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20.000 Meilen unter den Meeren

20.000 Meilen unter den Meeren

Titel: 20.000 Meilen unter den Meeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Todeszuckungen setzten augenblicklich ein und nahmen ein so gewaltiges Ausmaß an, dass Conseil und ich zu Boden geworfen wurden. Ich sah noch, wie der Kapitän sich den Taucheranzug vom Leib riss, den Helm auch – Ned Land half ihm dabei –, dann den Inder griff und sich mit ihm wuchtig zur Oberfläche abstieß.
    Ned Land winkte uns jetzt, ihm zu folgen, nahm den Gummianzug des Kapitäns und brachte uns in kürzester Zeit in unser Boot zurück. Wir waren kaum drin, da legten die Ruderer los, auf das Fahrzeug des Fischers zu.
    Als wir ankamen, schlug der dunkelhäutige Mensch gerade die Augen auf. Die Wiederbelebungsversuche des Kapitäns hatten also Erfolg gehabt. Auf seinem Gesicht malte sich entsetzlicher Schrecken, er begann, unverständlich zu stammeln. Da merkte ich erst, dass wir unsere Kupferhelme noch trugen, und ich denke, wir werden dem Ärmsten etwas übermenschlich vorgekommen sein. Nemo stand jetzt auf, griff in die Tasche und zog ein Säckchen Perlen heraus. Das drückte er dem Inder in die Hand, dann sprang er zu uns ins Boot herüber und gab den Befehl, zur Nautilus zurückzukehren. Wir legten unsere Anzüge ebenfalls ab.
    »Schönen Dank, Meister«, sagte der Kapitän zu Ned Land.
    »Meine Pflicht und Schuldigkeit, Kapitän!«
    Und ich sah nach diesen Worten ein kleines Lächeln auf den bleichen Lippen des Kapitäns.
    Inzwischen waren bereits mehrere Haifische beim treibenden Leichnam des großen Tieres versammelt und sie knackten mit ihren sechs Reihen Zähnen die Kiefer des Kollegen. Um 8.30 Uhr langten wir wieder auf der Nautilus an.
    Ich war einmal mehr über das Wesen und das Handeln dieses Menschen Nemo verwundert und ich sprach ihn schließlich auf das Abenteuer mit dem Inder an.
    »Was die Welt Ihnen auch getan hat, Kapitän: Sie hat es nicht fertiggebracht, Ihr Herz vollkommen abzutöten.«
    »Er ist ein Landsmann gewesen«, sagte Nemo
    Das erstaunte mich dann doch. »Ein Landsmann?«
    »Dieser Inder«, sagte der Kapitän, »lebt in einem Land der Unterdrückung. Und alle unterdrückten Menschen, wo immer sie leben mögen, sind auch Angehörige dieses Landes Indien und deshalb werde ich als Unterdrückter bis zu meinem letzten Atemzug stolz sagen: Ich bin ein Inder!«

17. Kapitel
    Als die Nautilus am 30. Januar zum Luftholen wieder an die Oberfläche kam, hatten wir kein Land mehr in Sicht. Der Karte entnahm ich, dass wir Kurs auf den Golf von Oman hatten, der den Eingang zum Persischen Golf bildet und die Arabische Halbinsel vom asiatischen Festland trennt.
    »Wohin führt er uns?«, fragte Ned Land. »Doch nicht etwa in den Persischen Golf? Da kommt er ja nicht wieder heraus.«
    »Ich glaub’s auch nicht. Ich denke vielmehr, dass er mit uns ums Kap der Guten Hoffnung fahren will.«
    »Und dann?«
    »Dann in den Atlantik hinein und hindurch.«
    »Und dann?«
    »Na, dann wieder in den Pazifik hinein und hindurch, Meister, Sie fragen ja immer noch so, als mache Ihnen diese Reise nicht das geringste Vergnügen!«
    »Im Augenblick, da ich Zwang verspüre, hört bei mir das Vergnügen auf!«
    Vier Tage lang, bis zum 3. Februar, trieben wir in diesem Golf, immer auf der Höhe des nördlichen Wendekreises, anscheinend ohne Ziel.
    Dann wendeten wir, bekamen von fern kurz Mascat zu sehen, weiße Häuser und Festungen vor schwarzen Felsen, ein greller Kontrast, dann tauchten wir wieder, und als wir am 5. Februar hochkamen, öffnete sich vor uns die Straße von Bab al Mandab. Am nächsten Tag sahen wir Aden.
    Ich glaubte, Nemo werde jetzt wieder kehrtmachen, um nicht in den Schlauch des Roten Meeres zu geraten, der ihm hätte gefährlich werden können, da Lesseps mit seinem Suesdurchstich noch nicht fertig war. Der einzige Fluchtweg für die Nautilus aus diesem engen Meer war also die Straße von Bab al Mandab, die wir am 7. Februar innerhalb einer Stunde durchfuhren, allerdings unter Wasser, da in dieser Gegend zu viele englische und französische Linienschiffe verkehrten. Gegen Mittag waren wir im Roten Meer.
    Dieses bibelberühmte Rote Meer erhält eine so geringe Wasserzufuhr durch Flüsse und Regen, dass darin jährlich eine Schicht Wasser von 1,5 m Dicke verdunstet. Wäre dieser Golf nicht mit dem Indischen Ozean in Verbindung, läge er längst völlig ausgetrocknet da. Dies Meer war zur Zeit der Ptolemäer und der römischen Kaiser eine der Hauptstraßen des Welthandels, und wenn der Sueskanal erst wieder besteht, wird es seine alte Bedeutung wiedererlangen.
    Nachdem wir am 8. Februar

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