2 ½ Punkte Hoffnung
Schultasche auf, winkte mir kurz zu und ging dann zum Tresen nach vorn.
»Hast du noch ein paar Minuten Zeit?« Anita reichte mir einen weiteren Stapel gelber Gutscheine.
Meine Gedanken hackten die Minuten ab. Tyler, Footballtraining, zu Hause 5:30 Uhr. Mom um 5:45 Uhr, wenn sie noch einkaufen geht. Ich sah auf die Wanduhr. 3:20 Uhr. »Sicher.«
»Mir fehlt nämlich heute eine Kollegin. Wie sieht’s bei dir mit Bügeln aus?«
»Bügeln?! Ich dachte, hier wird alles gebügelt geliefert.«
»Wir hübschen besondere Kleidungsstücke ein wenig auf – Ballkleider, teure Hemden, egal was. Der Ball der Highschool ist bald, und da müssen alle tollen Kleider besonders großartig aussehen. Die sind hinten.« Sie nickte zum Lagerraum hinüber. »Nur denk dran – geringe Hitze. Würdest du das tun? Ich ziehe fünf Dollar von deinen Wanderstiefeln ab.«
Fünf Dollar?!
»Im Bügeln bin ich ganz groß.«
Die Kleider bei So Gut Wie Neu gab es in allen Formen, Längen, Größen. Da waren: ein kurzes glitzerndes schwarzes Kleid mit Spaghettiträgern, ein rotgrünkarierter Faltenrock mit dazu passender Bluse, ein schlichtes aprikosenfarbenes langes Kleid (fast wie ein Nachthemd), dazu seidenweiche Hosen und flauschige Oberteile.
Jetzt war ich mir nicht mehr so sicher. Ich meine, ich hatte zwar schon jede Menge Hosen und Hemden gebügelt,aber war was, wenn ich in eins von diesen wunderschönen Teilen ein riesiges Loch brannte? Was, wenn ich dafür würde bezahlen müssen? Ich holte tief Luft, atmete wieder aus und spuckte auf das Bügeleisen. Ein auf niedrige Wärme eingestelltes Eisen darf nur leise zischen, während weißglühende Hitze faucht, knistert und knallt. Jawoll. Leises Zischen. Also los.
Ich legte das schwarze Kleid auf das Bügelbrett und fragte mich, wem es gehört und warum sie es weggeben hatte. Wie ein Schiff glitt das Eisen über den fließenden Stoff – und ich schwebte durch einen geschmückten Turnsaal. Ich sah mich in jedem Kleid, während ich drückte, glättete, umstülpte, aufhängte, knöpfte und reißverschloss. Jetzt brauchte ich nur noch Schuhe, Schmuck und ein Date.
»Sieht gut aus.« Anita steckte den Kopf durch die Tür. Sie hob einen gelben Gutschein hoch und drehte ihn um, um meinen Namen zu zeigen. »Pullover von Calvin Klein.«
Fünf Dollar für das Bügeln und fünfzig Cent von Brodys Gutschein. Nun standen nur noch drei Dollar und fünf Cent zwischen den Stiefeln und meinen Füßen.
Ich spähte an Anita vorbei in den Laden.
»Er ist vor ein paar Minuten gegangen«, sagte sie.
Heiß, heißer, am heißesten (meine Ohren).
»Er ist nett.« Anita knipste das Licht im Lagerraum aus. »Und er bringt gute Sachen.«
Obwohl ich seit Jahren meine eigenen Kleider gewaschen und gebügelt hatte, hatte ich niemals Risse geflickt oder Knöpfe angenäht. Mom und Tyler hatten das ebenso wenig getan, so dass der rosa Plastikkorb überquoll vor traurigenHemden, Shorts und Hosen, die durch die engen Spalten lugten wie Gefangene, die winkten, um gerettet zu werden. Ich war aus allerlei verwaisten Kleidungsstücken herausgewachsen, die in diesen überfüllten Korb gequetscht worden waren.
Da ich das Haus noch immer für mich hatte, zerrte ich den Korb in mein Zimmer, kippte den Inhalt wie eine Ladung festgepressten Sand auf mein Bett und fing an zu sortieren. Tyler, Mom, ich. Mom, ich, ich, Tyler. Mom. Offenbar hatten die meisten von meinen Sachen Knopfprobleme. Ich holte mir die Knopfschachtel und sah sie durch, verglich Farben und Größen, dann griff ich zu Nadel und Faden.
Beim Abendessen beschloss ich, alles zu sagen. Ich hatte weder den Fünfzig-Fünfzig Club noch die Kleider erwähnt, die ich zu So Gut Wie Neu bringen wollte, aber die lila Stiefel würden bald nach Hause kommen und sie verlangten nach einer Erklärung.
»Ich bin Präsidentin des Fünfzig-Fünfzig-Clubs.« Fast wären mir meine eigenen Worte im Hals stecken geblieben.
»Was soll das denn sein?«, fragte Mom und schmierte sich Butter aufs Brötchen.
So weit, so gut.
» So Gut Wie Neu , der Second-Hand-Kleiderladen in der Main Street«, stammelte ich, und meine Wörter gaben sich alle Mühe, mein rasendes Herz einzuholen. »Sie haben so ein Angebot; man kann Gutscheine verteilen, und dafür bekommt man fünfzig Prozent Rabatt auf alles, was man dort kauft, und der Gutscheinverteiler bekommt fünfzig Cent gutgeschrieben.« Ich holte tief Luft.
»Und wie, bitte, bist du auf die Idee gekommen, diesen grauenhaften Laden zu
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