte sich in den Hintern treten können! Warum konnte sie die Zeit nicht zurückdrehen?
„Ich habe noch einen wichtigen Termin. Wenn Sie mich dann entschuldigen? Justin wird sich weiter um Sie kümmern. "Ein emotionsloses Lächeln umspielte seine Lippen, als er sich umdrehte und sie einfach stehen ließ. Sie starrte ihnen nach, dem Mann und dem riesigen Hund. Bis sie bemerkte, dass Justin sie beobachtete.
„Oh, soll ich Ihnen vielleicht helfen?", fragte sie verlegen lächelnd.
Der Junge winkte ab und schenkte ihr einen langen, nachdenklichen Blick. „Tun Sie das nicht mit ihm." Es war eine Warnung, und Charlotte wusste nicht, was sie von all dem halten sollte.
Das schwere schwarze Eisentor rollte zur Seite, und Dämon fuhr seinen Mercedes durch die Pforte bis zur ersten Schranke. Im Pförtnerhäuschen saß ein junger, unscheinbarer Mann, der ihn argwöhnisch musterte.
Als Dämon die Scheibe herunterfahren ließ, begrüßte er ihn förmlich.
„Mr Heaven." Kein Lächeln war auf seinem Gesicht zu sehen. Er ist wirklich ein sturer Bock, dachte Dämon, aber das konnte seine Laune nicht verderben.
„Einen wunderschönen guten Abend, William."
Die Schranke öffnete sich, und er passierte. Er fragte sich, warum William ständig so missmutig war. Er hatte ihm doch nichts getan, oder?
Dämon fuhr den Wagen bis direkt vor den Eingang. Er parkte auf einem der drei Parkplätze; normalerweise war es üblich, in die firmeneigene Tiefgarage zu fahren, aber dazu konnte er sich im Moment nicht überwinden.
Als er ausstieg, pfiff ein eisiger Wind um die Gebäude. Er warf sich den Mantel über die Schultern und betrat den ultramodern eingerichteten Eingangsbereich. Spiegel, Chrom und Metall, dazwischen einige wenige Sitzgelegenheiten. Die Kälte, die diese Eingangshalle ausstrahlte, wurde dadurch unterstrichen, dass keine einzige Pflanze zu sehen war. Dämon wurde sofort von einem kleinen, dunkelhaarigen Mann begrüßt, der hinter einer Art Anmeldung saß. Er hieß Peter Kershaw und war einer der wenigen Leute hier, die Dämon zumindest annähernd authentisch fand. „Mr Heaven, einen schönen Abend wünsche ich Ihnen." „Ebenso." Dämon fühlte sich alles andere als wohl. Er hatte sich noch nie wohlgefühlt hier, doch er ließ sich nichts anmerken.
„So spät noch arbeiten?"
Überrascht zog Dämon die Augenbrauen hoch. Warum wollte Kershaw das wissen? Wollte er ihn aushorchen? Gut, die meisten Mitarbeiter von Heaven Industries waren bereits zu Hause oder machten gerade Feierabend, doch so außergewöhnlich schien es ihm nicht, um halb sechs sein Büro aufzusuchen. Er wollte sich noch ein wenig einarbeiten, denn in den nächsten Tagen standen einige wichtige Besprechungen auf dem Plan. Und er hatte sich, so lange sein Vater lebte, nicht wirklich
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