2:0 für Oma
langes, wippendes Brett auf der Schulter balancierte, stellte es einen Moment ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Das mit dem Hexen ist natürlich Quatsch, das kann niemand. Die Leute nennen ihn nur so, weil er so unheimlich aussieht mit seinen struppigen Haaren und dem Bart, den bösen Augen und dem zu kurzen Bein. Er war früher mal in Afrika, und manche Leute behaupten, da hätte er hexen gelernt, aber das ist Blödsinn.“
„Es gibt Leute, die können verzaubern“, meinte Alessandro bestimmt.
„Klar kann der hexen!“ rief Rolf.
„Quatsch“, sagte Jan entschieden. „Aber komisch ist er. Mit den Leuten aus dem Dorf will er nichts zu tun haben und sie nichts mit ihm.“
Sie waren schon fast an dem Häuschen vorbei, da ging die Tür auf, und der Hexer kam mit einem Eimer in der Hand heraus. Als er die Kinder sah, blieb er stehen und drohte mit der Faust.
„Ihr freche Bande. Was macht ihr da bei der Eiche für einen Lärm? Den ganzen Tag dieses Hämmern, Schreien und Lachen? Ich will das nicht, hört ihr? Im Wald muß Ruhe sein!“
Jan rief zurück: „Der Wald gehört Ihnen nicht allein!“
Der Mann kam fuchtelnd und zornrot an den Zaun gehumpelt.
„Was, frech werden wollt ihr auch noch? Na wartet, euch werde ich’s zeigen!“ Er hob einen dicken Knüppel vom Boden auf.
„Alter Knacker!“ rief Peter und dann murmelte er: „Kommt, los, nichts wie weg!“
Sie rannten, so schnell sie konnten, mit ihrem Karren und den Brettern und Pappkartons davon. Doch ein Stück weiter fielen ihnen die hoch aufgetürmten Holzstücke vom Wagen herab, und sie mußten anhalten und sie aufsammeln.
„Keine Angst“, sagte Jan beruhigend, „der geht nie aus seinem Grundstück raus. Wenn er was braucht, zum Beispiel Schnaps, läßt er es sich von dem Mann mitbringen, der mit seinem Lastwagen die Milch von den Bauern holt und in die Stadt bringt. Der ist der einzige, mit dem der Hexer spricht, aber er ist auch nicht aus dem Dorf.“
Sie sahen, wie der Mann mit seinem Eimer zum Brunnen humpelte und an der Kurbel drehte. Heute kamen sie gut mit ihrer Hütte voran. Wie ein Vogelnest schwebte sie im Baum. Der Fußboden war schon fest und sicher. Nur die Seitenwände und ein Regendach fehlten noch. Als sie am Abend mit dem leeren Handkarren am Haus des Hexers vorbeikamen, sahen sie ihn am Brunnen im Gras sitzen.
„He“, rief er, „ihr da, kommt mal her!“
„Jetzt will er uns beschimpfen, weil wir wieder an der Eiche gebaut haben“, flüsterte Brigitte. „Wir wollen tun, als wenn wir nichts hören!“
Sie zogen ihren Karren weiter den Weg entlang. Als der Hexer das sah, fing er plötzlich wütend an zu schreien: „Herkommen sollt ihr, verdammte Bande, hört ihr denn nicht?“ Und er schlug mit einem Knüppel auf den Blecheimer, der neben ihm im Gras lag, daß es laut schepperte.
„Der will uns nur verkloppen!“ flüsterte Rolf, und sie beschleunigten ihre Schritte. Unflätige Schimpfworte tönten vom Hexerhaus herüber, und noch lange, nachdem sie ihn nicht mehr sehen konnten, hörten sie den Mann rufen und mit dem Stock auf den Eimer schlagen. Am Waldrand blieb Maria plötzlich stehen. Sie drückte Jan die Deichsel des Wagens, an der sie gezogen hatte, in die Hand und wandte sich wieder dem Wald zu. „He, wo willst du denn hin?“ riefen ihr die Kinder nach. „Hast du was vergessen?“
„Ich geh zu den Mann“, sagte Maria über die Schulter und lief weiter den Weg zurück.
„Zu welchem Mann?“
Sie blieb stehen und drehte sich um. „Den ‘ exer !“
„Bist du verrückt? Der wird dich verkloppen!“ rief Karoline.
„Ich nicht glauben! Wenn Mann sein böse mit uns, dann wär an Zaun gelaufen. Diese Mann konnten nicht aufstehen, hat gerufen, weil brauchen Hilfe — ecco !“
In einem Stimmengewirr versuchten die Pieselang-Kinder sie zu überzeugen. „Dann wäre er doch nicht so frech und wütend gewesen. Dann hätte er doch nicht so geschimpft!“
Maria winkte ab. „Diese Mann kann nur schimpfen — kann nicht anders reden. Ich geh mal sehen — basta!“
Und ohne die anderen weiter zu beachten, ging sie ruhig den Weg zurück in den Wald. Nach einem kurzen Zögern lief Mario hinterher. Die anderen Kinder standen verblüfft und blickten den beiden nach.
„Na, die werden was erleben“, sagte Karoline triumphierend. „Der wird die schön verhauen!“
„Und wenn er sie nun verzaubert, in Schweine oder so was?“ piepste Rolf ängstlich.
„Ach Quatsch, so dicht werden sie
Weitere Kostenlose Bücher