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2 ½ Punkte Hoffnung

2 ½ Punkte Hoffnung

Titel: 2 ½ Punkte Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Olson
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Weltkriegs vertieft.
    Ich setzte mich an meinen Tisch, zog die Tasche mit den Gutscheinen und dem Klemmblock heraus und fing an, Zahlen auf das Blatt zu schreiben. Dabei wünschte ich mir, dass plötzlich Namen auftauchten und die Leerräume füllten.Was hatte ich mir eigentlich vorgestellt? Welche dreißig Leute würden einen Gutschein haben wollen?
    »Was ist das?« Annette stand neben meinem Tisch und zeigte auf den Block.
    Meine Brust krampfte sich zusammen, aber ich versuchte, ganz cool zu bleiben. »Der Fünfzig-Fünfzig-Club. Möchtest du mitmachen?«
    »Wie denn das?«
    Ich öffnete die Plastikmappe und nahm einen gelben Gutschein heraus. »Der bringt dir fünfzig Prozent Rabatt, wenn du etwas bei So Gut Wie Neu kaufst.« Ich strich meine Namensliste glatt und wusste, dass Annette von den vielen geraden Linien und ordentlichen Zahlen begeistert sein würde. Im Kindergarten hatten wir immer Bank gespielt: Sie hatte die Überweisungsscheine ausgefüllt und ich an der Kasse gesessen.
    »Wenn du mitmachen willst, dann schreib deinen Namen in die Zeile für Nummer Eins.«
    »Ich weiß nichts über So Gut Wie Neu «, sagte sie vorsichtig. »Sind das nicht alte, übrig gebliebene Klamotten?«
    Ich zog das Blatt mit den Bedingungen heraus. »Hier steht, dass die in wirklich gutem Zustand sein müssen. Ich habe die Sachen gesehen – sie sind umwerfend. Und phantastisch niedrige Preise.« Ich hörte mich an wie eine Autowerbung.
    Annette beäugte den gelben Gutschein. »Na, das wird schon in Ordnung sein. Meine Mom
liebt
Sonderangebote.«
    »Sagst du ihr dann, sie soll auch unterschreiben?«
    Annette zuckte mit den Schultern. »Von mir aus.« Sie nahm den roten Kugelschreiber und schrieb vorsichtig in Blockschrift ihren Namen, dann setzte sie den ihrer Mutter in Zeile zwei. Ich zog noch einen Gutschein aus der Tasche,schrieb auf die Rückseite meinen Namen und reichte beide Gutscheine Annette. Jetzt sah sie aufgeregt aus, vermutlich, weil sie mit ihrer Mutter etwas teilen konnte. Ehe ich eifersüchtig oder traurig werden konnte, standen Jessica und Lauren da, feuerten Fragen ab und berichteten, dass sie schon mal bei So Gut Wie Neu Sachen verkauft hatten. Zeile drei und vier, bitte.
    »Dieser Laden ist super.« Das war Brody. Mir sprangen fast die Augen aus dem Kopf – Brody fand So Gut Wie
Neu super? Brody Brinkman, Mr. Ralph-Lauren-Khakiträger, der Mann mit den Oberhemden und den Pullovern mit V-Ausschnitt?!
    »Ja, ich finde das toll«, bestätigte er und hörte sich jetzt an wie Mr. Ralph-Lauren-Verkäufer. »Meine Mom kauft da dauernd ein. Als ich klein war, hat sie ein Spiel daraus gemacht, nach dem besten Geschäft zu suchen. Jetzt gehe ich manchmal rein, einfach, um etwas Schönes zu finden. Ich werde bei ihr wirklich punkten, wenn ich ihr von diesem Sonderangebot erzähle.«
    Ehe ich »fünfzig Prozent Rabatt« sagen konnte, hatte Brody schon in der einen Hand einen Gutschein und in der anderen den Kugelschreiber. Zeile fünf, bitte sehr.

KAPITEL 12
Müssen überleben
    »Ich bin sie alle losgeworden!«
    Anita runzelte die Stirn und hörte auf, einen Schlafanzug mit Preisschildern zu versehen. »Was bist du losgeworden?«
    »Die Gutscheine«, antwortete ich. Eine Bande von Mädchen aus der vierten Klasse war in der Pause durchgedreht und hatte um jeden Preis den Klemmblock an sich reißen und ihre Namen darauf schreiben wollen.
    »Ach …« Sie lächelte. »Was für eine Geschäftsfrau. Gut gemacht!«
    Gut gemacht!
Das Lob hallte in meinen Ohren wider, als ich mich im Laden umsah. Nur wenig Kundschaft um 3:16 Uhr an einem Dienstagnachmittag.
    Die Glocke über der Tür bimmelte – und Brody mit seinem gelben Gutschein kam herein. Das ging ja schnell! Vielleicht fand er diesen Shop wirklich toll. Er sah sich um, dann entdeckte er mich und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare.
    Ich lehnte mich an den Tresen.
    Er kam nach hinten in den Laden. »He!«, sagte er und ließ seinen Ranzen auf den Boden fallen. »Die hatten hier vor ein paar Wochen einen Pullover von Calvin Klein, aber …« Er schaute verstohlen zu Anita herüber, die wieder mit den Preisschildern beschäftigt war. »… Aber der war zuteuer«, flüsterte er. Ich nickte. »Das hier hilft.« Er hielt den Gutschein hoch. »Ich hoffe, die haben ihn noch.«
    Ich nickte wieder. Irgendwie hatte ich das Gefühl, ihm den Pullover zeigen zu müssen, aber ich hatte keine Ahnung, wo hier was war – außer den zurückgelegten Stiefeln.
    Brody hob seine

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