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20 Science Fiction Stories

20 Science Fiction Stories

Titel: 20 Science Fiction Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse
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und geschwungen. Er blinzelte. Dann stürmte er aus der Bar.
    Kalter Wind blies ihm ins Gesicht. Lächerlich. Der Spiegel war geschwungen, du Idiot. Wie kannst du erwarten, dich in einem geschwungenen Spiegel zu sehen?
    Er ging an hohen Gebäuden vorbei und kam zu der Bücherei und dem Steinlöwen, den er einmal König Richard getauft hatte; er hatte sich immer gewünscht, einmal auf ihm zu reiten, schon immer, seit er klein war, und er hatte sich ganz fest vorgenommen, es einmal zu tun.
    Er eilte weiter zur Untergrundbahn, lief, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinunter und konnte gerade noch auf den Expreß springen. Es donnerte und krachte. Herr Minchell hielt sich an den Riemen fest. Niemand beachtete ihn. Niemand gönnte ihm auch nur einen einzigen Blick, als er sich zur Tür drängte und auf den leeren Bahnsteig stieg.
    Er wartete. Dann fuhr der Zug ab, und er war allein.
    Er ging die Treppe hinauf. Jetzt war es völlig dunkel geworden. Er dachte über den Tag und all die seltsamen Dinge nach, die ihm durch den Kopf gingen, als er in die Straße einbog, die zu seiner Wohnung führte.
    Die Tür öffnete sich.
    Er konnte seine Frau in der Küche hin und her gehen sehen. »Madge, ich bin’s!« rief er.
    Madge antwortete nicht. Ihre Bewegungen waren ganz normal. Jimmy saß am Tisch, spielte mit einem Glas Limonade und flüsterte mit sich selbst.
    »Ich –«, begann Herr Minchell.
    »Jimmy, steh auf und geh ins Badezimmer, hörst du? Ich habe das Wasser für dich eingelassen.«
    Jimmy brach in Tränen aus. Er sprang vom Stuhl und rannte an Herrn Minchell vorbei ins Schlafzimmer. Krachend fiel die Tür ins Schloß.
     
    »Madge.«
    Madge Minchell kam ins Zimmer – müde, abgezehrt und schwerfällig. Ihre Augen bewegten sich nicht.
    Sie ging in das Schlafzimmer; es folgte eine kurze Stille und danach ein scharfes klatschendes Geräusch und Geschrei.
    Herr Minchell lief ins Badezimmer; er versuchte, sein Entsetzen zu dämpfen. Er verschloß die Tür und wischte sich mit dem Taschentuch die Stirn. Lächerlich, dachte er, lächerlich! lächerlich! Ich benehme mich wie ein verdamm ter Narr. Ich brauche nur in den Spiegel zu sehen und –
    Er fuhr sich mit dem Taschentuch an den Mund. Der Atem stockte ihm.
    Dann wußte er, daß er Angst hatte.
    Denk doch mal ganz ruhig darüber nach, Minchell: warum solltest du eigentlich nicht verschwinden?
    »Junger Mann, warte du nur, bis dein Vater kommt!«
    Er hielt das Taschentuch fest auf den Mund gepreßt und lehnte sich erschrocken gegen die Tür.
    Was willst du damit sagen – verschwinden?
    Los, sieh es dir doch an. Dann wirst du schon verstehen, was ich meine.
    Er versuchte zu schlucken, es gelang ihm aber nicht. Er versuchte seine Lippen anzufeuchten, aber sie blieben trocken.
    »Großer Gott –«
    Er runzelte die Stirn, ging zum Spiegel und schaute hinein.
    Seine Augen weiteten sich.
    Der Spiegel warf nichts zurück. Er war trüb, grau und leer.
    Herr Minchell starrte auf das Glas, fuhr mit der Hand darüber und zog sie hastig wieder zurück.
    Wieder kniff er die Lider zusammen und starrte gebannt auf die Scheibe. Dort machte er jetzt eine Gestalt aus: unbestimmt, vage, konturenlos. Aber eine Form.
    »Großer Gott«, sagte er. Plötzlich verstand er, warum das Mädchen im Fahrstuhl ihn nicht gesehen, und warum F. J. ihm nicht geantwortet hatte, warum der Verkäufer im Kaufhaus, der Barmixer und Madge …
    »Ich bin nicht tot.«
    Natürlich bist du nicht tot – nicht So jedenfalls.
    »– dein Versteck, Jimmy Minchell, wenn er nach Hause kommt –«
    Herr Minchell drehte sich auf dem Absatz herum und schob den Riegel der Tür zurück. Er rannte aus dem dampfenden Bad, quer durchs Wohnzimmer, die Treppen hinunter, hinaus auf die Straße, in die kühle Nacht.
    Ein paar Häuserblocks weiter verlangsamte er seine Schritte.
    Unsichtbar! Immer wieder sprach er das Wort vor sich hin. Und er versuchte, des Entsetzens, das in seinen Beinen, seinem Kopf saß und ihn ganz und gar ausfüllte, Herr zu werden.
    Warum?
    Eine dicke Frau mit einem kleinen Mädchen ging an ihm vorbei. Keine von beiden blickte auf. Er wollte einen Schrei ausstoßen, beherrschte sich aber. Nein! Das würde nichts ändern. Es bestand gar kein Zweifel mehr. Er war unsichtbar.
    Er ging weiter, und dabei kamen ihm langvergessene Dinge in den Sinn. Sie wirbelten durch seinen Kopf und vergingen schnell wieder. Er konnte sie nicht festhalten. Er konnte nur beobachten und sich erinnern. An sich

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