20 Science Fiction Stories
verneinte es.«
»Das war keine Frage, die man einem Mann stellt!« fuhr Thorgunna auf. »Er hätte dich dafür erschlagen sollen!«
»Das hätte er in der Tat sollen«, lachte Grim. »Aber laß mich weiter erzählen. Ich dachte, wir könnten deine Brücke über den Graben reparieren. Nun – mit einer Säge kann er gerade noch ein wenig umgehen, aber mit dem Breitbeil hätte er sich fast den eigenen Fuß abgeschlagen.«
»Wir benutzen solche Handwerkzeuge überhaupt nicht bei uns, das habe ich euch doch schon gesagt!« Gerald ballte die Fäuste und war den Tränen nahe.
Ich wies meine Gäste an, Platz zu nehmen. »Schätze, du kannst auch kein Schwein schlachten und braten«, sagte ich zu ihm.
»Nein.« Ich konnte seine Stimme kaum vernehmen.
»Nun denn, Mann … was kannst du überhaupt?«
»Ich –« Er bekam kein Wort heraus.
»Du warst doch ein Krieger«, kam ihm Thorgunna zu Hilfe.
»Ja – das war ich!« stimmte er zu, und sein Gesicht leuchtete auf.
»Wenig nutze in Island, wenn du keine anderen Fähigkeiten hast«, brummte ich, »aber wenn du vielleicht eine Passage nach den Ostländern kriegst, nimmt dich dort ein König in seine Wache auf.« Im Stillen zweifelte ich daran; denn ein Wachmann muß Manieren haben, die seinem Meister Ehre machen; aber ich brachte es nicht übers Herz, das offen auszusprechen.
Ketill Hjalmarson mochte es ganz offensichtlich nicht, daß Thorgunna so dicht bei Gerald stand und sich für ihn einsetzte. Jetzt lächelte er höhnisch und sagte: »Ich zweifle sogar daran, ob du überhaupt kämpfen kannst.«
»Darin bin ich ausgebildet«, antwortete Gerald wütend.
»Willst du mit mir ringen?« fragte Ketill.
»Gern!« fauchte Gerald.
Was soll man sich da noch denken? Je älter ich werde, um so weniger finde ich das Leben so, wie du es siehst, Priester: wir sind alle irgendwie Grau in Grau. Dieser nutzlose Bursche, dieser geistlose Tölpel, den man sogar fragen konnte, ob er Weiberarbeit verrichtet, ohne daß er die Axt hob, ging mit Ketill Hjalmarson hinaus in den Hof und warf ihn dreimal wie spielend auf den Boden. Es war irgendein Trick dabei, wie er die Kleider packte, wenn Ketill gerade angreifen wollte … Ich machte dem Kampf ein Ende, als die Jungen in mörderische Rage gerieten, lobte sie beide und füllte die Bierhörner. Aber Ketill brütete den ganzen Abend mißmutig auf seiner Bank vor sich hin.
Gerald sagte etwas über eine Pistole, die er machen wollte. Es sollte eine größere werden, eine Kanone nannte er es, und sie sollte angeblich Schiffe versenken und ganze Heere auseinandersprengen. Er würde die Hilfe von Schmieden brauchen, und verschiedene andere Dinge. Holzkohle war leicht aufzutreiben, und Schwefel gab es in der Vulkangegend, aber was ist dieser Salpeter?
Da ich inzwischen schon ziemlich mißtrauisch geworden war, fragte ich ihn genau, wie er solch ein Ding machen wollte. Wußte er, wie man das Pulver mischen mußte? Nein, gab er zu. Wie groß würde die Pistole sein? Als er es mir sagte – wenigstens so lang wie ein ausgewachsener Mann –, lachte ich und fragte, wie solch ein großes Stück denn geschnitten oder gebohrt werden sollte, selbst wenn wir tatsächlich so viel Eisen zusammenkratzen könnten. Das wußte er auch nicht. »Ihr habt nicht die Werkzeuge, um die Werkzeuge, mit denen man Werkzeuge herstellt, zu machen«, sagte er. Ich weiß nicht, was er damit gemeint haben könnte. »Gott stehe mir bei. Ich kann nicht tausend Jahre Geschichte ganz allein und für mich durchgehen.«
Er zog den letzten seiner kleinen Rauchstäbe hervor und zündete ihn an. Helgi hatte früher schon einmal einen Zug probiert, wonach ihm schlecht geworden war, trotzdem blieb er ein Freund Geralds. Nun schlug mein Sohn vor, am nächsten Morgen ein Boot zu nehmen und hinauf nach Ice Fjord zu fahren, wo ich noch etwas Geld ausstehen hatte, das ich kassieren wollte. Hjalmar und Ketill boten sich an, uns zu begleiten, und Thorgunna bat mich so eindringlich, daß ich es ihr auch erlaubte.
»Eine üble Sache«, murmelte Sigurd.
»Jeder weiß, daß es Unglück bringt, wenn eine Frau mit auf dem Schiff fährt.«
»Wie hat dann dein Vater eine Frau mit auf unsere Insel geschafft?« grinste ich.
Jetzt wünsche ich, ich hätte auf ihn gehört. Er war kein sehr gescheiter Mann, aber manchmal wußte er, wovon er sprach.
Ich besaß zu dieser Zeit die Hälfte eines Schiffes, das nach Norwegen fuhr und dort Schafwollballen gegen Holz eintauschte. Das war ein
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