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20.000 Meilen unter den Meeren

20.000 Meilen unter den Meeren

Titel: 20.000 Meilen unter den Meeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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geblieben war, in den Salon, legte den Finger auf die Karte und sagte : »Vanikoro.«
    »Wir fahren nach Vanikoro?«
    »Wir sind schon da.«
    Vanikoro war ein magischer Name für mich, denn hier endete 1785 das Leben des Weltumseglers La Pérouse. Er fuhr mit den Korvetten Boussole und Astrolabe ab und kehrte nie zurück. Sechs Jahre später beginnt die Suche: Bruni d’Entrecasteaux legt mit der Recherche und der Espérance von Brest los, sucht die Südsee ab und fährt auch bei Vanikoro vorüber, ohne Spuren von La Pérouse zu entdecken. Seine Fahrt war fruchtlos, sie brachte ihm und einigen seiner Männer den Tod, sonst nichts. 1824 findet Captain Dillon, ein ganz alter Pazifik-Routinier, die ersten Spuren: Auf Tikopia kauft er einen silbernen Degengriff aus Frankreich. 1827 bekommt er ein Schiff, eine neue Recherche , ankert noch im gleichen Jahr vor Vanikoro und sammelt Eisengeräte, Anker, Steinböller, 18-Pfünder, Instrumententrümmer und eine Bronzeglocke, Bazin fecit , Reste von La Pérouses Expedition. Im Jahr darauf wird er von Karl X. recht freundlich empfangen. Inzwischen ist Dumont d’Urville mit seiner Astrolabe zur Suche aufgebrochen, ohne von Dillon zu wissen. Er kommt nach Tikopia, nachdem Dillon schon wieder abgereist ist: im Februar 1828. Nach langen Verhandlungen bringt er die Eingeborenen, die ihn für einen Rächer halten, dazu, ihm den Ort des Schiffsbruchs zu zeigen. Er lässt einiges Gerät bergen und erfährt, dass La Pérouse nach dem Unglück ein weiteres Schiffchen habe zimmern lassen, wieder aufgebrochen sei und wieder gescheitert …
    Aber wo? Inzwischen hat man in Frankreich bemerkt, dass d’Urville von Dillon nichts weiß, und schickt ihm die Bayonnaise unter Legoarant de Tromelin hinterher. Der soll ihn informieren, aber als er vor Vanikoro ankommt, ist die Astrolabe schon Monate wieder fort …
    »Und wo La Pérouses drittes Schiff unterging, weiß man bei Ihnen da oben noch nicht?«, fragte mich der Kapitän.
    »Nein.«
    »Kommen Sie mit!«
    Er ließ, als wir im Salon saßen, die Nautilus auf Tauchstation gehen und die Fensterplatten öffnen. Unter Korallen versenkt, mit Algen überzogen und von Fischen durchlebt, lagern dort die Trümmer der vermissten Schiffe. »Der Kommandant La Pérouse fuhr am 7. Dezember 1785 mit seinen Schiffen Boussole und Astrolabe ab«, sagte der Kapitän. »Er ankerte zunächst in der Botany-Bay, besuchte den Freundschafts-Archipel und Neukaledonien. Dann wandte er sich nach Santa Cruz und seine Schiffe gerieten auf die ihm unbekannten Riffe von Vanikoro: hier. Die Boussole , die voranfuhr, blieb als Erste stecken. Die Astrolabe kam ihr zu Hilfe und scheiterte ebenfalls. Die Eingeborenen nahmen die Schiffbrüchigen freundlich auf und halfen ihnen, ein neues Schiff zu bauen. Nicht alle Matrosen fuhren wieder mit. So ertranken nicht alle, als La Pérouses neues Schiff vor den Salomoninseln unterging, zwischen dem Kap der Enttäuschung und dem Kap der Befriedigung.«
    »Woher kennen Sie die Stelle?«
    Der Kapitän entnahm einer der Kommoden im Salon eine kleine Blechbüchse, die das Salzwasser schon angefressen hatte. Darinnen lagen die Originalbefehle des Marineministers für La Pérouse, mit Marginalien versehen von Ludwig XVI.
    »Ein schöner, echter, guter Tod für einen Seemann«, sagte Nemo. »Das Meer, Aronnax, bringt denen da oben den Tod. Aber es ist ein Lebenselement für Myriaden Tiere. Und mich.«

12. Kapitel
    Den Neujahrswunsch am Morgen des 1. Januar 1868 überbrachte mir Conseil, während wir durchs Korallenmeer fuhren. Wir hatten seit unserer Abreise 11 340 sm zurückgelegt. »Ein gutes neues Jahr!« Was war darunter zu verstehen? Die Wiedergewinnung des Festlandes, womöglich in europäischen Breiten? Oder ein Jahr voller weiterer Abenteuer an Bord der Nautilus? Ich wusste nicht, was mir lieber war.
    Am 4. Januar bekamen wir die Küste von Neuguinea in Sicht. Vom Kapitän erfuhr ich, dass er die Nautilus durch die Torresstraße bringen wolle. Diese Meerenge ist eine Kleinstinselwelt voller Riffe zwischen Australien und Neuguinea und ich könnte nicht sagen, was sie unter Seefahrern berüchtigter macht: die gefährlichen Klippen oder die wilden Eingeborenen. Unzählige Inselchen, Riffe, Klippen, Korallenbänke und Felsen stellen hier Anforderungen an den Steuermann wie sonst kein Punkt des ganzen Erdballs. Nemo traf deshalb auch die größten Vorsichtsmaßregeln: Er ließ die Nautilus auftauchen und mit verhaltenem Tempo durch die

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