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2 ½ Punkte Hoffnung

2 ½ Punkte Hoffnung

Titel: 2 ½ Punkte Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gretchen Olson
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bisschen schlecht, wenn ich daran dachte, dass ich Mom etwas sagen müsste. Ich wusste genau, wie das gehen würde: Sowie ich den Mund aufmachte, würde ich die falsche Entscheidung getroffen haben. Ich würde zu Tode
gemüsstest
werden und mich danach superdumm und schuldig fühlen. Deshalb hielt ich den Mund, nähte in meinem Schrank, schlich mich in die Waschküche, wenn Mom vor dem Fernseher saß oder telefonierte. Ich wollte nicht riskieren zu bügeln, ich hatte vor, die Sachen zerknüllt mitzunehmen, in der Hoffnung, sie bei So Gut Wie Neu bügeln zu dürfen.
    An dem Tag, an dem es mit unserem Holocaust-Projekt weiterging, rollte ich mein Holocaustbild vorsichtig auf, wickelte Gummiringe um die Enden und legte es auf ein weiches Bett aus zu klein gewordenen Kleidern, Röcken und Blusen in Tylers alte Sporttasche. Ich stopfte an die Seiten noch ein paar T-Shirts und Hosen. So schien dem Bild nichts passieren zu können. Die restlichen Klamotten passten in meinen Schulranzen. Ich versuchte, mir klarzumachen,dass ich keine Diebin war, aber mein Herz sah das anders und brüllte Geständnisse, als ich durch die Küche marschierte.
    »Bis dann, Mom!«, rief ich und wünschte, die Tür wäre nicht so weit weg.
    »Was hast du denn in der Tasche?« Sie schaltete die Spülmaschine ein und wischte sich die Hände am Geschirrtuch ab.
    Ich erstarrte. »Äh, das ist mein Bild vom Konzentrationslager. Muss ich heute abgeben. Ich will nicht, dass es nass wird – wo ich doch zu Fuß gehen muss.« Ich achtete sorgfältig auf meine Stimme. Keine Spur von Sarkasmus. 50 Punkte. »Und ich habe alles ausgestopft, damit es nicht zerdrückt wird.« Ich versetzte der Seite der Tasche einen sanften Klaps und ging weiter auf die Tür zu. Meine Ohren beteten um Stille.
    »Viel Glück«, sagte Mom.
    Viel Glück! Besser als Stille. Ich konnte es nicht fassen.
    »Danke.«
    Durch die Tür und die Auffahrt hinunter. Ich erreichte den Bürgersteig und meine Knie wurden zu Pudding. Ich musste jedes Bein vorwärts zwingen, immer einen Schritt nach dem anderen, bis ich wieder ein wenig Kraft fand. Während ein trüber Regen mein Gesicht bespritzte, rannte ich, joggte, lief zur Schule. Dabei musste ich an Anne Frank denken, die bei strömendem Regen ihr Zuhause hatte verlassen müssen, und die dabei viele Schichten von Kleidern übereinander getragen hatte, in dem Versuch, Unterhemden, Hosen und Strümpfe zu verstecken, damit die Nazis nicht den Verdacht schöpften, dass sie untertauchen wollte.
    Als Mr. Hudson um die Zeichnungen bat, entfernte ich meine vorsichtig aus ihrer Schutzhülle und trug sie wieeinen lange verlorenen Schatz zu meinem Tisch. Ich streifte die Gummiringe ab und breitete die Zeichnung dann aus, strich sie glatt; meine Finger bewegten sich sanft über trostlose Holzbaracken und dunklen rauchigen Himmel, Wachttürme und Schuttplätze, gelbe Sterne auf gestreiften Hemden und rote Blüten auf dem einsamen Rosenstrauch.
    Als Mr. Hudson meine Zeichnung hochhob, konnte ich sehen, dass er ebenfalls vorsichtig war. »Gute Arbeit, Hope«, sagte er. Ich versuchte, nicht zu lächeln. Cool bleiben. Gute Arbeit. Das war vielleicht noch besser als ›gut gemacht‹. Ich war mir nicht sicher. Ich würde darüber nachdenken müssen.
    Ich hatte an diesem Tag so viele Gedanken im Kopf, dass ich Brodys Pullover erst am Nachmittag bemerkte. Meine Augen wanderten von den cremig braunen Ärmeln zu seinem Gesicht hoch. » So Gut Wie Neu «, formten seine Lippen auf der anderen Seite des Klassenzimmers und er zupfte an seinem Ellbogen. Er hob den Daumen und meine Ohren wurden heiß.

    Die Glocke bimmelte, als ich die schwere Tür von So Gut
Wie Neu aufschob. Ich winkte Jodi Huffman zu, dem Mädchen von der Highschool, das an drei Nachmittagen in der Woche hier arbeitete.
    Anita war in der Abteilung SCHUHE.
    »Hallo«, sagte ich und setzte mich auf die Bank.
    Sie warf ein Paar rosa flauschiger Pantoffeln auf den Abfallhaufen. »Rosa geht im Moment gar nicht.«
    Ich hob die Pantoffeln hoch und strich die wilden Fussel glatt. »Die müssten gemäht werden.«
    Anita kicherte. »Mähst du auch Rasen?«
    »Nein, ich bügele nur.« Ich legte die Pantoffeln wieder auf den Haufen und übte in Gedanken meine Bitte.
Wäre es in Ordnung, ich meine, dürfte ich wohl …
    »Was ist los?«, fragte sie und setzte sich neben mich.
    Ich bückte mich und öffnete die schwarze Tasche.
    »Boah«, sagte Anita. »Deine?«
    Ich nickte.
    »Reizend.« Sie zog mein

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