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2:0 für Oma

2:0 für Oma

Titel: 2:0 für Oma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Kleberger
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hinein.
    Als es dunkler wurde, suchte Oma ihre Lampions heraus. Sie hängten die blauen, roten, grünen und orangenen Kugeln in die Apfelbäume, die Papiersonne mit dem Strahlenkranz und den breit über beide Backen lachenden Mond. Maria brachte Rolf ein neues italienisches Wort bei: „ Bellissimo “, das bedeutet „wunderschön“.

    Spät machte sich die Familie Volpone endlich auf den Heimweg. Der Vater trug die schlafenden Zwillinge. Da die Nonna sich nicht überreden lassen wollte, hinter Heiner auf dem Motorrad Platz zu nehmen, trat an ihre Stelle Julia, die sich angstvoll, aber lachend an Heiners Rücken festklammerte.
    Wie jeden Abend ging Oma noch einmal von einem Kinderzimmer zum andern, um gute Nacht zu sagen. Peter hockte im Schlafanzug auf dem Tisch, und Jan war gerade dabei, sich das Hemd über den Kopf zu ziehen.
    „Oma“, fragte Peter, „warum wollten die Dorfjungen nicht mit Mario Fußball spielen?“
    Jan warf sein Hemd auf den Stuhl. „Ja, und warum wollen die Leute aus dem Dorf nichts mit den Italienern zu tun haben? Die sind doch in Ordnung!“
    „Nun, es ist noch gar nicht so lange her, daß ihr auch nichts mit ihnen zu tun haben wolltet“, meinte Oma.
    Die Jungen schwiegen betreten.
    „Was war es denn, was euch damals störte?“ fragte Oma.
    Jan überlegte: „Na, die sind ein bißchen anders als wir. Sie haben schwarze Haare, und die meisten im Dorf sind blond. Sie können nicht richtig Deutsch, und sie fuchteln beim Reden immer mit den Händen, und sie essen andere Sachen als wir - also mehr weiß ich nicht! Aber komisch, das sind alles Dinge, die mir jetzt besonders gefallen.“ Oma nickte. „Was einem fremd ist, hält man leicht für schlecht und verurteilt es, aber wenn man es näher kennenlernt, sieht die Sache oft ganz anders aus. Die Leute im Dorf müssen unsere Italiener erst einmal näher kennenlernen. Dann werden sie sie auch mögen.“

Der Hexer

    In dem Wald, der hinter den Italienerbaracken begann, stand eine große, alte Eiche, bei der die Volpone- und die Pieselang-Kinder mit ihren Freunden gerne spielten. Man konnte auf ihr bis hoch in den Wipfel klettern, und in dem dicken Stamm war eine richtige Höhle. Eines Tages beschlossen die Kinder, in der Krone der Eiche ein Baumhaus zu bauen. Sie sammelten Bretter und Pappen und schleppten sie mühsam zum Baum, bis Mario auf der Müllhalde vor der Stadt, wo er nach Holz gesucht hatte, einen alten Handkarren fand und ihn mit Jans und Peters Hilfe reparierte. Nun konnten sie ihr Baumaterial leichter zur Eiche transportieren. Doch mit dem Karren war es auf dem Waldboden beschwerlich zu gehen. Sie mußten daher den Weg benutzen, der durch den Wald zu der neuen Spinnstoffabrik führte. Die Pieselang-Kinder gingen ihn nicht gern, weil er am Haus des Hexers vorbeiführte. Es war ein Holzhäuschen, das einsam zwischen Fichten und Gebüsch stand, mit einem richtigen alten Ziehbrunnen davor, denn es hatte kein fließendes Wasser, auch kein elektrisches Licht. Der Garten, von einem verfallenen Zaun umgeben, war verwildert. Nur in einer Ecke wuchs etwas Gemüse. Struppige Hühner liefen herum und ab und zu zwei braunweiße Kühe, die das harte Gras fraßen. Obgleich man im Garten und hinter den trüben Fensterscheiben fast nie jemanden sah, machten die Kinder lieber einen Bogen um das Grundstück.
    „Warum ihr haben Angst?“ fragte Mario Peter, der neben ihm die Deichsel des hochbepackten Karrens zog.
    „Also der Hexer, der ist ein ganz böser Mann, wirklich böse“, antwortete Peter.
    „Warum?“ fragte Mario noch einmal.
    Brigitte, die zusammen mit Maria und Karoline den Karren von hinten schob, meinte: „Das stimmt. Wenn die Bauern mit ihren Treckern an seinem Grundstück vorbeifahren, droht er ihnen mit dem Stock und schimpft hinter ihnen her, auch hinter den Arbeitern, die zur Fabrik gehen. Aber Kinder kann er überhaupt nicht leiden.“
    „Ja“, rief Karoline, „wir haben hier mal Völkerball gespielt, und da ist uns der Ball in den Garten geflogen, und einer von uns, der Joachim, ist über den Zaun geklettert, um ihn zu holen. Da kam auf einmal der Alte aus dem Haus geschossen, hat gebrüllt wie ein Stier und mit Steinen nach uns geschmissen. Der Achim ist über den Zaun gesetzt, und wir sind weggerast. Aber unsern Ball waren wir los.“
    „Außerdem kann er hexen“, rief Rolf, der zusammen mit Peppino einen Pappkarton trug, aufgeregt.
    „Was sein ‘exen?“ fragte Peppino.
    „Na hexen, zaubern!“
    Jan, der ein

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