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200 - Die Suche beginnt

200 - Die Suche beginnt

Titel: 200 - Die Suche beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell und Michael Schönenbröcher
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noch immer über die Gabe des Lauschens verfügte – wie war das zu erklären?
    Lag es womöglich an der Flüssigkeit, mit der die Anangu ihren Körper getränkt hatten und die tödlich für den Wandler war? Gut möglich.
    Woran auch immer es liegen mochte – sie konnte noch lauschen, und sie spürte, dass diese Gabe sich noch als unschätzbarer Vorteil gegenüber ihrem unberechenbaren Sohn erweisen könnte.
    »Hey, Prinz Victorius!« Daa’tan huschte zu dem Afraner an den Heizkessel. »Du bringst uns jetzt in deine Heimat zu den fliegenden Städten! Du fliegst uns über das weite Meer, und wenn wir gelandet sind, werde ich sofort ausprobieren, ob die Pflanzen mir noch gehorchen. Hast du verstanden?«
    »Victorius hat verstanden.«
    Da war etwas in der Stimme des dunkelhäutigen Prinzen, das Aruula aufhorchen ließ. Ein Unterton, der ihr eine Spur zu untertänig klang. Sie legte die Stirn an das eisige Fenster. Draußen war es inzwischen Nacht geworden. Sie schloss die Augen und tastete sich in Victorius’ Geist hinein.
    Sie spürte einen großen Widerwillen. Nicht gegen sie, sondern gegen Daa’tan. Victorius verabscheute ihn und den Daa’muren. Und er hielt einen für gefährlicher als den anderen.
    Aruula erlauschte, was der Prinz wirklich dachte: Er war fest entschlossen, Daa’tans Befehl nicht zu befolgen.
    Um keinen Preis wollte er diese beiden mörderischen Kreaturen in seine Heimat fliegen. Sie würden über das Reich seines Vaters, des Kaisers Rozier, herfallen.
    Daa’tan hatte es kurz vor ihrem Aufbruch bereits angekündigt.
    Doch wohin wollte er dann fliegen, wenn nicht an den See, der bei seiner Namensgebung Pate gestanden hatte?
    Die Frau von den Dreizehn Inseln konzentrierte sich mit aller Kraft auf die Gedanken des Prinzen. In seinem Geist nahmen Bilder deutlichere Konturen an. Aruula sah einen Meeresarm. Sie sah tiefblaues Wasser, sie sah ein riesiges Flussdelta, und sie sah gigantische dreieckige Bauten, die Victorius in seinen Gedanken Pyramiden nannte.
    ***
    Aruula…
    Ein Gefühl der Wärme zog durch Matts Bewusstsein.
    Hatte ihn die Erinnerung an den Tag, der sein ganzes früheres Leben abrupt beendete, wie in einen dunklen Strudel hinab gezogen, so war der Gedanke an seine Geliebte ein leuchtender Ankerpunkt in der Finsternis, und die Rückschau auf ihr erstes Zusammentreffen ließ ihn die Nähe des Todes überwinden.
    So wie sie ihm damals geholfen hatte, das Unfassbare zu akzeptieren: dass er einen Zeitsprung über ein halbes Jahrtausend gemacht hatte und in einer fremden neuen Welt voller Gefahren gelandet war.
    Bruchgelandet, um genau zu sein, getrennt von seinen Kameraden, auch von Smythe, der mit dem Schleudersitz ausgestiegen war. Ihn sollte er später wieder treffen; der Verstand des Professors hatte sich vollends verwirrt und er strebte die Weltherrschaft an. Dass Matt ihn daran hinderte, machte ihn zu seinem Erzfeind. Auch Jenny Jensen hatte überlebt. Er traf sie später als Königin eines Amazonenstammes wieder und musste alten Ritualen zufolge mit ihr schlafen, um sein Leben zu retten.
    Es bedeutete ihnen beiden nichts, doch er liebte die Tochter, die aus dieser Vereinigung hervorgegangen war: Ann. Eigentlich hätte er sich als Vater um sie kümmern müssen, doch als er Jenny wieder traf, waren schon zweieinhalb Jahre vergangen und die Daa’muren, deren Geister in dem Kometen gesteckt hatten, bedrohten die Erde. Matt Drax stellte sein Wissen in den Dienst der Allianz – ein Bund überlebender Bunkerzivilisationen vom Weltrat in den ehemaligen USA bis zur Bunkerliga in Russland.
    Aruula, die ihn bei der ersten Begegnung »Maddrax« genannt hatte, war die ganze Zeit über bei ihm geblieben, hatte den Stamm verlassen, mit dem sie durch Euree – wie Europa jetzt genannt wurde – gezogen war und ihm als Gefährtin und Kämpferin zur Seite gestanden. Er liebte sie wirklich und von ganzem Herzen. Ohne sie hätte er nicht einmal die ersten Wochen überlebt.
    »Die Taratzen hätten dich zerrissen«, sagte Aruulas Gesicht und zog seine Aufmerksamkeit auf sich. »Schau nicht in das Licht. Dahinter wartet der allmächtige Wudan auf dich. Aber ich brauche dich hier, in der Welt der Menschen!«
    Matts Verstand versuchte das Wort »Taratzen« zu begreifen. Was… ah, richtig, die halbintelligenten Riesenratten! Eine von unzähligen Mutationen, die plötzlich die neue, fremde Erde beherrscht hatten. Neben den Wulfanen, Siragippen, Guuls, Andronen, Fleggen, Eluus, Gerulen, Bateras,

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