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20 Science Fiction Stories

20 Science Fiction Stories

Titel: 20 Science Fiction Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse
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Anzeigen wie eine Schmetterlingssammlung lagen – die Frühstückskarte, irgend etwas über die Zimmerbedienung, etwas über die Abreise. Er erinnerte sich an alles und wußte, was es bedeutete – aber er konnte es nicht lesen. In der Schublade lagen Schreibutensilien, ein Bild des Gebäudes ohne andere Häuser ringsherum, was in Wahrheit ganz und gar nicht zutraf, und ein Anmeldezettel, der auf ihn wie ein Blatt mit cyrillischen Schriftzeichen wirkte. Telegrammformulare, ein Busfahrplan, ein Löscher, alle trugen Hieroglyphen und Runen, jedenfalls soweit er das erkennen konnte. Ein Telephonbuch voller fremder Namen in unbekannten Zeichen.
    Er zwang sich dazu, das Alphabet vor sich hinzusagen. »A«, begann er deutlich, und dann »Eh?«, denn es schien nicht ganz richtig, aber er hätte auch nicht sagen können, was sonst hätte kommen können. Er grinste verlegen vor sich hin und schüttelte den Kopf, zuerst langsam, dann immer schneller; aber trotz Grinsen und Kopfschütteln war ihm unheimlich zumute. Er fühlte sich zufrieden oder erleichtert – auf jeden Fall sogar ziemlich glücklich, aber außerdem war es ihm auch ein bißchen unheimlich.
    Er rief den Empfang an und forderte sie auf, ihm die Rechnung auszuschreiben, dann zog er sich an und ging hinunter. Er gab dem Portier seinen Parkschein und wartete, bis er seinen Wagen vorfuhr. Er stieg ein, drehte das Radio an und verließ die Stadt in Richtung Westen.
    Er fuhr ein paar Tage lang, immer in diesem seltsamen Stadium von anhaltender, kalter und (trotz allem) glücklicher Furcht, dieser Horrorfilm-Furcht – er kannte die Bedeutung eines Halt-Zeichens, ohne das Wort »Halt« darin wirklich lesen zu können, so auch die Warnschilder vor einem Bahnübergang. Gaststätten sehen wie Gaststatten aus und Tankstellen wie Tankstellen; wenn Washingtons Bild ein Dollar bedeutet und Lincolns fünf, braucht man nicht lesen zu können. MacLyle kam gut voran. Er fuhr so lange, bis er sich in jenen Landstrichen befand, in denen mächtige Gebirgsketten aufragen, dort kreuzte er so lange, bis er die Gegend wiedererkannte, wo er einmal, viele Jahre vor seiner Heirat, einen Jagdurlaub verbracht hatte. Er ließ die Hütte, in der er gewohnt hatte, hinter sich und suchte geduldig die verlassene Kate, in der er einmal in einer Gewitternacht Unterschlupf gefunden hatte. Sie stand noch, wenn sie auch ziemlich gebrechlich wirkte. Lange untersuchte er sie von allen Seiten, prägte sich jede Einzelheit ein, denn er konnte ja keine Liste aufstellen; dann setzte er sich wieder in den Wagen und fuhr in die nächste Stadt, nicht sehr nahe und erst recht nicht groß. In dem Kaufhaus kaufte er Nägel, Schrauben, Kieselsand, Farbe – alle möglichen Arten Farbe, in kleinen Dosen, wie auch in großen Eimern zum Anmalen der Hauswände – Konserven mit Fleisch, Gemüse, Obst und Werkzeug. Er bestellte eine kleine Windmühle und einen Generator, achtzig Pfund Ton zum Modellieren, zwei Pfannen, eine Mischschüssel und aus Armee-Restbeständen eine Urwald-Hängematte. Er bezahlte in bar und versprach, in zwei Wochen diejenigen Dinge abzuholen, die der Laden nicht auf Lager hatte und erst bestellen mußte. Er telegraphierte (denn das konnte übers Telephon geschehen) seinem Rechtsanwalt um die achtzig Dollar im Monat, denn mehr hatte er für seinen Lebensunterhalt nicht vorgesehen. Bevor er ging, stand er noch eine Weile vor einem monströsen Musikinstrument mit dem stolzen Namen Ophikleid, das verstaubt und majestätisch in einer Ecke des Ladens thronte. (Obgleich es für den Leser einfacher wäre, es ein Französisches Horn oder ein Sousaphon zu nennen – das würde den erzählenden Zwecken auch genüge tun –, so hatten wir uns doch darauf geeinigt, hier nicht die reine Wahrheit zu erzählen. MacLyles wirklicher Name ist nicht bekanntgegeben, seine Heimatstadt nicht klar bezeichnet, sein Beruf nicht festgelegt, und verdammt, es war wirklich ein zwölfschlüsseliges, etwa ein Meter großes, altmodisches Blech-Ophikleid aus dem Jahre 1824. Der Ladeninhaber erzählte mir, wie sein Urgroßvater es aus seiner alten Heimat mit herübergebracht hatte. Seit zwei Generationen hatte niemand mehr darauf gespielt, außer einmal einem reisenden Tuba-Spieler, der nach den ersten drei Tönen ganz grün im Gesicht geworden war und es weggelegt hatte, als wäre es mit Zündhütchen vollgespickt.) MacLyle fragte, wie es klänge, und der Mann antwortete: »Schrecklich.« Zwei Wochen danach war MacLyle

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