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20.000 Meilen unter den Meeren

20.000 Meilen unter den Meeren

Titel: 20.000 Meilen unter den Meeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hat ihn fortgeführt, Ptolemäus II. wahrscheinlich vollendet. Strabo sah ihn in Gebrauch, aber nur wenige Monate im Jahr, da sein Gefälle zu gering war. Noch unter den Antoninen war er ein Handelsweg, dann versandete er, bis ihn der Kalif Omar wieder schiffbar machen ließ. Kalif Almansor aber schüttete ihn wieder zu, um seinem Gegner Mohammed ben Abdallah den Nachschub abzuschneiden. Napoleon fand in der Wüste von Sues noch die Spuren dieses Kanals.«
    »Und nun kommt Lesseps«, sagte ich mit einigem Enthusiasmus, »verkürzt den Seeweg von Cadiz nach Indien um 9 000 km und macht ganz Afrika mit einem Stich zur Insel.«
    »Ja, Monsieur, auf Lesseps können Sie stolz sein. Auf einen solchen Mann können sich die Franzosen mehr einbilden als auf ihre größten Feldherren. Der Sueskanal hätte eine internationale Aufgabe sein sollen, aber es bedurfte der Energie eines einzigen Mannes, um ihn über alle Hindernisse hinwegzubringen.«
    »Ja, er lebe hoch«, sagte ich, etwas erstaunt über die Begeisterung, mit der Nemo von diesem Manne sprach. Was verband den Kapitän mit Lesseps?
    »Wir sind übrigens übermorgen im Mittelmeer, auch ohne den Sueskanal«, sagte er dann und wandte sich zum Gehen.
    »Wie bitte?«
    »Sie machen ja ein ganz erstauntes Gesicht, Professor!«
    »Ja, entschuldigen Sie. Nein, nein, mich erstaunt schon gar nichts mehr. Aber ein wenig graust mich doch vor der Geschwindigkeit, mit der Sie ganz Afrika umrasen müssen, um bis übermorgen ins Mittelmeer zu kommen.«
    »Wer sagt denn etwas von Afrika umfahren? Ich fahre unter der Landenge von Sues durch.«
    »Ach so. Sie fahren untendrunter durch.«
    »Ja.«
    »Da ist ein Tunnel?«
    »Ja.«
    »Der geht einfach unter all dem Sand der Sueswüste durch. Hören Sie, Kapitän, Sie dürfen nicht versuchen, mich auf den Arm zu nehmen.«
    »Der Sand, Professor, reicht nur bis in 50 m Tiefe. Dann kommt solider Felsgrund und in diesem Felsgrund ist eine zwar enge, aber doch passierbare Durchfahrt offen, die ich den ›Arabischen Tunnel‹ genannt habe.«
    »Haben Sie die Durchfahrt zufällig gefunden?«
    »Eigentlich mehr durch Überlegung. Ich merkte, dass sich im Roten und im Mittelländischen Meer einige gleiche Fischarten finden, Streifdecken zum Beispiel, Schlangenfische, Meeradler und so weiter. Die Frage einer Verbindung zwischen beiden Meeren stellt sich also von selbst. Da das Mittelmeer tiefer liegt als das Rote, musste eine eventuelle Strömung von hier nach dort gehen. Ich beringte also eine große Anzahl Fische vor Sues. Einige dieser Exemplare mit Ring am Schwanz fing ich dann später vor der syrischen Küste wieder ein. Einfach, nicht wahr? Ich bin dann mit der Nautilus hinabgetaucht, habe die Passage gefunden, mich hineingewagt und bin auch durchgekommen – ebenso wie Sie durchkommen werden.«
    Als ich Conseil und Ned Land von dem bevorstehenden Abenteuer erzählte, schlug sich der Kanadier mit der flachen Hand an die Stirn.
    »Ein Tunnel zwischen beiden Meeren? Wer soll denn das glauben?«, rief er. »Nicht ich, so gern ich’s möchte.«
    Am Abend schwammen wir unter 21° 30’ nördl. Breite auf der Oberfläche des Roten Meeres und sahen Dschidda langsam vorbeigleiten. Wir tauchten zur Nacht. Am nächsten Tag, dem 10. Februar, mussten wir uns wegen des regen Schiffsverkehrs bis Mittag unter Wasser halten. Dann erst konnten wir unseren Spaziergang auf der Plattform antreten.
    »Sehen Sie mal dort drüben, Professor!«, rief der Kanadier plötzlich und deutete nach Osten. Ich strengte meine Augen an, aber da sie nicht so gut waren wie die von Ned Land, entdeckte ich nichts.
    »Ja, jetzt seh ich’s!«, rief da Conseil.
    Ich bildete mit den hohlen Händen Sehröhren um meine Augen und spähte noch einmal. Und da erkannte auch ich es: Ein länglicher schwarzer Körper trieb auf der Wasseroberfläche. Er sah aus wie eine zweite Nautilus .
    »Muss irgendein Seetier sein!«, sagte der Kanadier.
    »Gibt’s denn hier Wale?«, fragte Conseil.
    »Selten.«
    »Wale kenn ich«, sagte Land. »Und das da ist keiner. Wir müssen warten, bis wir näher heran sind.«
    Unsere ganze Aufmerksamkeit konzentrierte sich jetzt beim Näherkommen auf dieses merkwürdige Tier.
    »Seh ich recht?«, rief Ned Land plötzlich. »Es schwimmt, es taucht wie ein Wal. Aber es ist kein Wal, zum Teufel. Diese Flossen sehen aus wie verstümmelte Gliedmaßen … es liegt da auf dem Rücken … und streckt seine Brüste in die Luft …«
    »Dann ist’s eine Sirene!«, rief

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