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20 Science Fiction Stories

20 Science Fiction Stories

Titel: 20 Science Fiction Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse
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Schultern hatten sich kleine Berge von Tannennadeln angesammelt, von denen jedesmal ein Schauer herabfiel, wenn er einen besonders tiefen Ton traf. Nur eine Maus, die während einer Probe in einer Tuba gefangen ist, kann in etwa ermessen, wie es ist, wenn man neben einem gespielten Ophikleid steht.
    Es war tatsächlich MacLyle, der wohlgenährt und zufrieden schien. Er sah das Auto des Psychiaters herankommen, aber er spielte unbeirrt weiter; er blickte ihn nur kurz an, blinzelte eine Art Gruß mit den Augen, lächelte mit dem linken Mundwinkel, der neben dem gewaltigen Mundstück noch hervorschaute, und verrenkte drei Finger seiner rechten Hand, die einzige Bewegung, die er fertigbrachte, ohne das Spiel zu unterbrechen. Und er hörte auch nicht auf, bis er die spezielle Oktave, die er gerade bearbeitete, einmal hoch und wieder hinunter gespielt hatte. Dann ließ er das Ophikleid sinken, lehnte es behutsam gegen die Tanne und stand auf. Nachdem der letzte dieser erstaunlichen Töne in der Tiefe des Tales verklungen war, wurde sich der Psychiater der großen Einsamkeit ringsherum bewußt, dem völligen Alleinsein mit seinem närrischen Patienten, der offensichtlichen Lebenskraft des Mannes, des Abgrundes, in den er soeben fast seinen Wagen gelenkt hätte. Er rollte das Fenster hoch und drückte den Sicherheitsknopf der Tür. Aber der herzliche Willkommensgruß MacLyles verscheuchte jede Furcht und Vorsicht, und ehe er sich darüber klarwurde, was er tat, hatte er die Tür geöffnet und war hinausgesprungen. Fröhlich ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, dachte er, aber er ist wohl doch ein fröhlicher Mensch. Er rief ihn beim Namen, aber entweder hörte MacLyle ihn nicht oder er kümmerte sich nicht darum; er streckte eine große warme Hand aus, und der Psychiater ergriff sie. Er konnte die dicken Schwielen darin fühlen, und sie erinnerten ihn an den Rüssel eines Elefanten, der ein Kind aufhebt. Er mußte bei diesem Gedanken lachen, denn schließlich war MacLyle kein besonders großer Mann – trotzdem aber strahlte er diese geballte Energie aus. Und als sich das Lächeln einmal breitgemacht hatte, wollte es nicht mehr weichen.
    Er erzählte MacLyle, er sei ein Schriftsteller und versuche etwas von diesem großartigen Land in sich aufzunehmen. Er sei einfach immer die Straße entlanggefahren, ohne sich darum zu kümmern, wo sie hinführte, und so sei er zuletzt hier angekommen; aber noch bevor er fertig war mit seinen Erklärungen, machten ihn MacLyles Augen stutzig – sie blickten ihn nicht so an, als höre der Mann ihm zu. Er hätte genausogut eine Melodie vor sich hinsummen können. MacLyle schien gewillt, den Tönen zu lauschen und sich an ihnen sogar zu erfreuen, aber das war auch alles, mehr bedeutete es nicht für ihn. Trotzdem sprach der Psychiater zu Ende; MacLyle wartete einen Moment, um zu sehen, ob noch etwas dazukäme. Dann setzte er wieder dieses strahlende Lächeln auf und deutete mit dem Kopf zur Hütte. Er ging voran, während sein Besucher einige der üblichen Bemerkungen über die Schönheit des Heims vorbrachte. Beim Eintreten brüllte er: »Können Sie mich nicht hören?« Aber MacLyle winkte ihm nur zu, ohne sich umzudrehen.
    Sie befanden sich in einem wilden Durcheinander von Farben – da blieb der Psychiater plötzlich stehen. Eine Wand war entfernt und durch Glasscheiben ersetzt worden: man blickte in den Abgrund und hatte den Eindruck, das kleine Haus stehe auf einer Nebelwolke. Alle andern Wände waren mit Batist-Steppdecken behängt, der Fußboden war weiß, und hier drinnen schien es überhaupt heller zu sein als draußen. Gegenüber dem großen Fenster stand eine überdimensionale Staffelei aus geschälten Ästen, die mit Drähten zusammengebunden waren. Darauf war eine riesige Leinwand gespannt, mit den reinsten und kompromißlosesten Farben bemalt. Ein Teil stellte ganz zweifellos diesen Raum dar, oder wenigstens seine Atmosphäre. Auf dem Bild war auch das Ophikleid sorgfältig wiedergegeben, es sah aus wie der Trichter einer gigantischen Höllenmaschine – und im Vordergrund gab es Blumen; aber die Zentralfigur stieß ihn ab, mehr noch, sie stieß alles sie Umgebende ab. Sie erinnerte an nichts Bekanntes oder Vertrautes, und darüber war er fast froh.
    Um die Staffelei herum lagen noch weitere Gemälde, einige waren nichts als Farbkleckse, andere wieder waren voller regelmäßiger Linien und sich überschneidender Flächen, aber alle waren sie von dieser schmerzhaft reinen

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