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20 Science Fiction Stories

20 Science Fiction Stories

Titel: 20 Science Fiction Stories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse
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daherschaukelt, würde von jedem Wikinger von hier bis Jomsborg überfallen werden. Und was die Sache betrifft, daß du das Schiff auf dem Wasser läßt, während du an Land ein Lager aufschlägst – was wolltest du dort als Schutz nehmen oder zur Verteidigung, falls du eingeschlossen wirst?«
    Geralds Gesicht wurde immer länger. Sanft sagte Thorgunna zu ihm: »Manche Leute haben nicht den Mut, irgend etwas Neues auszuprobieren. Ich finde, daß es eine ausgezeichnete Idee ist.«
    Er lächelte ihr müde zu und faßte Mut, über ein Mittel zu sprechen, mit dem man immer, selbst bei Nebel, den Norden finden konnte. Er sagte, daß es Steine gäbe, die immer nach Norden zeigten, wenn man sie an einen Faden hängt. Ich erwiderte ihm darauf freundlich, daß ich sehr daran interessiert sei, wenn er mir ein paar von diesen Steinen besorgen könnte. Oder wenn er wisse, wo es solche Steine gäbe, könnte ich einen Händler bitten, mir einen zu besorgen. Aber er wußte es nicht und verfiel in Schweigen. Ketill öffnete schon den Mund, um etwas von sich zu geben, als ihn ein so scharfer Blick Thorgunnas traf, daß er ihn sogleich wieder zumachte. Aber sein Gesichtsausdruck zeigte deutlich, daß er Gerald für einen Lügner hielt.
    Der Wind drehte sich nach einer Weile gegen uns, so daß wir den Mast niederließen und uns an die Ruder setzten. Gerald war stark und auch hilfsbereit, aber ungeschickt; und seine Handflächen waren so zart, daß sie bald zu bluten begannen. Ich bot ihm eine Ruhepause an, aber er blieb störrisch bei der Arbeit.
    Als ich ihn so beobachtete, wie er vor und zurückruckte, die Hände an den nassen und von seinem Blut rot gefärbten Rudern, dachte ich viel über ihn nach. Alles, was er bisher angepackt hatte, war falsch – das dachte ich mir damals, als ich die Zukunft noch nicht kannte –, und die Art, wie Thorgunna ihn anblickte, gefiel mir auch nicht. Er war nicht der richtige Mann für meine Tochter – ohne Land, ohne Geld und hilflos. Trotzdem konnte ich mir nicht verhehlen, daß ich ihn mochte. Ob nun seine Geschichten wahr waren oder nicht, ich hatte das Gefühl, daß er es ehrlich meinte. Und auf alle Fälle lag in seinem Erscheinen bei uns etwas Seltsames. Ich bemerkte die Schnitte, die er sich mit meinem Rasierer am Kinn zugezogen hatte; er hatte behauptet, er sei an diese Art des Rasierens nicht gewöhnt und ließe sich einen Bart wachsen. Ich begann mich zu fragen, wie ich mich wohl ausgemacht hätte, wenn ich in diesem verhexten Land seiner Träume gelandet wäre, für ewig von meiner Heimat getrennt. Vielleicht war es das, was Thorgunnas Herz so für ihn einnahm. Frauen sind seltsame Geschöpfe, Priester, und du, der du dich nicht um sie kümmerst und sie so sein läßt, wie sie nun mal sind, verstehst sie vielleicht genauso wenig wie ich, der mit einem halben Hundert in sechs verschiedenen Ländern geschlafen hat. Ich glaube, daß sie sich selbst nicht verstehen. Geburt, Leben und Tod, das sind die großen Mysterien, die niemand ergründen wird, und eine Frau steht ihnen näher als ein Mann.
    Der schlechte Wind versteifte sich, die See unter den niedrigen schweren Wolken wurde grau und bewegt, und es sah für uns nicht gerade günstig aus. Bei Sonnenuntergang konnten wir nicht mehr rudern, und wir steuerten auf eine kleine unbewohnte Bucht zu, in der wir, so gut es auf dem Sand ging, ein Lager aufschlugen.
    Wir hatten Feuerholz und Eingemachtes mitgenommen. Gerald erwies sich trotz seiner Trübsal als nützlich: seine kleinen Stäbchen zündeten die Flamme leichter als Feuerstein und Stahl. Thorgunna kochte das Essen. Das Boot schützte uns nicht gegen den heulenden Wind; ihr Umhang schlug wie ein Flügel, und ihr Haar flatterte wild über den züngelnden Flammen. Es war eine helle Nacht, der Himmel hatte die Farbe eines staubigen Blaus, und die See wirkte wie eine Metallplatte. Wir Männer duckten uns in unsere Umhänge, hielten die klammen Hände über das Feuer und sprachen nur wenig.
    Ich fand, daß uns etwas Erheiterung guttun würde, und bot ein Faß meines besten und stärksten Biers an. Ein böser Gott ließ mich das tun, aber niemand entrinnt seinem Schicksal. Unsere Bäuche waren leer, als unsere Nasen in dem Schaum des reihumgehenden Krugs versanken, und das Bier stieg uns bald zu Kopf. Ich erinnere mich, das Totenlied von Ragnar Hairybreeks deklamiert zu haben, ohne einen besonderen Grund dafür angeben zu können.
    Gerald taumelte und stürzte, und Thorgunna beugte sich

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