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20.000 Meilen unter den Meeren

20.000 Meilen unter den Meeren

Titel: 20.000 Meilen unter den Meeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Untiefen gleiten. Das Steuer hatte er selbst übernommen. Ned Land, Conseil und ich verfolgten die Passage von der Plattform aus mithilfe einer der vortrefflichen Karten von Vincendon Dumoulin und Coupvent-Desbois – sie und die Karten des Kapitäns King sind die einzige Rettung in diesem Gewirr.
    Das Meer um die Nautilus herum schien zu kochen. Bei einer Wellengeschwindigkeit von 2,5 kn brach die Strömung von Südost nach Nordwest klatschend an den überall aufragenden Felsnasen.
    »Dieser verdammte Kapitän muss seiner Sache sehr sicher sein«, brummte Ned Land, »denn ich sehe da einige Korallenspitzen, die seinem komischen Apparat durchaus gefährlich werden könnten.«
    Aber der dunkle Stahlkörper glitt vorwärts und stieß nirgends an, Nemo wechselte geschickt und häufig seinen Kurs und fuhr einen Zickzack, den er offenbar früher schon erkundet hatte.
    Er schien diesen Klippentanz auf die Spitze treiben zu wollen, denn plötzlich steuerte er die Insel Tound und den Bösen Kanal an. Darin waren die beiden Korvetten gescheitert, mit denen Dumont d’Urville 1840 hier durchzukommen versuchte. Aber kurz vorher drehte Nemo wieder ab und hielt jetzt auf die Insel Queboroar zu. Es war 15 Uhr, die Flut fast auf dem Höhepunkt, Queboroar keine 2 sm von uns entfernt, als mich ein Stoß zu Boden warf und die Nautilus stillstand.
    Als ich mich wieder erhob, sah ich, dass Nemo mit seinem Ersten Offizier an Deck stand und die Lage beriet. Wir saßen auf einem Korallenriff fest, und das in einem Meer, wo es zwischen Ebbe und Flut kaum einen Niveauunterschied gibt. Der Rumpf unseres Schiffes hatte keinen Schaden genommen, aber wir waren bewegungsunfähig. Fest sitzend auf diesem Riff, konnte auch der fantastische Apparat des Herrn Nemo plötzlich lächerlich werden. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, und fragte den Kapitän: »Ein Unfall?«
    »Ein Zwischenfall«, antwortete er.
    »Der Zwischenfall kann bedeuten, dass Sie Ihren Schwur brechen und an Land gehen müssen«, sagte ich.
    Nemo sah mich kalt und fremd an.
    »Sie werden Ihre Wunderreise durch den Ozean schon noch erleben, werter Herr. Die Nautilus befindet sich nicht in der geringsten Gefahr. In der Torresstraße gibt es, was Ihnen neu sein wird, Flutunterschiede bis zu 1,5 m Höhe. In fünf Tagen, am 9. Januar, ist übrigens Vollmond. Sie sehen: Ich brauche die Hilfe der Erde nicht, Genosse Mond wird mich schon liften.«
    Der Kapitän würdigte mich keines weiteren Wortes, sondern stieg hinab.
    »Na, was sagt er?«, fragte Ned Land. »Will er den Kasten verschrotten?«
    »Nein. Er wartet auf den Mond.«
    »Auf den Mond?«
    »Auf den Mond und auf die Flut, die ihn wieder freisetzen soll.«
    Der Kanadier wusste zuerst nicht, was er antworten sollte. Dann brüllte er: »So ein verfluchter Hund! Dem fällt doch immer noch was ein! Aber ich will Ihnen was sagen, Professor: So nah kommt das Land nicht wieder zu uns heran – wir fliehen.«
    »Das würde ich Ihnen gerade in diesen Breiten nicht raten, Meister«, sagte ich. »Die Wilden von Papuasien sind die wildesten. Außerdem können wir das immer noch versuchen, wenn die Nautilus nicht wieder flott wird. Einverstanden?«
    Der Kanadier fügte sich widerwillig, blieb aber doch dabei, wenigstens einen Landausflug zu versuchen, um auf einiges essbares Fleisch Jagd zu machen.
    Ich dachte, der Kapitän Nemo würde seine Zustimmung dazu verweigern, aber ich hatte mich getäuscht. Wir erhielten das Boot ohne Zögern und er mahnte uns nicht mit einem Wort daran, dass wir seine Gefangenen seien. So fuhren wir drei Tage hintereinander am frühen Morgen zur Insel Queboroar, durchstreiften die Wälder, fingen Kleintiere und sammelten Früchte ein. Ned Lands Ernährungseifer war nicht zu übertreffen. Er schlug uns Kokosnüsse auf, damit wir die Milch trinken konnten, buk über einem Feuerchen Brot aus den Früchten des Brotfruchtbaumes, fällte und enthäutete Sagobäume und erlegte am letzten Tag sogar ein Waldschwein und einige Kängurus mit seinen elektrischen Kugeln.
    Wir fühlten uns wohl, als wir abends am Strand bei unserem Boot saßen und das Fleisch dieser Tiere brieten. Mit Kokosmilch, Mangofrüchten, Sagopastete, Ananas, Brotschnitten und einigen Waldtauben als Beilage genossen wir ein vortreffliches Mahl.
    »Und wenn wir nicht mehr auf die Nautilus zurückkehrten?«, sagte Ned Land plötzlich in das wohlige Schmatzen und wir schauten uns betroffen an.
    In diesem Augenblick fiel ein Stein neben unserem Feuerplatz

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