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20 Science Fiction Stories

20 Science Fiction Stories

Titel: 20 Science Fiction Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse
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daß das alles gar keinen Sinn hatte, denn es gab diesem Mann offensichtlich eine tiefe Befriedigung. Minutenlang stand er mit vorgebeugtem Kopf und einem kleinen Lächeln da und betrachtete die halbfertige Töpferscheibe; dann wieder explodierte er zu konzentrierter Aktivität – er sägte, hobelte, drillte. Er legte das fertige Stück zu den anderen Kurbeln und Achsen, streichelte es wie ein gehorsames Kind und wandte sich ab, um den Rest der Arbeit für ein anderes Mal aufzuheben. Mit einer Holzraspel entfernte er vorsichtig die Nase von einer seiner getrockneten Tonfiguren und legte mit peinlicher Genauigkeit eine neue auf. Aber nie verließ ihn diese Konzentration auf seine Arbeiten, und er zeigte eine völlige Hingabe an die Dinge. Und hier gab es viel Zeit, Zeit für alles ohne Ende.
    Dieser Mann lebt in einer Zurückgezogenheit, dachte der leidlich intelligente Psychiater, wie sie meine Wissenschaft noch nicht beschrieben hat. Zur Beachtung: Er hat sich dem Primitiven entgegengesetzt, indem er seine Bedürfnisse mit seinen eigenen Händen und Erfindungen erfüllte, aber in diesen Bedürfnissen selbst liegt nichts Primitives. Unaufhörlich arbeitet er, um den Komfort, an den seine Geschichte ihn in der Vergangenheit gewöhnt hat, auch hier aufzustellen – elektrisches Licht, Ventilation, mühelose Müllabfuhr. In der Art, wie er sich selbst für seine Arbeit belohnt, legt er eine tiefe Bescheidenheit an den Tag: er baut sich offensichtlich eine Töpferscheibe, um sein Eßgeschirr selbst herstellen zu können, und da Holz billig ist und Ton hier frei ist, kommen ihn diese angefertigten Dinge billiger als mit Maschinen erzeugte Aluminium-Waren, wenn er seine eigene Arbeit sehr gering einkalkulierte.
    Seine Geschicklichkeit ist nicht so groß wie seine Energie (grübelte der Psychiater). Seine Basteleien, wie auch seine Gemälde und Skulpturen, zeigen zwar eine gewisse Intelligenz, aber nur geringe Schulung; er kann bauen, aber nicht entwerfen, und seine Dinge gewinnen nur dann künstlerischen Wert, wenn er den Zufall nicht ausschließt; so daß das Schöpferische in seiner Arbeit, wie auch jeder Random-Effekt, selten und unbeabsichtigt auftritt. Deshalb liegt seine Belohnung allein in der Tätigkeit, die ihm Befriedigung gibt.
    Was für eine Befriedigung? Nicht im Besitz selbst, denn dieser Mann hätte mit weniger Besseres kaufen können. Nicht in der Schönheit, denn offensichtlich war er mit weniger Vollkommenheit auch zufrieden. Vielleicht Freiheit von der Routine? Kaum – denn trotz der Unordnung lag in allem eine gewisse Ordnung und ein System; das Vorhandensein eines Weckers an diesem Ort drückte vieles aus. Er wurde nicht von der Ordnung beherrscht – er benutzte sie. Und seine Befriedigung? Die mußte in diesen engen, geschlossenen Kreis mit einbezogen sein, in dem er nur für sich selbst da war, und in dem es keine Kommunikation gab!
    Zurückgezogenheit – Rückzug. Wer sich in die Wildnis zurückzieht, der baut sich keine Ventilationsanlage ins Haus oder eine Fünfhundert-Meter-Schwerkraft-Spülung für den Lokus. Wer sich in die Kindheit zurückzieht, der entwirft und baut keine Töpferscheibe. Und wer sich von den Menschen zurückzieht, der begrüßt einen Fremden nicht wie … Halt mal!
    Ein Fremder, der etwas mitzuteilen hatte oder eine Art der Kommunikation darstellte, wäre vielleicht nicht so willkommen. Ein beunruhigender Gedanke. Das Risiko, etwas zu tun, das MacLyle nicht mochte, wäre möglicherweise noch gefährlicher als die direkte Herausforderung.
    MacLyle begann zu kochen.
    Wie er ihn so beobachtete, kam dem Psychiater plötzlich der Gedanke, daß dieses zurückgezogene und wortlose Wesen auf seine Weise glücklich war; er hatte all seine Verpflichtungen und Veranwortungen erfüllt und kümmerte sich nun um nichts mehr.
    Es war unerträglich.
    Es war deshalb unerträglich, weil es die grundlegendsten Direktiven der Psychiatrie verletzte – wenigstens die der Schule, an die er glaubte, und er würde sich nicht dadurch verwirren lassen, daß er andere mit berücksichtigte, andere weniger oft angewandte Theorien – Die Funktion der Psychiatrie ist es, den Andersgearteten der Gesellschaft anzupassen und ihr seine Nützlichkeit zu erhalten oder zu steigern! Nachzugeben, das Benehmen dieses Mannes zu rationalisieren, würde bedeuten, der Wissenschaft selbst in den Arm zu fallen; denn diese spezielle Psychiatrie sieht ihre wirksamsten Anwendungen in den wissenschaftlichen Methoden, und

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