2:0 für Oma
ja wohl nicht rangehen, daß er ihnen was tun kann“, meinte Jan. „Aber rauskommen tut bei der Sache natürlich nichts. Und was geht mich der Hexer überhaupt an — ich geh nach Hause!“
„Ich auch“, meinte Brigitte. „Außerdem bäckt Oma heute abend Kartoffelpuffer!“
Das beschleunigte den Aufbruch der Pieselang-Kinder. Sie winkten Peppino und Alessandro zu, stellten den Handkarren bei Volpones Baracke ab und machten sich eilig auf den Heimweg.
Maria und Mario gingen den Weg zum Häuschen zurück. Es war jetzt still dort. Auch als sie in Sichtweite kamen, rief der Mann nicht nach ihnen. Aber er saß immer noch im Gras, den Rücken an die Brunnenwand gelehnt, den Knüppel in der Hand und den umgekippten Eimer neben sich. Er sagte auch nichts, als Maria das in den Angeln quietschende Gartenpförtchen öffnete und näher trat. Mario war außerhalb des Zaunes stehengeblieben.
„Warte doch, Maria“, sagte er auf italienisch leise zu ihr. „Wir wollen ihn von hier aus ansprechen, damit er nicht wütend wird.“
Maria beugte sich zu dem Mann hinab. „Er kann uns nicht sehen und hören“, rief sie Mario zu, „er ist ohnmächtig geworden.“
„Aber wenn er nur so tut?“
Doch der Mann regte sich nicht. Sein Kopf war auf die Brust gesunken, sein Gesicht war weiß, die Lippen bläulich, und er hatte die Augen geschlossen.
„‘ exer !“ rief Maria. Der Mann machte keine Bewegung. Maria hob den Eimer auf und reichte ihn Mario. „Zieh Wasser hoch!“
Mario hängte den Eimer in den Haken ein und ließ ihn hinab. Überschwappend kam er wieder herauf. Maria nahm ihrem Bruder den Eimer ab und goß dem Hexer das Wasser mit einem Schwung über den Kopf. Der schnappte nach Luft, schlug die Augen auf und starrte die Kinder wild an.
Nach ein paar tiefen Atemzügen brüllte er gar nicht mehr schwach:
„Seid ihr verrückt? Was fällt euch ein, ihr Schweinebande, alten Mann quälen, ja? Alten, hilflosen Mann martern, ihn naß machen durch und durch! Ich werde euch windelweich prügeln!“
Er tastete nach dem Knüppel. Mario war einen Schritt zurückgetreten, aber Maria hob den Stock ruhig auf und legte ihn, für den Mann unerreichbar, auf den Rand des Brunnens.
„Wir dir nicht quälen“, sagte sie fest, „wir gekommen sein, um dir zu helfen! Was ist los mit dich?“
„Was ist los mit dich?“ äffte der Mann sie nach. „Siehst du das nicht, du dumme Gans?“ Er drehte seinen Kopf, und nun sahen die beiden eine tiefe Wunde am Hinterkopf, aus der das Blut sickerte.
Maria hockte sich hin und betrachtete die Wunde näher. „Du, Mario, er hat sich den Kopf angeschlagen“, sagte sie auf italienisch .
„Was?“ fragte der Mann mißtrauisch. „Was hast du gesagt? Was sprichst du denn für eine Sprache? Seid ihr fremdes Gesindel?“
Maria stand auf. „Wenn du so was sagen, werden wir gleich gehen fort, basta! Du sein eine böse Mann, ‘ exer , si, eine ganz böse Mann!“ rief sie zornig. „Wir kommen, um zu helfen dir, und du nix als schimpfen tun!“
„Ja, ja, ist schon gut“, brummte der Mann. „Aber nun helft mir mal wirklich auf. Ich will in mein Haus!“
Maria und Mario packten ihn rechts und links unter den Achseln und versuchten, ihn auf die Beine zu stellen. Er taumelte und fing wieder an zu schimpfen: „Wollt ihr mich umbringen? Könnt ihr denn nicht geschickter anfassen? Idioten seid ihr, nicht für fünf Pfennig Grips im Kopf!“
Er sackte in sich zusammen und verlor erneut das Bewußtsein.
„Hol den Arzt aus dem Dorf“, sagte Maria zu Mario, „Ich bleibe solange hier.“
„Du willst ganz alleine bei ihm bleiben?“
„Ja, ja“, meinte sie ungeduldig, „nun lauf schon, avanti!“
Mario machte sich eilig auf den Weg.
Der Arzt kam mit Mario in einem kleinen Krankenwagen vorgefahren, den seine Frau steuerte. Er hatte sich den Wagen für Notfälle angeschafft, weil das nächste Krankenhaus in der Kreisstadt fünfzehn Kilometer entfernt war.
„Nanu, Sieversen, was haben Sie denn gemacht?“ rief der Arzt und beugte sich zu dem Hexer hinab.
„Das sehn Sie ja wohl, Doktor“, rief der Mann patzig. „Ich bin über den Stein da gestolpert und auf den Brunnenrand gefallen. Aber das sag ich Ihnen gleich, ins Krankenhaus geh ich nicht wieder — da kriegen mich keine zehn Pferde hin! Die bringen mich da um mit ihren Spritzen und Tabletten und Fiebermessen — kommt nicht in Frage!“
Die Frau des Arztes mischte sich ein: „Aber Mann, seien Sie doch vernünftig!“
„Was,
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