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20 - Im Reiche des silbernen Löwen I

20 - Im Reiche des silbernen Löwen I

Titel: 20 - Im Reiche des silbernen Löwen I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dem mir Hadschi Halef Omar so viel berichtet hat. Und noch weniger hätte ich geträumt, daß ich dir meine Freiheit zu verdanken haben würde. Ich sehe, daß es sehr gefährlich ist, hier zu reisen; ich wollte es erst nicht glauben. Wird die Gefahr aufhören, wenn wir den Bereich der Prärie hinter uns haben?“
    „Nein; sie wird sich im Gegenteil in den Felsenbergen jenseits derselben eher steigern als verringern.“
    Da er nun dieses Thema festhielt, erfuhr ich über ihn nichts weiter als das Wenige, was er mir jetzt gesagt hatte. Ich mußte ihm Auskunft über den Westen geben; sich selbst erwähnte er nicht mehr.
    Warum diese Verschwiegenheit? Sie war mir gegenüber auffällig, denn er kannte mich schon längst, wenn auch nur vom Hörensagen, und war mir, wie er ja soeben auch zugegeben hatte, zu Dank verbunden. Hatte er irgendeine Mission zu erfüllen, von welcher er nichts sagen durfte? Das war nicht wahrscheinlich, denn welche Mission konnte einen Perser quer durch Amerika führen? Oder befand er sich nur auf einer Art von Studienreise? Sollte er vielleicht hier sein Wissen bereichern, um es dann in seinem Vaterland in irgendeiner Anstellung zu verwerten? Dann hatte er es nicht nötig, so heimlich zu tun. Oder war er so zurückhaltend, um sich ein Relief zu geben, sich wichtig zu machen? Das wäre mir gegenüber wenn nicht lächerlich, doch auch nicht verständig gewesen. Wenn ein Orientale fünfundzwanzighundert geographische Meilen von seiner Heimat entfernt einen Mann trifft, mit dem er sich in seiner Muttersprache unterhalten kann, so ist es wohl töricht von ihm, sich gegen diesen Mann zuzuknöpfen. Ich nahm mir vor, ihn ja nicht wieder zur Sprache auf sich selbst zu bringen.
    Unser Ritt nahm einen raschen Verlauf. Die Fährte der Comanchen war stets deutlich und hielt uns also gar nicht auf. Die Indsmen waren wenigstens ebenso rasch geritten, wie wir ihnen folgten, und schienen, da sie nicht auf ihren Häuptling gewartet hatten, für die Sicherheit desselben gar keine Besorgnis zu hegen. Wir hatten noch zwei Stunden bis zum Abend, als ich den beiden Gefährten mitteilte, daß wir in der Nähe des ‚gelben Berges‘ angekommen seien. Da fragte mich Perkins:
    „Werden wir direkt hinreiten?“
    „Nein. Das hieße ja unser Spiel verloren geben!“
    „Wieso?“
    „Weil der Häuptling bei uns ist. Den dürfen die Roten nicht eher zu sehen bekommen, als bis sie ihre Gefangenen freigegeben haben, vielleicht auch dann noch nicht einmal, denn ich habe ihm die Freiheit nicht versprochen.“
    „Sie müssen aber dort erfahren, daß er unser Gefangener ist!“
    „Natürlich!“
    „Wer soll es ihnen sagen?“
    „Ihr, Mr. Perkins“, antwortete ich in ernstem Tone, obgleich ich es scherzhaft meinte.
    „Ich?“ rief er erschrocken aus. „Ich soll etwa das Totem hinschaffen?“
    „Ja.“
    „Warum ich? Kann das nicht Mr. Dschafar tun?“
    „Nein, denn er kennt den Westen und die Indianer nicht, während Ihr nicht leugnen könnt, in dieser Beziehung Erfahrung zu besitzen.“
    „Was das betrifft, so gibt es einen, der viel mehr Erfahrung hat als ich!“
    „So?“
    „Ja. Wißt Ihr, wen ich meine, Mr. Shatterhand?“
    „Nun?“
    „Euch selbst. Wenn es darauf ankommt, so seid Ihr der richtige Mann, die Comanchen aufzusuchen.“
    „Nein, der bin ich nicht.“
    „Möchte wissen, warum!“
    „Weil ich bei dem Häuptling bleiben muß. Der ist mir so wichtig, daß ich ihn keinem andern anvertrauen darf.“
    „Da muß ich Euch widersprechen. Ihn gut zu bewachen ist zehnmal leichter als seine Krieger aufzusuchen, um mit ihnen zu verhandeln. Ich fürchte sehr, daß ich da Dummheiten machen würde, durch die ich Euch in Gefahr brächte.“
    „Hm, das befürchte ich freilich auch!“
    „Nicht wahr? Ich halte es also für das beste, daß Ihr es übernehmt, die Roten zu benachrichtigen. Wir werden inzwischen irgendwo auf Eure Rückkehr warten.“
    „Well! Wollte nur sehen, wieviel Mut Ihr habt.“
    „Oh, Mut habe ich! Hierzu aber gehört außer dem Mut auch eine Klugheit, eine Verschlagenheit, welche – welche – welche – – –“
    „Welche Ihr nicht besitzt? So! Das ist einmal so ehrlich aufrichtig gesprochen, wie ich es gern habe. Aber wenn Ihr so wenig klug seid, wie kann ich Euch da den Häuptling anvertrauen? Ich muß gewärtig sein, daß er nicht mehr bei Euch ist, wenn ich zurückkehre.“
    „Nein, das habt Ihr doch nicht zu befürchten, Sir! Wir werden doch nicht so dumm sein, ihn

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