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2 ½ Punkte Hoffnung

2 ½ Punkte Hoffnung

Titel: 2 ½ Punkte Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Olson
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nicht mehr orangen aussahen. Sie schrieb auf eine kleine Karte. »Deine Mitgliedsnummer ist 8726.«
    8726. Eine gute Zahl. Anita hatte sogar meinen Namen in wunderbarer Schrägschrift geschrieben. Jetzt war es amtlich. Ich war Mitglied. Ich hatte sogar eine Karte, um es zu beweisen. Bedeutete das, dass ich in So Gut Wie Neu wohnen könnte? In einer Umkleidekabine schlafen, zusammengerollt auf der kleinen Bank, zugedeckt mit …
    »Und was ist mit der Anzahlung?«
    Die hatte ich fast vergessen. Ich bohrte die Hand in meine Jeanstasche und zog zwei zerknitterte Dollarscheine und achtzig Cent heraus.
    Anita schrieb wieder. »Bleiben elf Dollar und zwanzig Cent. Schaffst du das in zwei Wochen?«
    Könnte ich Mom um mein Taschengeld bitten? Pfanddosen sammeln? Babysitten? Nichts davon klang wirklich erfolgversprechend.
    Als ob sie meine Gedanken gelesen hätte, sagte Anita: »Wir machen gerade eine Fünfzig-Fünfzig-Aktion.« Sie hielt mir einen Stapel schmaler gelber Zettel hin. »Schreibdeinen Namen hinten auf diese Gutscheine und verteil sie bei deinen Freunden und Verwandten. Sie bekommen fünfzig Prozent Rabatt, wenn sie hier etwas kaufen, und dir werden fünfzig Cent gutgeschrieben.«
    Ich nickte zustimmend und sah dabei gelbe Gutscheine und funkelnde Münzen vom Himmel fallen und sich um mich herum auftürmen.
    Anita stellte meine lila Stiefel auf den Tresen. »Ich dachte, du würdest sie gern sehen – du weißt schon, Besuchsrecht.« Sie grinste.
    Die Stiefel sahen wunderschön aus. Ich hob sie hoch und rieb mit der Hand über die obere Seite und die Sohle. Ich spielte an den ledernen Schnürsenkeln herum. Ich sehnte mich so danach, die Stiefel anzuziehen und damit nach Hause zu laufen!
    Als ich sie wieder auf den Tresen zurückstellte, lächelte ich Anita an. Es war Zeit, Geld zu verdienen. Elf Dollar zwanzig.

KAPITEL 11
50-50 Club
    Ich lächelte. Ich lächelte auf dem ganzen Weg nach Hause. Ich lächelte die sechs Pfanddosen an, die ich unterwegs aufsammelte. Ich lächelte ganz besonders, als ich entdeckte, dass mein Schlüssel noch immer im Schloss der Küchentür steckte und Mom noch nicht zu Hause war.
    Ich versuchte, beim Essen mein Lächeln zu verbergen – ich gab mir alle Mühe, eine traurige Miene zu meinem Leben zu machen –, aber Tyler erzählte witzige Geschichten vom Footballtraining und Mom lachte.
    Mein Lächeln verschwand erst, als ich in mein Zimmer ging und meine Holocaustaufgabe hervorkramte: eine Zeichnung eines Konzentrationslagers. Ich spitzte meine Buntstifte an, auch wenn es auf diesem Bild nicht viele Farben geben würde. Aus Mr. Hudsons Beschreibungen suchte ich mir einige Lagerschuppen aus, wo die Habseligkeiten der Häftlinge zu Stapeln von Schuhen, Kleidern, Schmuck, Büchern und Spielzeug sortiert wurden. Mit einem Lineal zeichnete ich vorsichtig die Wachttürme und den hölzernen Zaun und versah ihn oben mit Rollen aus Stacheldraht. Ich ließ die Häftlinge um wässerige Suppe und die Toiletten Schlange stehen. Deutsche Soldaten marschierten im Stechschritt vorüber. Dann beschloss ich, etwas hinzufügen, das vermutlich nicht dort gewesen war – einen roten Rosenstrauch, zu Ehren aller jüdischen Häftlinge, die ihr Blutvergossen hatten. Vielleicht hätten sie sich für den Strauch einige Tropfen Wasser abgespart, um ihn einen weiteren Tag am Leben zu erhalten.
    Ich glaubte, Anne Frank hätte das gefallen; sie hielt in ihrem eigenen Geheimgefängnis immer Ausschau nach kleinen Dingen, über die sie glücklich sein konnte, wie ein Streifen blauer Himmel, der sich durch einen Vorhangspalt hereinschleicht, oder eine Sonderration Butter an einem Feiertag.

    Am nächsten Morgen betrat ich die Klasse und fragte mich dabei, ob mein nervöses Herz wohl zu laut hämmern mochte. Die gelben So Gut Wie
Neu -Gutscheine steckten sicher in einer durchsichtigen Plastikhülle mit Reißverschluss, und ich hatte eine Namensliste mit der Überschrift So Gut Wie Neu
– SONDERGUTSCHEINE
gemacht, mit knallrotem und gelbem Filzstift. Ich hatte sogar einen Klemmblock mitgebracht und mit einem Bindfaden einen roten Kugelschreiber daran befestigt.
    Aber was jetzt? Die anderen strömten noch immer herein, verstauten ihre Pausenbrote, überprüften die
Wichtige Dinge zuerst -Tafel
, die sie an ihre täglichen Pflichten erinnerte. Jessica, Katie und Lauren hockten sich im Kreis auf den Boden und entwarfen ihre technischen Zeichnungen von Domkuppeln, Brody und Justin waren in die Karte des Zweiten

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