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20 Science Fiction Stories

20 Science Fiction Stories

Titel: 20 Science Fiction Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse
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hinaus. Jetzt hat er mich schon gesehen, dachte er. Sollte er irgendwelche Fragen stellen, sage ich einfach, daß ich es nicht mit auf die Stempelkarte gesetzt hätte; das dürfte ihn zufriedenstellen …
    Er nickte und lächelte dem großen Mann zu. »Gute Nacht, Herr Diemel.«
    Der Mann blickte kurz auf und blinzelte mit den Augen.
    Herr Minchell fühlte, wie sich ein brennendes Gefühl auf seinem Gesicht ausbreitete. Er eilte die Straße entlang. Wieder durchfuhr ihn dieses Gefühl, er erinnerte sich, daß er seit zehn Jahren nicht mehr direkt mit F. J. Diemel gesprochen hatte, außer einem gelegentlichen ›Guten Morgen‹.
    Kalte Schatten fielen von den hohen Gebäuden auf die Straße. Wie Steinfiguren schob sich die Menschenmenge die Gehsteige entlang, erschöpft, aber zielsicher. Herr Minchell betrachtete sie. Sie bewegten sich mit einer gewissen Unauffälligkeit, und plötzlich schien es ihm, als liefen alle, selbst die Kinder, vor einem furchtbaren Verbrechen davon. Ausdruckslos drängten sie weiter.
    Aber sie blickten ihn nicht an, stellte Herr Minchell fest. Eher durch ihn hindurch. So wie es das Mädchen im Fahrstuhl getan hatte, und F. J.! Hatte ihm überhaupt jemand gute Nacht gewünscht?
    Er schlug den Mantelkragen hoch und ging nachdenklich auf die Drogerie zu. Er war siebenundvierzig Jahre alt. Nach den allgemeinen Berechnungen über die Lebensdauer hatte er noch siebzehn oder achtzehn Jahre zu leben. Und danach kam der Tod.
    Wenn ich nicht schon tot bin!
    Er blieb einen Augenblick stehen und mußte an eine Geschichte denken, die er einmal in einer Zeitschrift gelesen hatte. Irgend etwas über einen Mann, der stirbt und dessen Geist dann seine Pflichten aufnimmt und erfüllt; jedenfalls wußte der Mann nicht, daß er tot war. Und am Ende der Geschichte begegnete er seinem eigenen Leichnam.
    Ziemlich absurd! Er sah an seinem Körper hinab. Geister tragen keine Anzüge für 36 Dollar, sie haben auch keine Mühe, eine Tür aufzustoßen, und sie verspüren auch keine Schmerzen in den Hühneräugen – was ist eigentlich heute mit mir los?
    Er schüttelte den Kopf.
    Natürlich lag alles an dem Rechnungsstreifen und der Tatsache, daß heute sein Geburtstag war. Deshalb benahm er sich so komisch. Er betrat das Kaufhaus. Es war viel Betrieb. Er steuerte auf den Zigarrenstand zu und versuchte, sich durch das Gedränge nicht irritieren zu lassen. Als er in die Tasche griff, um das Geld herauszuholen, drängte sich ein kleiner Mann vor ihn und rief laut: »Geben Sie mir zwei Fünfcentstücke, ja?« Der Kassierer brummte und legte ein paar Geldstücke auf den Tisch. Der kleine Mann drängte sich durch die Menge davon. Andere nahmen seinen Platz ein. Herr Minchell zwängte seinen Arm bis zum Ladentisch vor und sagte: »Ein Päckchen Luckies, bitte.« Der Verkäufer griff nach einem Zellophanpäckchen, wobei er in eine ganz andere Richtung starrte. »Zweisechzig«, rief er. Herr Minchell schob die abgezählte Summe auf die Glasplatte. Der Verkäufer legte das Päckchen genau daneben und nahm das Geld mit flinken Fingern. Er hob den Blick nicht ein einziges Mal.
    Herr Minchell steckte die Zigaretten ein und verließ den Laden. Trotz des kühlen Windes schwitzte er jetzt leicht. »Lächerlich«, durchfuhr es ihn. »Absolut lächerlich. Und trotzdem«, dachte er, »stimmt es denn etwa nicht? Kannst du denn beweisen, daß der Mann dich gesehen hat? Oder daß dich irgend jemand heute abend gesehen hat?«
    Schwer atmend ging er weiter, immer in Richtung Untergrundbahn. Dann betrat er eine Bar. Ein kleines Gläschen würde nichts schaden, ein ganz kleiner steifer Schnaps.
    Die Bar war düster und nicht sehr warm, aber sie war voll. Herr Minchell setzte sich auf einen Barhocker und faltete die Hände. Der Barmixer unterhielt sich mit einer alten Frau, und ab und zu lachte er herzhaft. Herr Minchell wartete. Minuten vergingen. Manchmal blickte der Barmixer in seine Richtung, aber nichts sprach dafür, daß er seinen neuen Kunden entdeckt hatte.
    Herr Minchell sah auf seinen alten grauen Mantel, die billige geblümte Krawatte, den geschlissenen Stoff seines Anzugs und wurde gewahr, wie sehr er seine äußere Erscheinung haßte. Er saß auf dem Hocker und verabscheute sein Äußeres, und das tat er eine lange Zeit. Dann blickte er sich um. Der Barmixer putzte geruhsam ein Glas.
    Also gut. Dann nicht. Dann gehe ich eben woanders hin!
    Er rutschte vom Hocker. Als er sich umdrehen wollte, sah er die Spiegelwand, rosa umrahmt

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