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2:0 für Oma

2:0 für Oma

Titel: 2:0 für Oma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilse Kleberger
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meistens fluchte und nörgelte. Wenn er ganz wütend wurde, griff er nach dem Speer und tat, als wenn er denjenigen, über den er sich ärgerte, durchbohren wollte. Während alle anderen Angst hatten, lachte Maria darüber nur, und die Nonna nahm ihm den Speer aus der Hand, hängte ihn wieder auf und sagte: „Doktor hat gesagt, du müssen ruhig liegen, sonst Kopf nicht wird wieder ganz — basta!“

    Und wenn er schimpfte, daß er sich von alten Weibern nicht bevormunden ließe, schüttelte sie nur den Kopf und sagte: „Ich gar nix verstehn — no!“, wandte sich um und ging in die kleine Küche, um die Suppe vom Herd zu nehmen. Die aß der Hexer mit größtem Behagen, das sah man, obgleich er nie ein Wort des Lobes herausbrachte.
    Aber das kümmerte die Nonna nicht. Sie öffnete die Fenster, trotz des Protestgeschreis des Hexers: „Soll ich denn außer der Gehirnerschütterung noch eine Lungenentzündung bekommen?“
    Sie wusch ihm seine Wäsche und hängte sie im Garten auf die Leine, nähte und stopfte, räumte die Wohnung auf, die es bitter nötig hatte, schlug die Hände zusammen, rief: „Mamma mia !“, als sie die vielen Flaschen in allen Ecken sah, und warf sie in den Mülleimer. Auch ein paar volle waren darunter. Sie schleppte die Fellteppiche ins Freie, legte sie über den Gartenzaun und stand bald in einer Staubwolke, als sie sie ausklopfte. „He“, rief der Hexer durch das offene Fenster verzweifelt, „lassen Sie meinen Löwen in Ruhe! Was geht Sie mein Löwe an?“
    Aber sie rief nur zurück: „Ich gar nix verstehen — no!“
    Sie jätete Unkraut im Gemüsegarten und fütterte die Hühner. Nur mit den beiden Kühen kam sie nicht zurecht. Sie war in Italien am Meer als Tochter eines Fischers aufgewachsen, auch ihr Mann war Fischer gewesen, bis die Fische an der Küste im Süden Italiens immer weniger, der Verdienst immer geringer und die beiden Söhne Arbeiter geworden waren. Die Nonna hatte noch nie eine Kuh gemolken.
    Die Kühe mußten aber dringend gemolken werden, sie hatten pralle Euter und brüllten. Peter versuchte als erster sein Heil. Er band sich den alten, einbeinigen Melkschemel, der im Stall in der Ecke stand, auf Anweisung des Hexers an das Hinterteil. Unter dem Lachen und Jubeln der Kinder und dem Schimpfen und Schreien des Hexers stolzierte er damit erst einmal eine Weile auf dem Hof herum, bis er sich an die erste Kuh wagte. Doch soviel er auch am Euter zog, es wollte keine Milch kommen. Die Kuh blickte sich nur mit ihren großen Augen erstaunt nach ihm um und schlug mit dem Schwanz.

    Schließlich versuchte Brigitte es. Aber ihr ging es nicht besser — im Gegenteil. Sie zog gerade kräftig am Euter, als sie auf dem wackeligen Stuhl das Gleichgewicht verlor. Sie versuchte, sich am Euter festzuhalten, was der Kuh gar nicht behagte. „ Muuh !“ brüllte die und schlug heftiger mit dem Schwanz. Doch ein Strahl Milch spritzte nun hervor, allerdings nicht in den Eimer, sondern in die falsche Richtung. Er traf die Nonna mitten ins Gesicht. Brigitte aber landete im Kuhdung auf dem Boden. Die Nonna wischte sich Tränen lachend die Milch von der runden Backe, half Brigitte auf und ging mit ihr zum Brunnen, wo sich beide säuberten.
    Der Hexer aber lachte nicht. „Idioten“, schimpfte er, „können nicht mal ‘ne Kuh melken!“ Und Brigitte brüllte er an: „Eine Kuh ist doch kein Klingelzug, du dumme Gans!“
    Als Jan diese Geschichte hörte, wußte er Rat. Er hatte nun wenigstens einen Grund, auch beim Hexer einzudringen. Mit seinem Rad fuhr er sofort zu Frieder.
    „ Mmm “, brummte Frieder, „eigentlich sind wir ja Großbauern und melken gar nicht mehr. Wir haben eine Melkmaschine.“
    „Dann kannst du gar nicht melken?“ fragte Jan enttäuscht.
    Frieder blickte ihn von oben herab an. „Natürlich kann ich melken. Was denkst du denn? Jeder Bauer kann melken. Außerdem haben wir zwei Kühe, die Minna und die Tusnelda, die mögen keine Melkmaschine, die wollen nur mit der Hand gemolken werden.“
    So fuhren denn Frieder, mit seinem Radio an der Lenkstange, und Jan zum Hexer, der sie mißtrauisch betrachtete. „Was wollt ihr in meinem Stall? Bleibt von meinem Stall weg!“
    Aber Maria, die ihm gerade das Bett machte, fragte: „ Ecco , was ist — sollen Kühe platzen?“
    Da nickte der Hexer schließlich mürrisch und sagte: „Na schön, dann versucht’s mal!“
    Frieder schnallte sich den Melkschemel fachmännisch an das Hinterteil, stellte das Radio an und begann

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